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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Jahre alten Patientin?«
    Bingham und Washington warfen sich bei Jacks emotionalen Ausbruch einen bestürzten Blick zu.
    »Das mag alles zutreffen oder auch nicht«, sagte Bingham. »Aber was macht eine persönliche Sache daraus?«
    »Das möchte ich lieber nicht vertiefen«, antwortete Jack und zwang sich, ruhiger zu werden. Er wusste, dass er sich gerade von seinen Emotionen hinreißen ließ, genau wie im Büro des Chiropraktikers. »Es ist eine lange Geschichte, und Sie würden den Zusammenhang eher indirekt finden.«
    »Sie möchten das lieber nicht vertiefen!«, wiederholte Bingham höhnisch. »Es könnte aber sein, dass wir das für nötig halten, und wenn Sie es nicht tun, könnte es Ihnen
schaden. Falls Ihnen die Vorladung noch nicht überbracht worden ist, ist es meine unangenehme Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass ein gewisser Dr. Ronald Newhouse gegen Sie und das OCME Klage erhoben hat.«
    »Er ist kein Doktor, Himmelherrgott«, knurrte Jack. »Er ist ein verdammter Chiropraktiker.«
    Bingham und Washington tauschten noch einen kurzen Blick. Bingham war offenkundig so frustriert wie der Vater eines widerborstigen Teenagers. Calvin zeigte sich weniger gnädig. Er war einfach nur wütend und konnte seine Zunge kaum im Zaum halten.
    »Im Moment ist es ganz gleichgültig, was Sie von Chiropraktik halten«, sagte Bingham. »Was hier zur Debatte steht, ist Ihr Benehmen. Und der betreffende Herr ist höchstwahrscheinlich ein Doktor der Chiropraktik. Sie und das OCME werden wegen Verleumdung, übler Nachrede und tätlichen Angriffs verklagt.«
    »Aber ich habe den Kerl nicht mal angefasst«, unterbrach Jack. Er fand es nicht leicht, sich an seine eigenen Ratschläge zu halten, was seine Gefühle betraf.
    »Sie brauchen jemanden nicht erst zu berühren, um wegen tätlichen Angriffs verklagt werden zu können. Es reicht schon aus, wenn der Kläger glaubt, Sie seien im Begriff, ihn irgendwie zu verletzen. Waren Sie in seiner Praxis und haben Sie ihn angeschrien?«
    »Ich glaube schon«, antwortete Jack.
    »Haben Sie damit gedroht, ihn verhaften zu lassen, weil er seine Patientin umgebracht hat?«
    »Ich glaube schon«, antwortete Jack kleinlaut.
    »Sie glauben schon!«, echote Bingham verächtlich und hob zur Bekräftigung seine beiden Arme in die Höhe. Dann schrie er noch lauter: »Ich kann Ihnen sagen, was ich davon halte: Es ist ein ungeheuerlicher Missbrauch Ihrer Amtsbefugnisse. Ich hätte wirklich Lust, Sie hier rauszuschmeißen
und in unbezahlten Urlaub zu schicken, bis wir aus dieser Scheiße wieder raus sind.«
    Jack lief es kalt den Rücken hinunter. Wenn man ihn jetzt beurlaubte, würde das die Nabelschnur zu seiner emotionalen Gesundheit kappen. Er würde zu Hause bleiben müssen und an seiner Stelle müsste dann Laurie arbeiten gehen. Dann müsste er die Verantwortung für JJ übernehmen. Oh mein Gott!, dachte Jack. Er spürte seine Verzweiflung plötzlich noch stärker als zuvor. Als er das letzte Mal unter vergleichbaren Umständen Binghams Zorn ausgesetzt gewesen war, hatte er nicht an sich selbst gedacht. Aber jetzt konnte er es sich nicht erlauben, selbstzerstörerisch zu handeln. Seine Familie brauchte ihn. Er konnte sich keine Depression leisten. Bingham hatte recht, es war eine Scheißsituation.
    Bingham nahm geräuschvoll einen tiefen Atemzug und blies die Luft durch die gespitzten Lippen wieder aus. Er sah Calvin an, der immer noch auf Jack hinunterstarrte.
    »Was denkst du, Calvin?«, fragte Bingham. Seine Stimme hatte sich fast wieder beruhigt.
    »Was ich davon halte?«, fragte Calvin. »Du meinst, ob wir dieses Arschloch entweder in unbezahlten Urlaub schicken oder ob wir Kleinholz aus ihm machen sollen?«
    »Sie haben mit der Rechtsabteilung gesprochen, nicht ich«, bemerkte Bingham. »Wie haben die denn die Entschädigungsforderung beurteilt? Glauben sie, unsere Versicherung wird für diese Geschichte aufkommen, wenn es zu einer außergerichtlichen Einigung kommt oder wenn die Sache vor Gericht geht?«
    »Das glauben sie schon. Schließlich ist es keine Strafsache. «
    »Und was ist mit der Möglichkeit, dass man Stapleton böswilligen Vorsatz anhängt?«
    »Das konnten sie nicht einschätzen.«

    Jack blickte von Bingham zu Calvin und zurück. Die beiden ignorierten ihn jetzt, so als sei er gar nicht anwesend.
    Zwischen den beiden Männern ging es noch einige Male hin und her, dann richtete Bingham seine Aufmerksamkeit wieder auf Jack. »Wir reden hier darüber, ob Ihr Verhalten von der

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