Oase der Liebe
an den Rückflug vom Qais-Cup nach Shafar, zum königlichen Palast. Er war sich zwar ziemlich sicher, dass er den Abend damit verbracht hatte, den zu derartigen Gelegenheiten obligatorischen Small Talk mit ausländischen Gästen und Würdenträgern zu absolvieren, aber beschwören hätte er es nicht können. Und schon gar nicht, mit wem er worüber gesprochen hatte.
Wenn er versuchte, sich den vergangenen Abend vor Augen zu malen, war das Einzige, was er vor sich sah, Jasmines totenbleiches Gesicht und die Angst in ihren Augen, als er voller Frust gegen die Wand der Privatlounge geschlagen hatte.
Du hast mir die Chance genommen, jemals Kinder zu bekommen …
Mit dem Fausthieb hatte er den tobenden Schmerz in seinem Innern betäuben wollen. Und auf eine gewisse Art war ihm das sogar gelungen. Seine Hand fühlte sich immer noch taub an. Wie sein restlicher Körper.
Er hatte Jasmine alles angeboten … seinen Namen, seinen Thron, seine Liebe. Und sie hatte ihn zurückgewiesen.
Die verunsicherten Dienstboten erwarteten ihn vor der Tür seines Schlafzimmers und folgten Kareef im Gänsemarsch bis in den Frühstücksraum, wo er die letzte Mahlzeit vor der Krönung zu sich nehmen würde.
Meine Henkersmahlzeit!, dachte er sarkastisch.
Er hatte sie geliebt, und er liebte sie immer noch. Doch er durfte nicht mit ihr leben.
„Ah, Sire !“, wurde er von seinem strahlenden Großwesir begrüßt, als er den Raum betrat. „Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen! Es ist ein sonniger und damit perfekter Tag für eine Krönungsfeier! Jetzt, da sie frei sind von … äh, vorübergehenden Verwirrungen oder Bindungen, dürfte ich um die Erlaubnis bitten, mich an die ehrenvolle Aufgabe zu begeben, Ihnen eine passende Braut zu suchen?“
Als er das Wort Verwirrungen aussprach, hob Kareef seinen Blick und heftete ihn fest auf das hagere Gesicht des alten Mannes. Akmal Al’Sayr gestattete sich eine kleine Grimasse, die Kareef nur noch mehr erbitterte. Irgendwie musste dieser gerissene Fuchs schon wieder herausbekommen haben, dass Jasmin ihm einen Korb verpasst hatte. Wie, konnte er sich allerdings beim besten Willen nicht vorstellen.
Und einmal mehr verursachte ihm das Wissen um das unsichtbare Spionagenetz, das sich über den gesamten Palast zog und in deren Mitte sein Großwesir wie eine gierige Spinne lauerte, körperliche Übelkeit.
„Meinetwegen!“ Wenn Jasmine einfach so weitermachen konnte, wollte er es auch versuchen. Seine Pflicht als Monarch war alles, was ihm blieb. Nie endende Pflichten und Verantwortung für ein ganzes Volk.
„Ein perfekter Zeitpunkt, Sire . Und ich habe sogar schon eine respektable Vorauswahl unter den Töchtern sämtlicher infrage kommender Königshäuser getroffen.“
„Suchen Sie aus, wer Ihnen am besten passt“, knurrte Kareef missmutig.
Akmal ließ sich dadurch in der Begeisterung über die unverhoffte Nachgiebigkeit seines Königs nicht beeinträchtigen. „Ich glaube, ich habe die perfekte Braut bereits gefunden!“, verkündete er voller Pathos. „Sie ist hier in Qusay, um an Ihrer Krönungsfeier teilzunehmen, Sire. Ich werde sofort mit ihren Eltern sprechen, und wenn die zustimmen, können wir gleich heute Nachmittag …“
Da von Kareef nicht die leiseste Reaktion auf die überaus aufregenden Neuigkeiten erfolgte, unterbrach er sich kurz, seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
„Es sei denn, Sie möchten Ihre Braut vorher selbst noch in Augenschein …“
„Ich habe nicht das leiseste Interesse daran“, kam es gleichgültig zurück. „Machen Sie ihr nur klar, dass es sich bei unserer Ehe um eine rein formale Angelegenheit aus innerpolitischen Gründen handelt.“
„Natürlich, Sire . Ich werde es ihr schonend beibringen“, versprach Akmal. „Allerdings … man wird von Ihnen erwarten, zukünftige Thronerben zu zeugen …“
Kareef ignorierte standhaft seinen lästigen Großwesir, häufte seinen Teller voll mit den verschiedenen Köstlichkeiten des warmen und kalten Frühstücksbuffets und schaufelte alles in sich hinein, nur um nicht weiter mit Akmal reden zu müssen.
„Fertig, Bruder?“, schallte Rafiqs kraftvolle Stimme durch den Raum.
„Ist Tahir inzwischen aufgetaucht?“, fragte Kareef, anstatt eine Antwort zu geben.
„Keine Spur von ihm.“
„Ah, ja …“ Warum überraschte ihn das nicht? Sicher hatte sein jüngster Bruder seine Meinung über eine Rückkehr in den Schoß der Familie in letzter Sekunde wieder geändert, Versprechen hin oder
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