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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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das war im Moment ihr geringstes Problem.
    Sie rubbelte sich die Haare mit einem Handtuch trocken, schminkte sich ein wenig und ging – nach einem kurzen Blick in den Flur, um zu sehen, ob die Luft rein war – hinunter in die Küche, in der es zum Glück schön warm war. Dort setzte sie sich und legte die Hände um einen großen Becher mit heißem Kakao, den ihre Mutter ihr hinstellte.
    Dieser Raum war in Tomatenrot mit grellen gelben Akzenten gestrichen. Während Kim Penelope zusah, die den Herd und die Spüle abwischte, stiegen dunkle Gedanken in ihr auf – klinische Depressionen, frühzeitiges Alzheimer, eine seltene Form von Demenz …
    „Mom …“
    „Es war die einzige Möglichkeit für mich, das Haus zu behalten“, beantwortete ihre Mutter die Frage, bevor Kim sie überhaupt gestellt hatte.
    „Ich dachte, du hast es schulden- und hypothekenfrei von Grandma geerbt.“
    „Das habe ich auch, aber dann brauchte ich Geld. Also habe ich mich auf ein unüberlegtes Darlehen eingelassen. Ich fürchte, das ist keine sonderlich kluge Entscheidung von mir gewesen.“
    Es fühlte sich merkwürdig an, mit ihrer Mutter über Finanzen zu reden. Ihr Vater hatte sich immer allein darum gekümmert und sie beide niemals mit einbezogen. „Wie schlimm ist es? Meinst du, das Haus lässt sich ohne die Gäste nicht halten?“
    „Ich meine, dass ich es mir nicht leisten kann, nicht zu arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen.“ Ihre Stimme klang ruhig, aber auch resigniert.
    „Das ist verrückt, Mom. Was ist passiert? Wir hatten doch alles. Dad hat Unmengen an Geld verdient.“ Kim betrachtete das Gesicht ihrer Mutter und fragte sich, wieso sie ihr plötzlich wie eine Fremde vorkam. „Oder nicht?“
    Penelope hielt inne, legte das Tuch beiseite und setzte sich zu ihr an den Tisch. „Kimberly, vielleicht war es falsch von mir, dir nichts davon zu erzählen, aber ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich wusste, das würdest du tun, wenn ich dir von meinen neuen Lebensumständen berichte.“
    „Sorgen?“, fragte Kim. „Ach wirklich?“
    „Kein Grund, sarkastisch zu werden, Liebes. Wir haben beide unsere Geheimnisse voreinander.“
    „Tut mir leid. Welcher Teil von ‚mein Freund hat mir ein Veilchen verpasst‘ ist geheim?“
    „Ach Kimberly. Ich bin diejenige, der es leidtun sollte.“
    „Sprich einfach mit mir, Mom. Ich bin ein großes Mädchen. Ich komme damit schon klar.“
    „Nun, die Wahrheit ist, dass dein Vater einen riesigen Schuldenberg hinterlassen hat.“
    Das ergab keinen Sinn. Sie hatten definitiv nicht wie eine verschuldete Familie gelebt.
    „Das verstehe ich nicht.“
    Ihre Mutter lächelte, doch es wirkte nicht fröhlich.
    „Ich hatte die Vorstellung, ich könnte dir deine Erinnerungen an deinen Vater bewahren, aber ich schätze, das war ein wenig naiv von mir.“
    „Wie meinst du das? Hatte er ein geheimes Zweitleben, von dem du erst nach seinem Tod erfahren hast?“
    Penelope faltete die Hände auf dem Tisch. „Ja, auf gewisse Weise könnte man das so sagen. Er hat nie ein Wort über die Schulden verloren. Ich hatte keine Ahnung, und bis heute verstehe ich es auch noch nicht ganz. Er hat in eine Reihe Hedgefonds investiert, die vorzeitig geschlossen worden sind, weshalb er verschiedene Hypotheken auf unser Eigentum aufnehmen musste. Es ist nicht so, dass ich deinen Vater nicht geliebt habe“, sagte sie. „Das habe ich. Sehr sogar. Ich habe das Leben genossen, ohne zu wissen, dass wir weit über unsere Verhältnisse gelebt haben. Manchmal glaube ich, das war es, was ihn umgebracht hat. Der Stress. Die Belastung, so zu tun, als ob.“
    „Ich hatte ja keine Ahnung.“ Kim schloss die Augen und versuchte, das Bild ihres Vaters heraufzubeschwören, der immer so distinguiert und reserviert gewesen war. Sie beide hatten seit jeher eine turbulente Beziehung miteinander gepflegt. Was sie jetzt hörte, ließ ihn nur noch distanzierter erscheinen, so als hätte sie ihn nie wirklich gekannt.
    „Als ich mich nach seinem Tod um die Papiere gekümmert habe, ist alles ans Licht gekommen“, sagte ihre Mutter. „Ich musste Maßnahmen ergreifen, um seine Verbindlichkeiten zu decken. Ich habe … einige Dinge verkaufen müssen.“
    Das Zittern in ihrer Stimme verursachte Kim ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. „Was für Dinge, Mom?“
    „Nun ja … alles.“
    Alles. Das war unbegreiflich. Sie besaßen eine Wohnung in Manhattan, ein Wochenendhaus auf Long Island und einen Bungalow

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