Oase der Liebe
Lächeln verebbte, als sie den Blick senkte und auf den dicken Teppich zu ihren Füßen starrte. In ihrer Fantasie konnte sie helles Kinderlachen hören. Dann riss sie sich zusammen, schaute Umar ins angespannte Gesicht und lächelte erneut.
„Ich wünsche dir alles Glück der Welt. Und das meine ich ganz ehrlich“, sagte sie leise. „Dir, deinen wundervollen Kindern und deiner neuen Frau.“
„Danke.“ Umar war offensichtlich bewegt. Noch einmal küsste er zärtlich ihre Hand. „Du bist viel zu gut für mich.“
Gut? Wenn er nur wüsste! Sie war weit davon entfernt. Erneut bückte Jasmine sich, hob ihren Verlobungsring auf und drückte ihn Umar wortlos in die Hand.
„Was wirst du jetzt tun?“, fragte er neugierig.
Jasmine holte tief Luft. „Ich werde zurück nach New York gehen und mich wieder meiner Karriere widmen. Und mich um meine kleine Schwester kümmern, die dringend meine Unterstützung braucht.“
„Und der König?“
Energisch schüttelte sie den Kopf. „Seine Interessen und Pflichten liegen woanders.“
„Bist du sicher?“
Ihre Miene verschloss sich. „Kareef muss eine Frau heiraten, die ihm Kinder schenken kann.“
Umar musterte seine Ex-Braut einen Moment aufmerksam, ehe er weitersprach. „Eins möchte ich dir noch mit auf den Weg geben“, sagte er ruhig. „Manchmal muss man die Person, als die jedermann einen sehen will, einfach zur Seite schieben, um der Mensch zu werden, der seiner eigentlichen Bestimmung folgt.“
Sie starrte ihn nur an.
Jahrelang hatte sie allein in New York gelebt, Tag und Nacht hart gearbeitet, um ihre Investment-Firma aufzubauen, die ihr ein gesichertes Leben bieten sollte. Sie hatte in der Vergangenheit gelebt und in die Zukunft gedacht. Die Gegenwart hatte Jasmine stets ignoriert und vor sich verleugnet.
Jetzt war die Vergangenheit endgültig begraben, und die Zukunft lag wie ein offenes Buch mit unbeschriebenen Seiten vor ihr. In New York erwartete sie ein aufregendes Leben, das sie selbst gestalten wollte. Zum Beispiel könnte sie aus ihrem kühlen Park-Avenue-Apartment ein wohnliches Heim machen und einen Neustart nach ihrem persönlichen Gusto hinlegen. Immerhin war sie noch nicht einmal dreißig!
„Gibt es noch irgendetwas, das ich für dich tun kann, Jasmine?“, brachte sich Umar wieder in Erinnerung. „Soll ich es übernehmen, die neue Sachlage deinem Vater zu erklären?“
Das brachte ihm ein zittriges Lachen ein. „Keine schlechte Idee, aber danke, nein …“, beruhigte sie ihn. „Allerdings hätte ich doch noch eine Bitte … du hast doch einen Privatjet, oder?“
„Bitte gewährt“, versprach Umar ohne Umschweife. „Er steht dir jederzeit zur Verfügung.“
Jasmine nahm den Schleier vom Kopf und ließ ihn achtlos zu Boden gleiten. „Ich darf nicht zulassen, dass Kareef sich meinetwegen opfert …“, versuchte sie, ihrem Exverlobten ihr Dilemma zu erklären, „…aber ehe ich für immer aus seinem Leben scheide, gibt es noch etwas, das ich unbedingt klären muss.“
Jasmine trat ans Fenster und schaute hinaus in die Wüste … in die Richtung, wo ein altes lang gestrecktes Farmhaus lag, das einst ihr Garten Eden gewesen war.
„Ich kann dabei sein, wenn er zum König gekrönt wird“, sagte sie mehr zu sich selbst. „Und bevor ich Qusay für immer verlasse, kann ich eine Lüge zurücknehmen und ihm sagen …“ Sie holte tief Luft und wandte sich langsam dem Mann zu, den sie heute hatte heiraten wollen. „Ich werde ihm einfach die Wahrheit sagen …“
Kareef schaute sich schlecht gelaunt im königlichen Schlafgemach um.
Heute war sein Krönungstag!
Der riesige Raum war prachtvoll mit kostbaren Möbeln und unschätzbar wertvollen Bildern und Kunstgegenständen ausgestattet und groß genug, um die zehn Dienstboten unterzubringen, die für gewöhnlich hier herumschwirrten, um dem König zu assistieren.
Heute hatte er sie alle hinausgeworfen. Er wollte sich allein anziehen und auf die Krönung vorbereiten. Langsam trat er vor den hohen Spiegel mit dem schweren Goldrahmen, griff nach dem zeremoniellen Schwert, dessen Scheide mit Smaragden verziert war, und befestigte es an dem Gürtel, der die traditionelle weiße Festtagsrobe, den Thawb , zusammenhielt.
Dann starrte er grimmig auf sein Spiegelbild. In der letzten Woche war so viel Einschneidendes geschehen, doch im Grunde genommen hatte sich dadurch nichts geändert.
Er war König, und er war allein. Und er fühlte nichts.
Kareef hatte nur noch vage Erinnerungen
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