Oase der Liebe
sollte man für den Mann empfinden, den man in Kürze zu heiraten beabsichtigte, dachte sie wehmütig.
„Und du bist auch heute noch meine engste Vertraute … und meine Geliebte, Jasmine“, raunte Kareef ihr ins Ohr
Geborgen in der dunklen, warmen Höhle, abgeschottet von der Außenwelt und beschützt vor dem tobenden Sandsturm, küsste er sie noch einmal, als wenn nichts und niemand außer ihnen existierte … mit einem Verlangen, das von dreizehn Jahren ungestillter Sehnsucht genährt war.
Ohne sie aus den Augen zu lassen, zog Kareef sein weißes Hemd über den Kopf und entledigte sich seiner Hose und Stiefel. Dann stand er in seiner ganzen Mannespracht vor ihr, lächelte Jasmine mutwillig zu und breitete die mitgebrachte Satteldecke vor dem Feuer aus.
Behutsam hob er Jasmine vom Boden auf, lagerte sie auf den rauen Wollstoff und zog sie langsam aus, wobei er jeden freigelegten Zentimeter ihrer samtenen Haut mit bedachten, leichten Küssen bedeckte.
Und dann versank die Welt um sie herum in einem nicht enden wollenden Strudel wilder Lust und leidenschaftlicher Ekstase. Im Augenblick höchster Erregung und Verzückung formten sich in Jasmins Herz und Seele die Worte, die sie nie gewagt hätte, auszusprechen.
Ich liebe dich, und ich werde dich immer lieben.
Doch als sie wieder zur Besinnung kam, wurde ihr traurig bewusst, dass auch diese schmerzhafte und bittersüße Erkenntnis nichts an der Realität ändern würde.
6. KAPITEL
Kareef fühlte, wie sie zitterte, öffnete die Augen und schaute sie an.
Jasmine schlief, die Wange an seine Brust geschmiegt. Ihre Schönheit ging ihm unter die Haut. Es war weit mehr als das nachtschwarze seidige Haar oder die weichen Lippen, die an zarte Rosenblätter erinnerten.
Obwohl sie den größten Teil der letzten Tage in seinen Armen gelegen hatte, war Kareefs Hunger nach ihr nicht gestillt, sondern schien ständig größer zu werden.
Er wollte die Ehescheidung nicht aussprechen!
Denn das bedeutete, Jasmine für immer aus seinem Leben zu entlassen. Behutsam zog er sich von ihr zurück, kam geschmeidig auf die Beine und verließ die Höhle, um nach seinem Hengst zu schauen. Dabei musste er eine Sanddüne überwinden, die der Wüstensturm vor den Eingang geweht hatte. Wieder zurück, streckte er sich erneut neben Jasmine aus, umschlang sie mit einem Arm und zog den rauen Stoff der Pferdedecke über sie beide.
Schon halb im Schlaf sog er tief ihren warmen Duft ein und wünschte sich, jede Nacht seines weiteren Lebens so verbringen zu dürfen. Er wollte Jasmine in seinem Bett haben, aber nicht nur da – an seinem Tisch und an seiner Seite, wenn er sich den königlichen Pflichten widmete. Sie würde Diplomaten und Besucher aus aller Welt mit ihrem betörenden Charme und Liebreiz bezaubern. Sie wäre die perfekte Königin …
Anstatt mit dieser wundervollen Fantasie in die Traumwelt zurückzugleiten, war Kareef plötzlich hellwach, wandte den Kopf und starrte mit düsterem Blick ins langsam verlöschende Feuer.
Ein König hatte keine eigenen Bedürfnisse. Die Al’Ramiz’ regierten Qusay seit Jahrhunderten. Zafir hatte den Thron aufgegeben, weil er erfuhr, dass er nur ein Ersatz für Xavian, den wahren Thronfolger gewesen war. Hier ging es um die Erhaltung der reinen Blutlinie aus dem Geschlecht der Al’Ramiz. Und deshalb war auch Kareef verpflichtet, blaublütige Erben zu zeugen. Und die konnte Jasmine ihm nicht geben.
Er versuchte, den schmerzenden Kloß im Hals loszuwerden und schaute mit brennenden Augen auf die rauen Felswände, an denen im letzten Schein des Feuers bizarre Schatten tanzten. Draußen wütete noch immer der Sandsturm, als mache er sich zu einem letzten Gefecht bereit, bevor er zum Sterben verurteilt war. Kareef legte sich zurück, zog Jasmine noch dichter an sich heran und fiel in einen unruhigen Schlummer.
„Kareef? Bist du wach?“
Die sanfte Stimme war wie Balsam auf seine wunde Seele. Langsam öffnete er die Augen, und das Erste, was er sah, war der blasse Lichtstreifen, der durch den Teil, den die aufgetürmte Sanddüne vom Höhleneingang freigelassen hatte, hereinfiel. Er hörte das Morgenkonzert der Vögel und das leise Wiehern seines Hengstes, der nach seinem Frühstück verlangte.
Der Sturm war vorbei, ein neuer Tag brach an. Ihre Zeit war abgelaufen.
Nur widerwillig wandte Kareef den Kopf. Jasmines lächelndes Gesicht war wie klares, reines Wasser. Es erquickte seine Seele. Doch gleichzeitig legte sich ein Schmerz auf seine Brust.
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