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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Hitze des Feuers versengte mir schier das Gesicht.
    »Da hinten, Jimmy! Hinter dem Haus!« rief jemand.
    Ich kniete mich neben meine Schwester und tätschelte ihr die Wange. »Alles wird gut«, beruhigte ich sie, »es wird alles gut.«
    Irgend jemand packte mich und zog mich beseite. »Machen Sie mal Platz da, Lady!«
    Dunkle Gestalten umringten Schwesterherz. Ich wandte mein Gesicht von der Hitze ab und blickte auf das zugewucherte Grundstück
     auf der gegenüberliegenden Seite des Weges. Mehrere Augenpaare leuchteten in dem toten Unkraut und dem Stechwindengestrüpp.
     Katzen? Hasen? Wirf mich nicht in die Heidebüsche. »Wirf mich nicht in die Heidebüsche«, las Mama. Und Schwesterherz und ich
     lachten, weil wir schon wußten, daß der Fuchs genau das tun würde, und der Hase auch nichts anderes wollte.
    »Ich bin Leslie Morris.« Eine junge Frau in Uniform berührte mich am Arm. »Wir brauchen ein paar Informationen. Die Dame ist
     Ihre Schwester?«
    Ich nickte.
    »Als erstes müssen wir ihren Namen wissen, ihr Alter und ob sie vielleicht irgendwelche medizinischen Probleme hat.«
    »Sie ist nicht tot?«
    »Nein, sie ist nicht tot.«
    Der Boden unter mir fing an zu wanken, und die Frau stützte mich. »Kommen Sie, wir setzen uns ins Auto«, sagte sie.
    |310| »Danke, es geht schon.« Ich holte Luft. »Ihr Name ist Mary Alice Crane, und sie ist fünfundsechzig Jahre alt.«
    »Medizinische Probleme?«
    »Sie ist zu dick.«
    »Keine Krankheiten, die Ihnen bekannt wären? Irgendwelche Familienleiden?«
    »Sie hat mir Keuchhusten und Masern angehängt.«
    »Ich bin gleich wieder zurück.« Die Frau, deren Namen ich schon vergessen hatte, verschwand in der Menge um Mary Alice herum.
     Ihre Stelle wurde nun von einem jungen Mann eingenommen, der wissen wollte, was passiert sei. Ich erzählte ihm die Geschichte
     mit Claire, der Pistole und dem Benzin.
    »Wie haben Sie Mrs.   Crane aus dem Gebäude bekommen?« fragte er.
    »Ich hab’ sie getragen.«
    Er blickte mich an. »Sie haben sie getragen?«
    »Na ja, es war eine Mischung aus Tragen und Schleifen.«
    »Ich bin gleich wieder zurück«, sagte er.
    Aber ich hielt ihn am Ärmel fest. »Die Kugel hat sie am Kopf getroffen, nicht wahr?«
    Er nickte. »Ja.«
    Ich ging auf die andere Seite und setzte mich ins Gras am Wegrand. Ein weiteres Feuerwehrfahrzeug kam heulend angebraust.
     Ich konnte mir nicht vorstellen, wozu. Es war doch nichts mehr zu retten. Das alte hölzerne Gebäude stand lichterloh in Flammen.
    »Mrs.   Hollowell?« Ein weiterer junger Mann setzte sich neben mich. »Ich bin Raymond Estes. Ich habe gehört, daß Sie Ihre Schwester
     aus dem Gebäude gerettet haben?«
    »Wird sie sterben?« fragte ich.
    »Wir werden alles tun, um das zu verhindern. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich jetzt Ihren Blutdruck messe und Ihr Herz abhöre?«
    Ich zog meinen Mantel aus.
    |311| »Atmen Sie tief ein«, sagte er.
    »Morgen soll es schneien«, sagte ich.
    »Das habe ich auch gehört.«
    »Ich habe noch nie eine weiße Weihnacht erlebt. Sie?«
    »Nein, Ma’am. So, jetzt bitte tief Luft holen.« Ich fühlte das eiskalte Stethoskop auf meinem Rücken.
    »Raymond!« brüllte ein Mann. »Wir nehmen sie mit.«
    »Ich fahre mit!« Ich versuchte aufzustehen und stellte fest, daß ich es nicht konnte. Ich war wie paralysiert.
    »Komm mal kurz her, Jimmy«, schrie Raymond zurück. Gemeinsam halfen sie mir auf die Füße.
    »Können Sie laufen?« fragte Raymond. »Wir stützen Sie.«
    Ich machte vorsichtig einen Schritt. »Es ist, als wären meine Muskeln eingefroren«, sagte ich.
    »Das ist die Reaktion Ihres Körpers auf den Adrenalinstoß. Wir nehmen Sie am besten auch mit.«
    »Ich möchte zusammen mit meiner Schwester im Krankenwagen fahren.«
    »Natürlich.«
    So raste ich also zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen in einer Ambulanz durch Birmingham zum Memorial Hospital. Diesmal
     jedoch saß ich neben Mary Alice, deren Kopf mit einem Verband umwickelt und deren Halswirbelsäule ruhiggestellt war.
    Ich streckte die Hand aus und berührte die Windpockennarbe auf ihrer Wange, die selbst nach sechzig Jahren noch leicht zu
     sehen war. »Windpocken«, hatte Mama gesagt. »Hältst du das für möglich? Sie bekam die Windpocken an dem Tag, an dem du geboren
     wurdest!«
    Ich erschrak, als Mary Alice die Augen öffnete. »Maus, Claire Moon hat auf mich geschossen, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Ich finde das wirklich zum Kotzen.«
    »Ich auch.«
    |312| Sie schloß die Augen

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