Nur Wenn Du Mich Liebst
reicht's, Barbara. Ich warne dich. Noch ein Anruf, und ich mache selbst ein paar Anrufe.«
»Es wird keine weiteren Anrufe geben«, sagte Barbara leise und beobachtete, wie Ron die Hände sinken ließ.
»Hier sieht es ja aus wie im Schweinestall«, sagte er, fast wie zu sich selbst.
Barbara ließ ihren Blick über die auf dem Boden verstreuten Modemagazine und die Wasserflecken auf dem Couchtisch vor dem abgewetzten grünen Sofa schweifen. Er hatte Recht – selbst im weichen Mondlicht sah das Haus unaufgeräumt und verwahrlost aus. »Ich musste die Putzfrau einsparen. Das Geld reicht nicht.«
»Ich gebe dir jede Menge Geld.«
»Es ist nicht genug.«
»Es ist mehr als genug.«
»Es ist sehr teuer, dieses Haus zu unterhalten.«
»Dann verkauf es.«
»Damit du die Hälfte kriegst?«
»Das ist die Vereinbarung, die du unterschrieben hast.«
»Die Vereinbarung besagt, dass ich hier wohnen kann, bis Tracey mit der High-School fertig ist.«
»In einem Haus, das du dir nicht leisten kannst?«
»In einem Haus, das ich liebe.«
»Du könntest etwas Kleineres finden.«
»Ich will aber nichts Kleineres.«
»Du könntest auch ein Haus mieten. Oder ein Apartment kaufen. Zurzeit gibt es jede Menge günstiger Angebote auf dem Markt.«
»Ich will kein Apartment, und ich will auch nicht zur Miete wohnen«, erklärte Barbara in dem Versuch, sich in dem Gespräch zu behaupten. »Ich möchte Tracey nicht entwurzeln.«
»Tracey geht es prima. Sie hätte kein Problem damit umzuziehen.«
»
Ich
hätte ein Problem umzuziehen.«
»Warum? Die Hälfte deiner Freundinnen ist weggezogen. Was außer purer Boshaftigkeit hält dich noch hier?«
»Ich muss mich dir gegenüber nicht rechtfertigen.«
»Ich bin ein Professor, Barbara«, sagte er bemüht sachlich. »Ich verdiene kein Vermögen. Ich kann es mir nicht leisten, zwei Familien zu unterhalten.«
»Vielleicht hättest du dir das vorher überlegen sollen«, erwiderte Barbara bitter, »bevor du beschlossen hast, weitere Kinder zu haben.«
»Darum geht es also?« Der Ausdruck in Rons Blick schwankte zwischen Mitleid und Verachtung. »Dass ich einen Sohn habe? Dass Pam und ich ein weiteres Kind erwarten?«
»Tracey ist auch dein Kind.«
»Das weiß ich. Und ich habe auch durchaus die Absicht, Tracey in jeder Beziehung zu unterstützen. Sei doch vernünftig, Barbara. Es ist schließlich nicht so, als ob ich dir zumuten wollte, auf der Straße zu leben.«
»Ich werde die Grand Avenue nicht verlassen.«
»Das machst du doch nur aus Trotz.«
»Was? Überleben?«
»Ja, und nach meinen Visa-Card-Rechnungen zu urteilen, auch auf ziemlich hohem Niveau.«
»Das war deine Idee.«
»Die Idee war, dass du in Notfällen davon Gebrauch machen kannst.«
»Ach wirklich? So sehe ich das aber ganz und gar nicht.«
»Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr«, sagte Ron und schüttelte entschlossen den Kopf. »Betrachte deinen Kreditrahmen ab sofort als gestrichen.«
»Was?«
»Dein Kredit ist gestrichen, meine Liebe.«
»Das kannst du nicht machen.«
»Wart's ab.«
»Ich rufe meine Anwältin an.«
»Und ich meinen Anwalt. Ich bin sicher, jeder Richter wird großes Verständnis für den 3000-Dollar-Armani-Notfall haben, der dich im vergangenen Monat betroffen hat, vor allem angesichts deiner nächtlichen Anrufe bei mir zu Hause.«
Barbara blickte verstohlen zur Treppe. »Würdest du bitte leiser sprechen!«
»Tu mir einen Gefallen, Barbara? Wenn du das nächste Mal zum Arzt gehst, um dich liften zu lassen, dann lass auch gleich deinen Kopf untersuchen.«
Die Wucht von Rons Gehässigkeit drückte Barbara förmlich an die Wand.
»Raus hier«, sagte sie leise, zu benommen, um sich zu rühren. »Ich möchte, dass du mein Haus sofort verlässt.«
Ron zog seinen Mantel zu und ging zur Haustür. »Du brauchst Hilfe, Barbara. Du hast dich in eine verbitterte, blutsaugende, vertrocknete alte Dörrpflaume verwandelt, und daran wird kein beschissener Schönheitschirurg der Welt etwas ändern.«
Sobald die Haustür hinter ihm zugeknallt war, gaben Barbaras Knie nach. Sie rutschte an der Wand zu Boden und blieb dort wie ein Haufen zerknüllter Wäsche liegen, die irgendjemand gesammelt und dann vergessen hatte.
So lag sie immer noch da, als Tracey ein paar Minuten später schüchtern die Treppe herunterkam. »Mom? Mom, alles in Ordnung?«
Barbara nickte, sagte jedoch nichts, weil sie ihrer Stimme nicht traute.
»Er ist bloß wütend«, sagte Tracey und kniete neben ihrer Mutter auf
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