Nur Wenn Du Mich Liebst
Geräusch auch.
Barbara richtete sich kerzengerade im Bett auf und blickte zur Uhr. Zehn Minuten nach zwölf. Sie wartete, beschloss, dass das Geräusch Teil ihres Traums gewesen war, und betete, dass das Gleiche auch für das Telefonat mit Pam galt. Sie wollte sich gerade wieder hinlegen, als sie das Geräusch erneut hörte.
Was war das?
Ihr erster Gedanke war, dass es Tracey sein musste, die in die Küche gegangen war, um eine Kleinigkeit zu essen. Doch Tracey lag neben ihr und schlief fest, wie Barbara, ohne hinzusehen, spürte. Also musste es etwas anderes sein,
jemand
anderes, der unten durchs Haus tappte. Ein Einbrecher?
Warum sollte ein Einbrecher ihr Haus auswählen, wo es in der Straße doch so viele schöne Häuser gab, die nicht verlassen und vernachlässigt aussahen? Warum sollte irgendjemand dieses Haus auswählen?
Es sei denn, er wusste, wer hier wohnte. Es sei denn, es gab einen persönlichen Grund für diesen Besuch.
Tony.
Das muss es sein, dachte Barbara mit angehaltenem Atem. Er hatte ihr gedroht.
Wenn man seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckt, kann einem alles Mögliche zustoßen
, hatte er gesagt. Wortwörtlich. Und nun war er gekommen, um seine Drohung wahr zu machen.
Was sollte sie tun? Wenn er Tracey auch nur anrühren würde...
Barbara griff nach dem Telefon und wollte den Notruf wählen, als sie Schritte auf der Treppe und eine vertraute Stimme hörte.
»Barbara«, sagte die Stimme, und dann noch einmal drängender: »Barbara.«
Sie schloss die Augen und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie musste nicht fragen, wer es war. Sie kannte diese Stimme so gut wie ihre eigene. Wortlos stand Barbara auf, zog einen dunkelblauen Morgenmantel über ihr blassblaues Nachthemd, warf einen Blick auf die nach wie vor fest schlafende Tracey und ging in den Flur.
Er wartete auf dem obersten Absatz auf sie, die Schultern unter seinem dicken Wintermantel wütend versteift.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie.
»Was zum Teufel machst
du
?«, fragte er zurück.
Barbara legte einen Finger auf die Lippen. »Tracey schläft«, flüsterte sie. »Lass uns nach unten gehen.«
»Was zum Teufel soll das?«, fragte er noch einmal, bevor sie das Wohnzimmer erreicht hatten.
»Das könnte ich dich genauso fragen«, sagte Barbara und fühlte sich in der direkten Konfrontation mit ihrem Exmann überraschend ruhig. Sagte Vicki nicht immer, dass Angriff die beste Verteidigung war? »Wie bist du hier reingekommen?«
»Ich habe einen Schlüssel«, erinnerte Ron sie.
»Den hätte ich gern zurück.«
»Dies ist mein Haus.«
»Jetzt nicht mehr. Du hast kein Recht, hier mitten in der Nacht reinzuplatzen.«
»
Ich
habe kein Recht?«
»Könntest du bitte etwas leiser sprechen? Ich möchte nicht, dass Tracey dich hört.«
»Ich vielleicht schon. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass sie erfährt, was ihre Mutter in ihrer Freizeit treibt.«
Oh Gott. »Ron, das ist wirklich unnötig.«
»Unnötig?
Unnötig
?«
»Bitte, lass uns das ganz ruhig besprechen.«
Mit den Händen in alle Richtungen gleichzeitig fuchtelnd lief Ron vor ihr auf und ab. Barbara musste unwillkürlich denken, dass er sogar in seinem Zorn noch attraktiv aussah. Selbst jetzt noch hätte sie sich am liebsten in seine Arme geworfen und ihn gebeten, zu ihr zurückzukommen. Was war mit ihr los? Hatte sie denn keinen Funken Selbstachtung?
»Was zum Teufel soll das, mitten in der Nacht bei mir anzurufen und meine Frau zu erschrecken?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest.« Erwartete sie wirklich, dass er ihr das glaubte?
»Komm mir nicht damit. Ich weiß, dass du diese Anrufe machst. Ich weiß nur nicht, warum du das tust. Gibt es dir einen Kick, meine Familie zu verängstigen? Ist es das? Mir reicht es nämlich. Uns allen reicht es. Ich bin gekommen, um dich zu warnen, dass ich, wenn das nicht aufhört, zur Polizei gehen werde.«
»Zur Polizei?«
»Und vor Gericht.«
»Vor Gericht? Wovon redest du überhaupt?« Was war los? Wann hatte sie die Kontrolle über das Gespräch und die Situation verloren? Was war mit ihrer Verteidigung passiert?
Wie aus dem Nichts zückte Ron die Scheidungsvereinbarung und wedelte damit vor ihrer Nase. »Das hier ist nicht in Stein gemeißelt, weißt du. Wenn es sein muss, gehe ich noch einmal vor Gericht.«
Barbara hörte Traceys Schritte im Schlafzimmer und wusste, dass ihre Tochter auf dem Treppenabsatz lauschte. »Ich denke, du solltest dich erst mal beruhigen.«
»Mir
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