Oase der Liebe
zurück.
Kaum zwanzig Minuten später erschien Kareef in schwarzen Reithosen und weißem Hemd bei den Stallungen und war überrascht zu sehen, dass Jasmine bereits hoch im Sattel thronte. Als er die schwarze Stute erkannte, blieb er wie angewurzelt stehen.
„Nicht sie! Nicht dieses Pferd!“
„Aber Miss Kouri hat ausdrücklich darauf bestanden, Bara’ah zu reiten, Sire “, informierte ihn sein Stallknecht mit einem Schulterzucken. „Erfüllen Sie der Lady jeden Wunsch, haben Sie selber befohlen.“
In meiner eigenen Falle gefangen, dachte Kareef frustriert. Jasmine lächelte ihm strahlend zu. „Wollen wir?“
„Nicht diese Stute, Jasmine! Bara’ah ist unberechenbar.“
„Unsinn. Sie hatte es nur leid, immer auf der Weide eingesperrt zu sein.“
„Jasmine!“
„Und du hast doch nur Angst, zu verlieren“, spottete sie und gab der Stute die Sporen. Das kraftvolle Tier schoss vorwärts und ließ den fluchenden Kareef hinter sich zurück.
Erst fünf Minuten später gelang es ihm, Pferd und Reiterin einzuholen. Als sie ihn neben sich bemerkte, zügelte Jasmin die Stute.
„Du hast ja tatsächlich gelernt, zu reiten“, grollte er. „Darf ich fragen, wo?“
Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln. „New York.“
Jahrelang hatte Jasmine Reitstunden in Westchester County genommen und nahezu jede freie Minute mit Ausritten im Central Park verbracht. Im englischen Stil, im Westernstil und sogar nach qusanischer Art ohne Sattel. Sie hatte gehofft, damit ihren Albträumen entfliehen zu können, die sie ständig zu den schrecklichen Bildern ihrer Vergangenheit zurückführten.
Es hatte nichts geholfen, aber ihr trotzdem eine neue Art von Stärke verliehen. „Also los, Kareef!“, lockte Jasmine ihn spielerisch. „Ich wette, ich gewinne.“
Anstatt sich von ihr herausfordern zu lassen, schaute er besorgt zum Himmel empor. „Ich glaube, es braut sich ein Sandsturm zusammen. Wir sollten das Wettrennen besser verschieben.“
„Feigling!“
Ehe er reagieren konnte, war sie davongeprescht. Und sie machte ihre Sache nicht schlecht, doch Kareef besaß nicht nur das größere, stärkere Pferd, sondern hatte schon Reiten gelernt, ehe er laufen konnte. Dennoch gelang es ihm nicht, Jasmine einzuholen, bevor sie mit einem wagemutigen Sprung über einen Wacholderbusch flog und zwischen zerklüfteten Felsen verschwand. Sie ritt mit der Grazie und der natürlichen Leichtigkeit eines qusanischen Nomaden.
Voller Sorge schaute Kareef noch einmal zu dem sich verdunkelnden Himmel empor, bevor er ihr nachsetzte. „Jasmine, bleib stehen“, schrie er in wachsender Panik, doch sie hörte ihn längst nicht mehr.
Die Wolken ballten sich zu einer bedrohlichen Masse über der endlosen Wüste zusammen. Der Himmel war inzwischen fast schwarz. Kein Zweifel, der Sandsturm würde sie schneller erreichen, als Kareef befürchtet hatte, und Jasmin war dort draußen allein und hilflos. Er musste sie um jeden Preis finden.
Mit einem kraftvollen Satz schwang er sich auf den Rücken seines Hengstes und trieb ihn, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, hart an. Kareef hatte seine Jugend in diesem unwirtlichen Teil der Wüste verbracht und fürchtete als wagemutiger Reiter weder Tod noch Teufel. Wenn er vor etwas Angst hatte, dann nur davor, Jasmine für immer zu verlieren …
Sich selbst verfluchend und die Frau, die ihn zu diesem Wahnsinnsritt trieb, riss er das prachtvolle Tier auf der Hinterhand herum und fiel in einen gestreckten Galopp. Eher würde er sterben, als dieses Rennen zu verlieren!
Und dann sah er sie.
Auf der Kuppe eines Felsenplateaus stoppte Jasmine ihr Pferd aus vollem Ritt und wandte sich ihm zu. Die Stute scheute, warf ihre Reiterin fast spielerisch ab, und einen atemlosen Moment lang überfiel Kareef die grauenhafte Vision, Jasmine hätte sich bei diesem Sturz das Genick gebrochen. Selbst Bara’ah schien erschrocken, brach zur Seite aus, schüttelte noch einmal ihre Mähne und stob in entgegengesetzter Richtung davon – zu den vertrauten Stallungen, die ihr vor dem Wüstensturm Schutz bieten konnten.
„Jasmine“, wisperte Kareef. Sein Herz schlug bis zum Hals, als die Erinnerungen der Vergangenheit ihn überfluteten. Sobald er das Felsplateau erreicht hatte, schwang er sich von seinem Hengst und fiel neben Jasmine auf die Knie.
„Jasmine“, flüsterte er noch einmal heiser und beobachtete atemlos, wie sich zitternd ihre Lider hoben. Sie machte Anstalten, etwas zu sagen, doch Kareef hielt sie davon ab.
Weitere Kostenlose Bücher