O du Mörderische
schlief Ihr Mann auf dem Sofa.« Sie nahm ein Schlückchen von ihrem Tee. »Macht er das öfter?«
»Das geht Sie nun wirklich nichts an.«
Bo Mitchell lachte. »Wie geht’s Ihrer Schwester?«
»Sie ist gestern entlassen worden. Sie hatte ihr T-Shirt mit der Aufschrift ›Zähe alte Schachtel‹ an.«
»Bestellen Sie ihr viele Grüße von mir.«
Ich brachte Bo zur Tür. »Sie wußten die ganze Zeit, daß es nicht Ross war, oder?«
»Nein, wußte ich nicht. Ihre Argumente waren ziemlich überzeugend.«
»Freut mich zu hören. Frohe Weihnachten.«
»Wünsche ich Ihnen auch.«
Wir hatten frohe Weihnachten. Irgendwie schafften wir es, alle zusammenzukommen. Wir gingen nicht in den Sonnenhut zum Essen,
weil Mary Alice noch ab und zu Schwindelanfälle |315| hatte, was laut Arzt normal war und irgendwann vorübergehen würde. Für einen obszönen Betrag lieferten die Leute vom Lokal
den Truthahn mit allem Drum und Dran ins Haus. Gut angelegtes Geld, dachte ich, während ich einen Blick auf unsere Kinder
und Enkelkinder warf, die rund um Schwesterherz’ großen Eßtisch versammelt waren. Am einen Ende des Tischs saß Bill Adams,
der sich noch immer wie wild kratzte, aber strahlend zu Schwesterherz hinüberschaute, die, eine Hälfte ihres Kopfes bandagiert,
am anderen Ende saß. Wir sollten sie aber bitte nicht Vincent nennen, sagte sie uns. Im Krankenhaus war sie bis zum Überdruß
damit aufgezogen worden.
»Sie hätte es schlimmer treffen können«, flüsterte ich Fred zu.
»Wer hätte es schlimmer treffen können?« Er war gerade in ein angeregtes Gespräch mit Freddies Celia verwickelt und ließ seinen
ganzen Charme spielen.
»Mary Alice. Mit Bill.«
»Wie kommt es, daß er sich noch immer kratzt? Er sollte Benadryl nehmen.«
Ich wandte mich ab, um mich mit Haley zu unterhalten, die links von mir saß. Sie hatte Sheriff Reuse mitgebracht, aber ich
konnte keinerlei Knistern zwischen den beiden spüren. Auf der anderen Seite des Tisches ging zwischen Debbie und Henry Lamont
hingegen ein wahres Feuerwerk hoch, und keiner von uns war daher erstaunt, als sie beim Dessert verkündeten, sie würden im
März heiraten.
»An Mamas und Daddys Hochzeitstag«, verkündete Debbie.
»Das ist ja wundervoll, mein Schatz«, strahlte Mary Alice. »Welcher Tag ist das?« raunte sie mir lautlos zu, als alle Debbie
und Henry gratulierten. Ich hielt dreimal die Finger meiner linken Hand hoch und dann noch einen einzelnen. »Am sechzehnten.
Was für ein hübscher Einfall.«
|316| Freddie stand auf, und einen Moment lang dachte ich, er wollte seine Verlobung mit Celia verkünden. Aber er hielt nur sein
Weinglas hoch und sagte: »Auf Debbie und Henry.«
Wir tranken auf die beiden. In meinem Glas war Apfelschorle, aber ich schwöre, daß ich sie spürte. Wir tranken auf Mary Alices
Gesundheit, auf meine Kraft und Stärke und auf Celias Fähigkeit, Warzen zu beschwören. Wir tranken auf Bubba, dessen rote
Schleife verrutscht war, so daß sie ein Ohr bedeckte und ihm das Aussehen der Van-Gogh-Katze verlieh.
Aber der netteste Trinkspruch kam schließlich von Fred. Unmittelbar bevor wir uns auf riesige Stücke Pekannußkuchen stürzten,
tätschelte er meinen Arm und stand auf.
»Hey«, sagte er und erhob sein Glas. »Auf uns und daß wir alle hier sind.«
Informationen zum Buch
Zwei streitlustige Schwestern werden zu unfreiwilligen Detektivinnen. Patricia Anne ist Ex-Lehrerin mit geordnetem Familienleben
und (glücklicherweise) Sinn für Humor; ihre Schwester Mary Alice ist eine Frau mit Vergangenheit: drei Ehemänner, alle viel
älter als sie, hat sie bereits unter die Erde gebracht und jeweils ein ansehnliches Vermögen geerbt.
Im Moment hat sie eine ehemannfreie Phase und jobbt als Weihnachtsfrau im örtlichen Einkaufszentrum, die rote Mütze mit eleganten
Blinklichtern ausgestattet. Das Fest rückt näher, und die täglichen schwesterlichen Wortgefechte kreisen jetzt um die Frage
der idealen Weihnachtsgeschenke. Auf der Weihnachtsparty einer schicken Galerie soll diese Frage endgültig geklärt und der
Großeinkauf begonnen werden. Doch bevor sich die beiden so richtig dem Kaufrausch hingeben können, wird die Galeristin ermordet.
Die Schwestern stolpern mitten in die Lösung des Mordfalls hinein . . .
»Ein Roman, bei dem kein Auge trocken bleibt – vorweihnachtlicher Lesegenuss.« (Stader Tageblatt)
Informationen zur Autorin
Anne George
hat acht Krimis um die »Southern
Weitere Kostenlose Bücher