Nur Wenn Du Mich Liebst
Susan.
Und was Chris' Tochter Montana anging...
Barbara sprach ein stummes Gebet und schloss die Augen. Seit ihrer Begegnung mit Tony vor ein paar Wochen hatte sie fast ständig an Chris denken müssen, doch genau das konnte sie sich nicht leisten. Wenn sie Chris jetzt in ihre Gedanken ließ, würde sie die ganze Nacht wach liegen, und es war schon spät, sie war müde und musste dringend schlafen. Barbara drehte sich auf den Rücken, und augenblicklich kreisten ihre Gedanken um Chris wie ein verirrtes Flugzeug, das im Dunkeln eine Landebahn sucht.
Sie ermahnte sich, sich zu entspannen. Man muss mit den Zehen anfangen, erinnerte sie sich, vor kurzem in der
Victoria
gelesen zu haben. Zehen, entspannen, befahl sie stumm und spürte, wie sie unter der Decke zuckten. Und jetzt langsam weiter den Körper hinauf. Zuerst die Füße. Füße, entspannen. Jetzt die Knöchel. Knöchel, entspannen. Wenn sie anfangen würde, bequemere Schuhe zu tragen, würden sich ihre Füße auch wohler fühlen, dachte Barbara. Waden, entspannen. Jetzt die Knie, dann die Oberschenkel. Meine dicken fetten Oberschenkel, dachte Barbara ungeduldig. Früher hatte sie so schöne Beine gehabt, sie hatte Bikinischönheitswettbewerbe mit links gewonnen. Und nun sieh sie dir an! Nein, sieh sie dir lieber nicht an. Du würdest sowieso nur Zellulitis, Krampfadern und hässliche, eingewachsene Härchen sehen. »Beine, entspannen«, befahl Barbara laut und wippte rastlos auf der Matratze auf und ab. Jetzt dein Hintern, dachte sie. Das war klasse. Mein dickes, fettes, weiterexpandierendes Hinterteil. Wenn sie das noch weiterentspannte, würde es das ganze Bett belegen. »Entspann dich, verdammt noch mal«, zischte Barbara, während sich ihre Gedanken um ihren Bauch knoteten. Mein dicker, fetter, aufgeblähter Bauch, dachte Barbara angewidert. Das blöde Mistding. Gleich morgen früh würde sie einen Termin mit Dr. Steeves machen, zur Hölle mit den Schmerzen und Kosten und allem. Barbara richtete sich im Bett auf und schlug die Decke beiseite. Nun, diese kleine Übung war ja ein Riesenerfolg, dachte sie und spürte förmlich, wie das Adrenalin in ihren Adern kreiste. Sie hätte sich ebenso gut eine Dosis Koffein spritzen können. Jetzt würde sie die ganze Nacht wach liegen.
»Verdammt, verdammt, verdammt!« Sie versuchte, im Dunkeln Tracey zu erkennen. »Tracey? Tracey, bist du wach?«
Doch Tracey seufzte nur und drehte ihrer Mutter den Rücken zu.
»Verdammt.« Barbara warf ihren Kopf unruhig von einer Seite auf die andere. Sie überlegte, ob sie aufstehen und auf die Toilette gehen sollte, konnte sich jedoch nicht dazu aufraffen. Sie griff nach ihrem Buch, erwischte jedoch stattdessen das Telefon. »Beinahe Mitternacht«, stellte sie befriedigt fest und drückte die Nummer, die ihre Finger mittlerweile auswendig kannten. »Inzwischen solltest du bequem liegen.«
Das Telefon klingelte einmal... zweimal...
»Hallo?« Die Stimme der jungen Frau klang schlaftrunken.
Barbara lächelte. Du Ärmste, hab ich dich aufgeweckt?
»Hallo?«, fragte die Stimme noch einmal.
Dummes Ding, dachte Barbara. Man sollte meinen, mittlerweile hätte sie es kapiert.
»Barbara, bist du das?«, fragte Pam plötzlich.
Barbara ließ den Hörer auf die Gabel fallen. Ihre Finger brannten, als wären sie mit Säure bespritzt worden. Ihr Herz pochte so wild, dass es drohte ihre Brust zu sprengen. Oh Gott, was hatte sie getan?
Ganz ruhig. Entspann dich. »Herz, entspannen«, sagte sie und lachte schrill und kreischend, ein Geräusch, das die Dunkelheit durchbohrte wie ein Eispickel einen Eisklotz.
»Mom?«, murmelte Tracey und drehte den Kopf zu ihrer Mutter um.
»Alles in Ordnung, meine Süße.« Barbara tätschelte die Schulter ihrer Tochter. »Ich habe bloß schlecht geträumt. Schlaf weiter.«
Alles in Ordnung, wiederholte sie stumm. Alles war okay. Pam hatte bloß geraten, den erstbesten Namen genannt, der ihr in den Sinn gekommen war. Sie konnte ihr unmöglich etwas beweisen. Alles in Ordnung. Leg dich hin. Versuche zu schlafen.
Es dauerte ein paar Minuten, bis Barbaras Herzschlag sich wieder normalisiert hatte. Erschöpft, verängstigt und ausgelaugt, fiel sie schließlich in einen unruhigen Schlaf und träumte, dass sie von einem tollwütigen Dobermann die Grand Avenue hinuntergejagt wurde. Der Hund knabberte an ihren Fersen und wollte gerade zubeißen, als er plötzlich stehen blieb, den Kopf wandte und lauschte. Worauf?, fragte Barbara sich.
Dann hörte sie das
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