Oase der Liebe
Er wollte sie nicht gehen lassen.
„Es ist sehr früh“, log er und küsste Jasmine auf die Stirn. „Schlaf noch ein wenig.“
Für einen Moment sah es so aus, als würde sie seinen Rat befolgen, dann machte Jasmine sich von ihm frei, stützte sich auf einen Ellenbogen und schaute Kareef direkt in die Augen. „Glaubst du, man sucht schon nach uns?“
„Ja, meine Männer werden bald hier sein …“, sagte er mit schwerer Stimme und spürte, wie Jasmine sich immer weiter von ihm zurückzog.
„Dann ist es an der Zeit.“
„Wofür?“
„Dass du unsere Scheidung aussprichst.“ Das Lächeln war erloschen, ihr blasses Gesicht wirkte jetzt wie aus Stein gemeißelt. „Ich weiß, dass du den Smaragd bei dir hast.“ Als Kareef sie fast wie ertappt anschaute, lachte sie bitter auf. „Du hattest ihn schon in der Hosentasche, als du zum Pool kamst.“
„Das stimmt“, gab er unumwunden zu. „Und, ja, ich habe ihn auch jetzt bei mir.“
„So eilig hast du es, mich loszuwerden?“, fragte sie kaum hörbar.
„Ich habe versprochen, dich freizugeben.“ Obwohl er dazu am Morgen noch fest entschlossen gewesen war, erschien Kareef diese Vorstellung inzwischen absolut inakzeptabel. Er dachte an ihr leidenschaftliches Liebesspiel, Jasmines Herausforderung zum Wettreiten, den überraschend schnell aufziehenden Sandsturm und die namenlose Angst, die er um sie hatte, als sie ihm auf der schwarzen Stute, von der sie später abgeworfen wurde, ausriss.
Es war wie ein Blick in die Vergangenheit gewesen. Ihre Liebe und der entsetzliche Unfall von damals … abgespult wie im Zeitraffer.
Doch seine Ängste hatten sich nicht bewahrheitet, und die erwartete Katastrophe war ausgeblieben. Dafür gewährte ihm das Schicksal noch einen letzten, verlangenden Blick ins Paradies …
Doch sosehr es ihm widerstrebte, es zugeben zu müssen, Jasmine hatte recht. Es war an der Zeit. Der Sandsturm war vorbei, und seine Männer kämmten ohne Zweifel jeden Zentimeter Wüste auf der Suche nach ihnen durch. Sobald sie hier waren, wollte er in Richtung Shafar aufbrechen. Zurück in den Palast und zu seinen Pflichten.
Für den heutigen Abend war ein Festbankett geplant, bei dem er als königlicher Gastgeber fungieren musste. Morgen würde er den Qais Cup besuchen und am Tag darauf als Trauzeuge an Jasmine Kouris und Umar Hajjars Hochzeit teilnehmen.
„Kareef?“ In Jasmines Augen standen Tränen, und plötzlich wurde ihm bewusst, dass sie fühlte wie er. Auch sie wollte die Scheidung nicht wirklich. Diese Erkenntnis beflügelte ihn, und er fühlte sich von neuer Energie durchflutet.
„Ich werde diese Worte nicht sprechen“, sagte er fest.
„Aber das musst du!“
„Ich muss gar nichts! Ich bin der König von Qusay, und bis ich die Scheidung ausspreche, gehörst du mir!“
Du gehörst mir!
Jasmine schauderte. Kareefs Worte klangen stahlhart und rücksichtslos. Aber stimmte es nicht, was er behauptete? Sie gehörte ihm, mit Leib und Seele. Und das seit über dreizehn Jahren.
Doch jetzt war er der König von Qusay und durfte keine unfruchtbare Frau zu seiner Braut machen. Und sie könnte es nicht ertragen, in aller Öffentlichkeit seine Geliebte zu spielen. Dieser Skandal würde den von damals bei Weitem in den Schatten stellen.
Jasmine schloss die Augen und holte zitternd Luft. Sie war nach Qusay zurückgekehrt, um ihre Familie zu retten, nicht, um sie zu ruinieren. Und wie hätte sie Umar eine derartige öffentliche Demütigung zumuten können, nach allem, was er für sie getan hatte?
Sie musste die Scheidung akzeptieren, es gab keinen anderen Weg. Blieb sie bei Kareef, wie es ihr Herz diktierte, zerstörte sie damit jeden, den sie liebte.
Bald würde die Suchmannschaft eintreffen. Seine Bodyguards waren bestimmt außer sich vor Sorge darüber, dass ihr neuer König im Sandsturm ums Leben gekommen sein könnte. Jasmine spitzte die Ohren. War das nicht ein Helikopter, den sie in der Ferne hörte?
Nein!, versicherte sie sich selbst hastig. Nicht jetzt schon!
Doch sie durfte der Realität nicht ausweichen, sondern musste ihr tapfer ins Gesicht schauen. Ihre gestohlene Zeit mit dem König von Qusay war vorbei.
Jasmine befreite sich von der Decke, kam taumelnd auf die Füße und suchte ihre verstreuten Kleider zusammen.
„Bleib, es ist noch sehr früh. Es kann Stunden dauern, bis man uns hier findet.“
Sie antwortete nicht, sondern bemühte sich, so schnell wie möglich ihre Blöße zu bedecken.
„Jasmine!“ Kareef sprang
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