Nur Wenn Du Mich Liebst
geht es Ihnen?«
Unter anderen Umständen wäre das vielleicht als normale Frage durchgegangen, dachte Vicki und betrachtete Traceys sanftmütiges Gesicht. »Mir geht es gut, Tracey. Und wie hältst du dich so?«
»Gut... na ja, Sie wissen schon.«
»Nein, eigentlich nicht. Sag es mir.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Setz dich, Tracey.« Vicki zog einen Stuhl heran, schob ihn neben Susans und beobachtete, wie sich Tracey darauf fallen ließ.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Tracey.
Seltsame Frage, dachte Vicki und erkannte an Susans Gesichtsausdruck, dass sie dasselbe dachte. »Nein, eigentlich nicht«, sagte Vicki erneut und setzte sich auf den dritten Stuhl am Tisch. »Die Polizei hat Tony den ganzen Nachmittag vernommen und dann wieder freigelassen.«
»Sie haben ihn freigelassen?«, wiederholte Tracey ungläubig. »Warum?«
»Offenbar haben sie nicht genug Beweise, um ihn festzuhalten.«
»Aber das ist doch lächerlich. Jeder weiß, dass Tony es war.«
»Wirklich?«, fragte Vicki. »Woher?«
»Wie meinen Sie das?«
»Erzähl mir noch mal, was gestern Nacht passiert ist«, sagte Vicki.
»Das habe ich Ihnen doch schon erzählt.«
»Dann erzähl es mir noch mal.«
»Ich will nicht«, sagte Tracey und rutschte verlegen auf ihrem Stuhl hin und her. »Ich will das nicht alles noch einmal durchgehen.« Tränen schimmerten in ihren Augenwinkeln, obwohl keine einzige wirklich über ihr Gesicht kullerte, wie Vicki bemerkte.
»Wir wissen, dass es schwer für dich ist«, sagte Susan sanft. »Aber du musst doch wissen, wie wichtig es ist, sonst würde Vicki nicht fragen.«
»Erzähl mir einfach alles noch einmal von Anfang an«, ermutigte Vicki sie. »Du bist aufgewacht und hast ein Geräusch gehört.«
»Ich habe ein Geräusch gehört«, wiederholte Tracey.
»Was für ein Geräusch?«
»Ich weiß nicht. Ein lautes Klopfen.«
»Was für ein Klopfen?«
»Ich weiß nicht.«
»Auf den Boden, auf das Bett, gegen die Wand.«
»Ich weiß nicht.«
»Weil man nämlich weder an der Wand noch auf dem Boden irgendwelche Spuren gefunden hat.«
»Vielleicht war es auch eher ein Rascheln«, sagte Tracey und wand sich zwischen den beiden Frauen hin und her.
»Ein Rascheln, das laut genug war, dich zu wecken?«
»Ja.«
»Aber vorher hast du doch gesagt, dass es ein Klopfen gewesen wäre. Zwischen einem Klopfen und einem Rascheln ist ein großer Unterschied.«
»Ich weiß nicht, was für ein Geräusch es war. Nur, dass ich davon wach geworden bin.«
»Und was dann?«
»Ich habe meine Mutter schreien gehört.«
»Erst hast du das Klopfen gehört und dann das Schreien deiner Mutter?«
»Ja.«
»Und was dann?«
»Ich habe noch mehr Geräusche gehört und meine Mutter gerufen, aber sie hat nicht geantwortet.«
»Weiter.«
»Ich hatte Angst. Ich habe einen Mann mit einer schwarzen Skimaske gesehen. Er hat mich angestarrt, als wollte er mich umbringen. Ich konnte mich nicht rühren.«
»Du warst in deinem Bett?«
»Ja.«
»Der Polizei hast du aber erzählt, dass du im Flur warst.«
»Was?«
»Heute Morgen hast du der Polizei erzählt, dass du in den Flur gegangen und den Mann dort gesehen hast.«
»Genau.«
»Aber gerade hast du doch gesagt, dass du in deinem Bett gewesen wärst.«
»Sie bringen mich ganz durcheinander.«
»Wo hast du den Mann gesehen, Tracey?«
»Ich war im Flur.«
»Da bist du ganz sicher?«
»Ja. Jetzt erinnere ich mich. Ich habe Geräusche gehört. Meine Mutter hat geschrien. Ich bin aufgestanden und in den Flur gegangen.«
»Und da hast du den Mann mit der Skimaske gesehen?«
»Ja. Er hat mich angesehen, als wollte er mich umbringen, und dann hat er sich umgedreht und ist die Treppe runtergerannt.«
»Und aus der Haustür?«
»Ich glaube schon.«
»Wie ist er überhaupt ins Haus gekommen, Tracey?«
»Was? Ich weiß nicht. Er ist wahrscheinlich eingebrochen.«
»Es gab aber keinerlei Spuren für ein gewaltsames Eindringen.«
»Vielleicht habe ich die Haustür nicht abgeschlossen.« Traceys Blick zuckte nervös hin und her. »Manchmal vergesse ich abzuschließen.«
Vicki versuchte, ihren wachsenden Widerwillen zu unterdrücken. Unschuldige stellten nie Spekulationen an, nur die Schuldigen lieferten unerwartete Erklärungen. »Trug er eine Waffe bei sich?«
»Ich weiß nicht. Es war dunkel. Das konnte ich nicht erkennen.«
»Aber es war hell genug, seine Augen zu erkennen.«
»Ich habe keine Waffe gesehen.« Wieder wurden Traceys Augen bedrohlich feucht.
»Tracey,
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