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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Badezimmertür – »vor dem Spiegel gestanden,
     sich Schaumfestiger auf die Haare gesprüht und ihn eingeknetet.« Claires Stimme nahm einen träumerischen Ton an. »Mercy hatte
     rotes, lockiges Haar wie meine Mutter. Meine Mutter knetete ihrs in derselben Weise. Es sah manchmal aus wie Feuer.«
    »Aber Sie haben das DMSO und das Digitalis in die Flasche gefüllt.«
    »Thurman und James haben gesagt, es würde funktionieren. Ich habe gehört, wie sie sich darüber unterhielten.« Claire blickte
     auf die Pistole in ihrer Hand. »Ich wünschte, Sie wären nicht wiedergekommen.«
    |307| »Das wünschten wir auch«, sagte Mary Alice.
    »Ich weiß nicht, was ich mit Ihnen machen soll.«
    »Wir könnten einfach nach Hause gehen«, schlug ich vor.
    »Ich glaube nicht. Ich frage Liliane. Sie wird es wissen.«
    Mary Alice blickte mich erneut mit hochgezogenen Brauen an.
    »Haben Sie selbst Ihre Wände mit Graffiti besprüht, Claire?« fragte ich.
    »Ich glaube schon.«
    »Das kleine Bild von der Herrin vom See war hervorragend gemacht.«
    »Welches kleine Bild?«
    »Das im Gästeschlafzimmer mit den drei auf Camelot zutreibenden Frauen.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Claire schien ein wenig zu schwanken. »Ich öffne nur eben die Hintertür«, sagte sie. »Diese
     Dämpfe machen mich ganz krank.«
    Sie trat ein paar Schritte zurück, zur Tür hin, die Pistole weiter auf uns gerichtet. »Mercy hätte Freds Arbeiten zeigen sollen.
     Sie sind so schön. Ich sagte ihr, daß Ross Perry sich täusche. Aber was verstand sie schon davon? Ihr Haar sah aus wie Feuer.
     Knisterndes Feuer. Sie hat mich geschlagen, überall.«
    »Mercy hat Sie geschlagen?« fragte ich.
    Claire blickte verwirrt drein. »Irgend jemand jedenfalls.«
    »Geben Sie mir die Pistole, Claire«, forderte Mary Alice ruhig. »Sie wollen uns doch nicht verletzen.«
    »Ich wollte, Sie wären nicht wiedergekommen. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.«
    »Geben Sie mir einfach die Pistole. Es wird alles gut.«
    Claire blickte auf die Pistole hinab und dann zu Schwesterherz hin. Sie hob bereits den Arm, um ihr die Waffe auszuhändigen.
     Jedenfalls werde ich stets glauben, daß es so war. Aber in diesem Moment flog die Tür auf und traf sie von hinten. |308| Das Knallen der Pistole und Lilianes »Claire!« waren zeitgleich zu vernehmen.
    Die Explosion und der Schrei schienen einen Moment lang in der Luft nachzuhallen, um dann am Boden zu zerschellen. Ich erinnere
     mich, an Feuerwerkskörper gedacht zu haben, deren lautes Zischen, die bunten Funken und dann die Stille.
    Wir standen alle vier da, einen Moment lang in ungläubiger Spannung verharrend. Ich blickte zu Mary Alice hinüber.
    »Verdammt«, sagte sie, einen überraschten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Und dann schlossen sich ihre Augen, und sie fiel um.
     Ich hatte nicht einmal Zeit, sie abzufangen.
    »O Gott«, schrie ich. Ich warf mich neben sie auf die Knie und nahm ihren Kopf in meine Hände. Sie war nach vorn und leicht
     zur Seite gefallen. Als ich ihren Kopf anhob, konnte ich sehen, daß sich bereits eine Blutlache am Boden bildete.
    »Rufen Sie den Notarzt! Um Himmels willen, rufen Sie den Notarzt.«
    Ich hörte die Tür zufallen und stellte fest, daß ich allein war mit Schwesterherz. »Es wird alles wieder gut«, sagte ich und
     schaukelte sie schluchzend hin und her. »Es wird alles gut. Ich werde Hilfe rufen.«
    Ich ließ sie wieder zu Boden sinken. Irgendwo mußte doch ein Telefon sein.
    In diesem Moment ging der Raum in Flammen auf. Es gab keinen schwelenden Rauch, der einen gewarnt hätte. Von einer Sekunde
     auf die andere stand alles ringsum in Brand. Und das einzige, was ich tun konnte, war die Tür zu öffnen, meine bewußtlose
     Schwester hochzuheben und sie hinaus in die Dezembernacht zu schleifen.
     
    Der Notruf sei von einer Frau gekommen, erklärten sie mir. Später, als ich Zeit hatte, darüber nachzudenken, hoffte ich, daß
     es Liliane oder Claire gewesen war. Als der Rettungswagen und die Polizeiautos in den Parkplatz einfuhren, rannte |309| ich gerade zu Mary Alices Auto, um einen Notruf loszulassen. Ich hinterfragte nicht, warum sie da waren, ich war einfach dankbar.
    »Meine Schwester!« brüllte ich und fuchtelte wie wild mit den Armen, um mich bemerkbar zu machen. Inzwischen hatte sich das
     Heulen der Feuerwehrsirenen noch in den restlichen Lärm gemischt. »Man hat auf sie geschossen!«
    Ich rannte zur Rückseite des Gebäudes und brüllte: »Hier! Hier!« Die

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