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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Neunzigerjahre gab es ungefähr vierzigtausend Abschiebungen im Jahr. Heute sind es um die dreihunderttausend. Die Einwanderungsbehörde behauptet, sie würde sich lediglich krimineller Elemente entledigen, das stimmt natürlich nicht immer. Bei den Razzien werden auch viele Arbeiter und sogar Kriegsveteranen festgesetzt.“
    „Das ist nicht hilfreich“, sagte Bo mit Blick auf AJ.
    „Doch. Ich will wissen, woran ich bin“, widersprach der Junge. „Selbst wenn es schlechte Neuigkeiten sind.“
    „Es muss nicht unbedingt schlecht für uns sein“, sagte Sophie. „Es bedeutet nur, dass wir eine andere Strategie finden müssen. In der Zwischenzeit wird dein Zuhause hier in Avalon bei Bo sein.“
    Bo versuchte, AJs Gesichtsausdruck nicht persönlich zu nehmen. „Okay, ich bin nicht der Vater des Jahres“, gab er zu. „Aber ich bin bereit, meinen Teil zu leisten.“ Wenn er sich als Pitcher auf dem Spielfeld befand, war es leicht für ihn, den Batter zu lesen. Anhand der Art, wie der andere auf dem Schlagmal stand, wohin seine Augen sich richteten, was er mit seinem Unterkiefer machte, konnte er ahnen, was er dachte und womit er rechnete. Bo fragte sich, ob diese Technik auch bei dem Jungen funktionierte. Wenn ja, dann strahlte AJ Angst und Wut aus, was keine gute Kombination war. Ein Batter, der sich in diesem Zustand einem Pitcher stellte, erwartete, von einem hart geworfenen Ball getroffen zu werden.
    Er streckte die Hand erneut nach AJs Schulter aus, wollte ihm Trost spenden, doch dieses Mal war der Junge vorbereitet und entzog sich schnell seiner Berührung.
    „Ich guck mal, ob noch Kuchen übrig ist“, sagte AJ und ging in Richtung Küche davon.
    Bo sah Sophie an. „Was soll ich sagen? Dieses Kind liebt mich.“
    Sie lächelte, doch in ihren Augen schimmerte es verdächtig. „Er hat fürchterliche Angst, und wer könnte ihm das verdenken? Aber ihr zwei werdet das gemeinsam durchstehen, das weiß ich.“
    „Okay, jetzt mal realistisch, Sophie. Wie stehen Yolandas Chancen?“
    „Es ist genau so, wie ich es AJ gesagt habe. Alles kann passieren. Das Wichtigste ist, jeden Aspekt des Falles genau zu analysieren. Wir müssen möglichst viel über Yolanda in Erfahrung bringen, selbst das, was sie uns lieber nicht verraten würde.“
    „Was soll das heißen?“ Ihm war ein wenig unbehaglich zumute.
    „Ich bin mir nicht sicher. Ich denke nur, das Ganze könnte länger dauern, als dir oder AJ recht ist.“ Sie schaute ihn aufrichtig an. „Ich versuche nur, realistisch zu sein, Bo. Manchmal geschehen die Dinge nicht zum besten Zeitpunkt.“
    „Ich kann das nicht, Sophie. Ich bin vollkommen unvorbereitet. Ich lebe über einer Bar , um Himmels willen.“
    „Ist es da sicher?“
    „Ja, aber die Wohnung ist winzig, außerdem zu laut und bestimmt nicht der richtige Ort für ein Kind. Wenn das hier länger dauert, werde ich mir eine andere Unterkunft suchen müssen.“
    „Dann schlage ich vor, dass du das tust.“
    Er nickte und zog sein Handy heraus. „Ich muss einen Anruf tätigen.“
    „Und ich muss mir ein Stück Kuchen sichern, bevor er alle ist.“ Sophie ließ ihn allein und ging in die Küche.
    Dino Carminucci meldet sich nach dem ersten Klingeln: „Hey, was ist los?“
    Bo hatte Dino über die Situation informiert, und der hatte angeboten, einzuspringen, falls er irgendwie helfen könnte. Vielleicht konnte er wirklich etwas für ihn tun. „Sophie – die Anwältin – sagt, dass es eine Weile dauern kann“, sagte Bo, nachdem er ihn auf den neuesten Stand gebracht hatte.
    „Geht es deinem Sohn gut?“
    „Nein“, erwiderte er. „Wie soll es einem Jungen gut gehen, dessen Mutter in Abschiebehaft sitzt? Ich meine, ich habe in meinem Leben schon einige schlimme Wochenenden erlebt, aber das hier …“ Er hielt inne und atmete tief durch. „Wir müssen für eine Weile einen anderen Platz zum Wohnen finden. Über der Hilltop Tavern ist es für mich alleine toll, doch es ist nicht der richtige Ort für ein Kind.“
    „Was für ein Glück, dass du mich angerufen hast“, sagte Dino. „Ich habe den perfekten Platz für euch. Kommt nach eurem Besuch bei der Anwältin zu mir. Wir kriegen das schon hin.“
    „Das ist die perfekte Wohnlösung, von der du gesprochen hast?“ AJ starrte skeptisch auf das bunt gestrichene Herrenhaus.
    „Dino schwört, dass es hier super ist. Aber weißt du, was ich gehört habe? Es wird von einer verrückten Witwe geleitet.“
    AJs Augen leuchteten auf.

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