Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
erzählen werde, diesen Raum nicht verlässt. Es ist eine sehr persönliche Angelegenheit.«
    »Ich denke, das müssen Sie uns schon selbst überlassen«, sagte Bingham. »Wenn die Sache vor Gericht geht, ist es gut möglich, dass wir aussagen müssen. Falls das geschehen sollte, können wir uns nicht durch ein Versprechen gebunden fühlen, das wir Ihnen gegeben haben.«
    »Das sehe ich ein«, entgegnete Jack. »Aber von einer
gerichtlichen Aussage einmal abgesehen möchte ich gern darauf vertrauen können, dass Sie Lauries und mein Geheimnis bewahren.«
    Bingham blickte zu Calvin, der zustimmend nickte.
    »Ist das Baby okay?«, fragte Calvin rasch.
    »Unglücklicherweise nicht«, räumte Jack ein, und im selben Moment bekam seine Stimme einen anderen Klang. »Sie wissen sicherlich, dass Laurie aus dem Schwangerschaftsurlaub nicht wie vereinbart zurückgekehrt ist.«
    »Selbstverständlich wissen wir das«, sagte Calvin ungeduldig, als ob Jack seine Geschichte absichtlich in die Länge zog.
    »Unser Kind ist todkrank«, brachte Jack hervor. Er hatte noch niemandem von JJ erzählt, so als fürchtete er, schon allein darüber zu reden würde die Situation realer machen. Seit dem Schock der Diagnose hatte Jack die Wahrheit so gut es ging verdrängt — das war seine Art, damit umzugehen.
    Er zögerte wieder und atmete einige Male tief ein und aus. Bingham und Calvin warteten. Sie konnten sehen, dass sein Kinn zitterte, und sie wussten, dass er mit den Tränen rang. Sie wollten mehr Details erfahren, aber sie waren bereit, ihm Zeit zu lassen, damit er sich sammeln konnte.
    »Ich weiß, dass ich in den letzten drei Monaten, was meine Arbeit betrifft, nicht mehr ich selbst war«, sagte Jack.
    »Aber wir hatten keine Ahnung«, unterbrach Bingham, der sich plötzlich schuldig fühlte, weil er Jack so hart angefasst hatte.
    »Nein, natürlich nicht«, fuhr Jack fort. »Wir haben es nur Lauries Eltern erzählt.«
    »Würden Sie uns die Diagnose nennen?«, fragte Calvin.
»Es geht uns zwar nichts an, aber ich möchte es gern wissen. Sie wissen, was ich für Laurie empfinde. Sie ist wie ein Familienmitglied.«
    »Neuroblastom«, antwortete Jack. Er musste noch einmal tief Luft holen, bevor er weiterreden konnte. »Hochrisiko-Neuroblastom. «
    Stille breitete sich aus, während Bingham und Calvin diese Enthüllung verdauten.
    Calvin brach mit sanfter Stimme das Schweigen: »Wo wird er behandelt?«
    »Im Memorial. Er ist in einem Behandlungsprogramm, aber das musste leider gestoppt werden, weil er Antikörper gegen das Mäuseprotein entwickelt hat. Nachdem er mit der Chemo durch war, basierte seine Behandlung auf monoklonalen Antikörpern von Mäusen. Unglücklicherweise kann er im Moment nicht behandelt werden. Sie können sich bestimmt denken, dass Laurie und ich mit dieser Verzögerung nur schwer fertigwerden.«
    »Nun«, sagte Bingham nach einer weiteren kurzen und unangenehmen Stille. »Das wirft ein ganz neues Licht auf die gegenwärtige Lage. Vielleicht brauchen Sie wirklich einen Urlaub. Aber einen bezahlten Urlaub. Vielleicht sollten Sie zu Hause sein bei Ihrer Frau und Ihrem Kind.«
    »Nein«, sagte Jack mit Nachdruck. »Ganz im Ernst, das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist eine Freistellung. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie frustrierend es ist zuzuschauen, wie das eigene Kind leidet, und nichts dagegen tun zu können. Ihre Drohung mit Beurlaubung hat mir erst den Anstoß dafür gegeben, Ihnen alles zu erzählen.«
    »Gut«, antwortete Bingham. »Keine Beurlaubung. Aber im Gegenzug müssen Sie mir versprechen, künftig von Ortsterminen abzusehen. Besonders bei Chiropraktikern. «

    »Versprochen«, sagte Jack. Aus seiner Sicht stellte das kaum ein Zugeständnis dar.
    »Aber ich verstehe auch jetzt noch nicht ganz, warum Sie sich in der Praxis des Chiropraktikers so benommen haben«, meinte Bingham. »Gibt es einen bestimmten Grund oder haben Sie nur ganz allgemein etwas gegen die Branche? Aus dem, was Sie anfangs sagten, lässt sich schließen, dass Sie keine hohe Meinung von der chiropraktischen Therapie haben. Haben Sie persönlich schon einmal schlechte Erfahrungen mit Chiropraktikern gemacht?«
    »Absolut nicht«, antwortete Jack. »Ich hatte noch nie mit einem zu tun und wusste auch nicht viel über sie. Erst wegen meiner VD-Patientin gestern habe ich beschlossen, die Chiropraktik und allgemein die Alternativmedizin mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, um mich abzulenken. JJ hat mich doch

Weitere Kostenlose Bücher