Nur Wenn Du Mich Liebst
Stimme ist sie schon halb auf dem Weg. Sie wird hier sein, bevor du den Hörer wieder aufgelegt hast.«
Und was dann?, fragte Chris sich. »Und was dann?«
»Und dann lassen wir der Natur ihren Lauf.« Tony machte eine Pause und leckte sich anzüglich die Lippen. »Wir drei.«
Chris schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein Ernst sein. Wollte er wirklich einen Dreier mit ihr und ihrer besten Freundin vorschlagen? Und dachte er ernsthaft, dass auch nur der Hauch einer Chance bestand, dass Barbara einwilligen könnte?
»Wo liegt das Problem, Chrissy? Möchtest du deine kleine Freundin ganz für dich allein behalten?«
»Das kann nicht dein Ernst sein«, flüsterte Chris, obwohl sie nichts lieber getan hätte, als nach dem Telefon zu greifen und ihre Freundin anzurufen, und sei es nur, um ihre Stimme zu hören.
»Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass man mit anderen teilen soll? Hat sie dir nicht erklärt, dass es unhöflich ist, dein Spielzeug ganz allein für dich zu behalten?«
»Das ist doch verrückt, Tony.«
»Wie bitte? Was hast du gesagt?« Er legte den Kopf zur Seite. »Was ist hier los, Chrissy? Muss ich dir eine Lektion erteilen? Willst du mich dazu zwingen?«
Chris blickte panisch von einer dumpfen senffarbenen Wand zur anderen, auf ihrer Stirn und ihrer Oberlippe standen Schweißtröpfchen. »Pass auf, ich ziehe dieses hübsche Outfit an, das du mir gekauft hast.« Sie entknüllte die Wäsche und hielt sie an ihre Hüften. »Wir brauchen doch niemand anderen, um unseren Spaß zu haben.«
»Ich sehe doch, wie du anderen Frauen nachblickst. Ich weiß, dass du das auch gern mal ausprobieren würdest. Ich versuche bloß, nett zu dir zu sein.«
»Du bist der Einzige, den ich will, Tony.«
»Wirklich?«
»Das weißt du doch.«
»Manchmal habe ich nämlich das Gefühl, dass ich nicht angemessen gewürdigt werde«, sagte er, als würde er mit sich selbst sprechen. »Manchmal mache ich mir all die Mühe und nehme mir all die Zeit, nur um dir etwas Nettes zu kaufen«– er wies auf die zerknitterte Reizwäsche in Chris' Hand –, »und du wirkst gar nicht so richtig glücklich. Deswegen bin ich ja auf den Gedanken gekommen, dass du vielleicht glücklicher wärst, wenn wir noch eine dritte Person in unser Liebesspiel einbeziehen würden.«
Oh Gott, dachte Chris. Wie lange gärte diese Idee schon in ihm?
»Es muss auch nicht unbedingt die Barbie-Puppe sein, wenn dir das unangenehm ist. Wir könnten jemand anderen finden.«
»Wirklich, Tony. Ich will niemanden anderen. Du bist alles, was ich brauche.«
»Wirklich?«
Sie nickte eifrig. »Lass es mich dir beweisen. Bitte, Tony, lass es mich dir beweisen.«
»Zieh dich um.«
Chris rannte ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Tränen kullerten über ihre Wangen, während sie hektisch an den obersten Knöpfen ihres Kittels fingerte. »Bitte, Gott, hilf mir.« Was sollte sie machen? Sie kannte Tony gut genug, um wissen, dass ihm diese neueste Idee nicht gerade erst gekommen war, sondern dass er bereits eine Weile darauf herumgedacht und den richtigen Augenblick abgepasst haben musste, sie ihr zu eröffnen. Und sie würde auch nicht wieder verschwinden. Dass er den Gedanken für den Augenblick beiseite geschoben hatte, bedeutete längst nicht, dass er ihn vergessen würde. Nein, dachte Chris, zog ihren Kittel über den Kopf, stieg in das durchsichtige lavendelfarbene Höschen mit dem albernen Kunstfellbesatz und zog es linkisch über ihre Hüfte. Tony würde erst von seiner neuesten, obszönen Phantasie lassen, wenn er bekommen hatte, was er wollte. »Ich kann das nicht«, flüsterte sie und hakte den schlecht sitzenden BH mit dem lächerlichen Chiffoncape zu. »Ich werde es nicht tun.«
Nur dass er sie dazu zwingen würde. Das wusste sie. Er würde sie beschimpfen und schlagen, bis sie nicht nur nachgab, sondern freiwillig darum bettelte. Hatte sie ihn nicht eben angefleht? »Du bist alles, was ich brauche«, hatte sie mehr als einmal wiederholt. »Bitte, Tony, lass es mich dir beweisen.«
»Du widerst mich an.« Sie spuckte ihr Spiegelbild an und beobachtete, wie ihre Spucke an dem Glas hinunterlief. »Supergirl«, höhnte sie und schnippte nach dem mit fellbesetzten Chiffoncape, das schlaff auf ihrem Rücken hing. Was würden ihre drei Kinder am Ende des Flures wohl sagen, wenn sie ihre Mutter wie eine obszöne Comicfigur verkleidet sehen würden. Was soll's, dachte sie, als sie die Badezimmertür öffnete und ins Schlafzimmer hüpfte,
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