Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
alten Lagerhauses offen stand, und schlich sich von der Seite heran. Hinter dem Türpfosten blieb sie stehen und lauschte mit wachsendem Entsetzen, als Louise in nüchternen Worten schilderte, wie sie Donald erschossen hatte.
Gemma zauderte, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Louise ausreden zu lassen, und der Angst, sie könnte zum Handeln übergehen – und um ein Haar hätte sie zu lange gezögert.
Alarmiert durch einen erregten Unterton in Louises Stimme stürmte Gemma zur Tür hinein, den Wagenheber in der erhobenen Hand, und schrie: »Fallen lassen! Lassen Sie den Spaten fallen!«– just in dem Moment, als Louise das Eisenblatt mit aller Kraft auf Hazels Kopf niedersausen ließ.
Hazel duckte sich, und ihrer schnellen Reaktion hatte sie es zu verdanken, dass sie mit einer Platzwunde am Scheitel davonkam. Im nächsten Moment hatte Gemma sich schon auf Louise gestürzt – mit einer blinden Wut, die sie selbst überraschte –, sie schreiend zu Boden geworfen und ihr den Wagenheber auf die Brust gedrückt.
Louise wehrte sich nicht mehr, als Gemma schwer atmend rittlings auf ihr saß.
21. Kapitel
Die friedliche Zeit der Fülle,
verflogen wie Staub im Wind,
Der Einklang von Mensch und Land zerstört.
Torffeuer und Musik, Kerzenlicht und Herzenswärme –
Nichts ist übrig davon,
Öd und verlassen all die schönen, einsamen Orte.
Douglas Young
Gemma hatte es gerade geschafft, Louise mit einem ausgefransten Stück Seil, das Hazel in der Scheune gefunden hatte, die Hände zu fesseln, als sie in dem Schneetreiben vor der Tür plötzlich ein pulsierendes blaues Leuchten ausmachte. Die Northern Constabulary war eingetroffen.
»Ich war mir nicht sicher, ob Sie kommen würden«, sagte Gemma eine halbe Stunde später, als sie zusammen mit Chief Inspector Ross zusah, wie Louise zu dem wartenden Streifenwagen geführt wurde. Ross hatte ihr erzählt, dass sie die ganze Strecke von Aviemore in einem Höllentempo hinter dem Streifenwagen hergerast waren, weil sie befürchtet hatten, im Schnee stecken zu bleiben.
»Ich bin lange genug bei der Polizei, um zu erkennen, wenn jemand die Wahrheit sagt, junge Frau; allerdings werde ich es Ihnen so schnell nicht verzeihen, dass Sie mir bei Callum MacGillivray zuvorgekommen sind. Ich war auf dem Weg ins Krankenhaus, als ich Ihre Nachricht erhielt.«
»
Ihnen
hätte er es vielleicht gar nicht gesagt«, erwiderte Gemma. Nachdem sie nun alle etwas entspannter waren, glaubte sie ihn ein wenig aufziehen zu dürfen.
»Tja, mag sein; in manchen Fällen ist vielleicht eher weibliches Einfühlungsvermögen gefragt. Aber bei der da…« Kopfschüttelnd sah er zu, wie der Streifenwagen mit Louise im Fond davonfuhr. Gemma hatte ihm von Louises Enthüllungen und auch von ihrer mörderischen Attacke gegen Hazel berichtet, deren immer noch stark blutende Kopfwunde von Sergeant Munro kompetent verarztet wurde. »Bei der da«, fuhr Ross fort, »können wir alle nur froh sein, dass Sie so geistesgegenwärtig reagiert haben.«
»Ich hoffe, Sie finden noch konkrete Beweise für das, was sie uns erzählt hat.«
»Da machen Sie sich mal keine Gedanken, junge Frau«, meinte Ross. »Die werden wir schon finden, nachdem wir jetzt wissen, wonach wir suchen müssen.«
Am nächsten Tag fand der Suchtrupp der Polizei Louises Gartenhandschuhe, die sie im Kräutergarten vergraben hatte. An den Handschuhen wurden Reste von Schießpulver sichergestellt, und das Labor konnte zudem Spuren von menschlichem Blut und Gewebe nachweisen – es stammte von Donald.
Der Schneesturm hatte sich fast ebenso schnell wieder gelegt, wie er aufgezogen war, und bis zum Donnerstag, dem Tag von Donalds Beisetzung, war auch der letzte Schneematsch verschwunden. Die Maisonne strahlte aus einem leuchtend blauen Himmel, und die Vögel sangen munter, als Donald Brodie auf dem Friedhof von Grantown zur letzten Ruhe gebettet wurde. Als sie zwischen Hazel und Heather an seinem Grab stand, musste Gemma sich eingestehen, dass sie froh war, ihn gekannt zu haben, wenn auch nur für kurze Zeit.
Ein Mann mit Ecken und Kanten, weder Heiliger noch Sünder, sondern ein Mensch, dessen leidenschaftliche Liebe zum Leben, zu dem Whisky, den er gemacht hatte, und zu einer ganz bestimmten Frau Grund genug war, um ihn zu trauern.
Was die Gebeine in dem alten Lagerhaus von Carnmore betraf, so hatte Ross einem Team von forensischen Anthropologen die Genehmigung erteilt, sie vom Fundort zu entfernen und zu untersuchen. Man hatte von
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