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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Auslauf und der Tierklinik. Ein Schild mit der Aufschrift „Shepherd Tierklinik“ stand an der Einfahrt. Die Farm war von Noahs Großeltern aufgebaut worden. Noah war hier aufgewachsen und hatte nie irgendwo anders gelebt, außer während seiner Zeit auf dem College und in Cornell, wo er studiert hatte. Bo fiel es schwer, sich vorstellen, wie es war, zu einer Familie zu gehören, die Wurzeln hatte, die so lange Zeit an einem Ort gelebt hatte, die zusammengeblieben war. Noah war der ausgeglichenste, fröhlichste Mensch, den er kannte, und er nahm an, das kam von einem tiefen, lebenslangen Gefühl der Geborgenheit. Er wünschte, jemand hätte AJ die gleiche Sicherheit vermittelt, doch dazu war es vermutlich zu spät.
    Er stellte das Auto neben dem Haus ab. Kaum waren sie ausgestiegen, kamen zwei große Fellbündel über den schneebedeckten Hügel auf sie zugelaufen. AJ sprang schnell wie der Blitz zurück in den Wagen und schlug die Tür hinter sich zu. Bo kannte die beiden freundlichen Hunde namens Rudy und Opal gut, aber auf einen Jungen, der von einem ihrer Artgenossen ins Gesicht gebissen worden war, wirkten sie vermutlich furchterregend.
    „Beruhigt euch“, sagte er, während die Hunde um ihn herumsprangen. „Und jetzt zurück.“ Zum Glück waren die beiden gut erzogen. Sie machten ein paar Schritte weg von ihnen und blieben auf Abstand. „Ist gut“, sagte Bo zu AJ. „Sie kommen nicht näher. Versprochen.“
    AJ zögerte.
    „Alles ist gut, wirklich“, wiederholte er. „Ich schwöre, ich werde sie nicht in deine Nähe lassen.“
    Langsam stieg AJ aus dem Auto und ging zur vorderen Veranda. Bo machte sich nicht vor, dass er dem Jungen geholfen hatte, seine Angst zu überwinden. AJ versuchte nur, das Gesicht zu wahren.
    Sophie erwartete sie strahlend lächelnd an der Tür. Sie war blond und so zart wie der Sonnenaufgang und wirkte trotz der abgetragenen Jeans und des Pullovers mit dem Fleck, der nach Weintraubengelee aussah, sehr attraktiv.
    „Hey Bo“, sagte sie und wandte sich dann AJ zu. „Ich bin Sophie. Du musst AJ sein.“
    „Ja, Ma’am.“
    Sie traten ins Foyer, und der Junge schaute sich unsicher um.
    „Kommt, gebt mir eure Jacken.“
    Als sie Noah geheiratet hatte, hatte sie jeden Aspekt seines Lebens verändert, inklusive seines Hauses. Zu Noahs Junggesellentagen war es der perfekte Ort für einen alleinstehenden Mann gewesen, jetzt gab es keine Spur mehr von leuchtenden Bierreklamen, Kickertischen, dem Schlagzeug, das immer in der Ecke des Wohnzimmers gestanden hatte, dem „Probenraum“ ihrer Band. Das alles war in die Garage verlagert worden, das war gar nicht mal so schlecht, denn sie war geheizt, und es gab eine Zapfanlage.
    Noah hatte kein Wort über die Veränderungen verloren. Er war so verdammt glücklich und trunken vor Liebe gewesen, dass Sophie das Haus in rosafarbenen Chintz hätte einwickeln können, und es hätte ihn nicht gestört. Der ganze Männerkram war durch Fotos ihrer neuen Patchworkfamilie ersetzt worden.
    „Noah ist in der Klinik“, sagte sie und zeigte vage in Richtung des gegenüberliegenden Gebäudes. „Die Kinder sind gerade beim Frühstück.“
    Sie ging voran den Flur hinunter in die große Bauernküche, an deren gelb gestrichenen Wänden die neuesten Kinderzeichnungen hingen – hauptsächlich Fingerfarbengekleckse, das Ähnlichkeit mit prähistorischer Höhlenmalerei aufwies.
    „Onkel Bo!“
    Aissa, seine Nichte ehrenhalber, winkte mit einem Stück Toastbrot, das mit Weintraubengelee bestrichen war. Sie war vier Jahre alt und so süß, dass seine Augen bei ihrem Anblick jedes Mal strahlten.
    „Hey, Kleine“, sagte er. „Und wie geht’s dir, Buddy?“, wandte er sich an ihren Bruder, der sieben Jahre alt war. Der Junge hieß Uba, doch der Name war schnell durch eine amerikanisierte Version ersetzt worden.
    Aissa streckte ihre Beine aus, die in winzigen rosafarbenen Schneestiefeln steckten. „Ich will draußen spielen“, sagte sie.
    „Du bist verrückt, weißt du das?“, fragte Bo die Vierjährige. „Da ist es bitterkalt.“
    Die Kleinen wurden von ihrem älteren Bruder Max beaufsichtigt, Sophies Sohn aus erster Ehe. Max war in der achten Klasse und schien gut mit ihnen klarzukommen. Während Bo alle vorstellte, gab AJ sich schüchtern und zurückhaltend und lehnte das Angebot von Marmeladentoast und Apfelsaft dankend ab. Er und Max beäugten einander skeptisch und ein wenig unbeholfen.
    „Kuchen“, sagte Bo und reichte die Box herum.

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