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Oben ist es still - Bakker, G: Oben ist es still

Oben ist es still - Bakker, G: Oben ist es still

Titel: Oben ist es still - Bakker, G: Oben ist es still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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Runde Karten. Ich drehe mir eine Van Nelle, zünde sie an, stehe auf und gehe durch den Garten, den Kopf im Nacken. Tabakpäckchen und Feuerzeug schiebe ich in eine Gesäßtasche. Das Rauchen gefällt mir, es paßt wohl zu mir. Er hat nichts dazu gesagt, vielleicht denkt er, daß ich schon seit Jahrzehnten rauche. Er hat die Lampe über dem Tisch angemacht. Nicht, weil es nötig wäre, sondern weil er Licht überm Tisch gewohnt ist, wenn er Karten spielt. Der Waldkauz scheint zum Greifen nah zu sein, nach seinen traurigen Rufen zu urteilen. Eskönnte übrigens genausogut eine Waldohreule oder ein Steinkauz sein. Mit Eulen kenne ich mich nicht aus; weil hier viel Wald ist, habe ich eben gleich an einen Waldkauz gedacht. Diese Rufe sind noch schlimmer als der Anblick von nassen, hinkenden Schafen oder ungeschorenen Schafen während einer Hitzewelle. Wenn ich sie höre, habe ich ein hohles Gefühl in der Gegend des Brustbeins. Als hätte ich nicht gerade erst gegessen.
    »Kommst du?« Er steht in der Tür, aber er klingt nicht wirklich ungeduldig.
    Ich sage nichts, hebe nur die Hand.

    Eselmann nennt er mich. Dabei bin ich jetzt zum ersten Mal, seit ich sie habe, ohne die Esel. Teun und Ronald haben versprochen, gut für sie zu sorgen. Nein, nicht zuviel Futterrüben, Möhren und altes Brot; ja, wenn es regnet, in den Stall; ja, immer nach dem großen Wasserfaß schauen (»Aber ein Eimer Wasser ist ganz schön schwer«, meinte Ronald). Sie sorgen auch für die Lakenvelder Hühner. Die Eier kann ihre Mutter für Rührteig und Pfannkuchen verwenden. Teun wird jeden Tag eine Runde über die Schafkoppel machen. Er ist stark genug, um einem Schaf, das auf dem Rücken liegt, auf die Beine zu helfen, vielleicht sogar, um ein Lamm aus dem Wasser aufs Trockne zu befördern. Wenn nicht, kann er seinen Vater zu Hilfe holen. Ada hat versprochen, ab und zu »mit dem Staubsauger durchs Haus zu gehen« und »die Augen offenzuhalten«. Sie wollte wissen, wie lange ich wegbleiben würde. »Das weiß ich nicht«, habe ich gesagt. Kurz vor meiner Abreise kam sie vorbei, um in Wims Auftrag zu fragen, was ich mit meiner Milchquote vorhätte.
    »Das ist die Chance für ihn«, sagte sie. »Für uns«, verbesserte sie sich gleich.
    Ich antwortete, daß ich darüber noch nachdenken wollte, und fragte, warum Wim nicht selber vorbeikäme, um mit mir über meine Quote zu sprechen.
    Sie schaute mich an, als ob sie wieder irgendeine Ausrede für ihn erfinden wollte, aber dann sagte sie nur: »Er traut sich ganz einfach nicht.«
    Etwas später fragte sie noch, warum ich die Schafe nicht abgegeben hätte.
    »Keine Ahnung«, sagte ich.

    Eselmann. Mir ist es recht.
    Wenn mich jemand bei meinem Namen nannte, Helmer, dachte ich mir immer »Henk und« davor. Immer. Es spielte keine Rolle, wie lange er schon tot war, unsere Namen gehörten zusammen, wie Peek und Cloppenburg, wie Kanis und Gunnink, wie Van Gend und Loos.
    Vielleicht hatte Riet doch recht gehabt, als sie an dem kalten Januartag auf dem Friedhof sagte, man könnte jemand anders werden. Damals hatte ich mich darüber geärgert, dabei hätte ich, wenn ich etwas aufmerksamer gewesen wäre, schon an der überfahrenen Ente sehen können, daß es stimmte. Die war innerhalb kürzester Zeit jemand anders geworden. Ein toter Jemand.

    Nein, keine langen Reihen von Schwalben auf durchhängenden Stromdrähten. Die Masten stehen noch, aber die Leitungen sind verschwunden. In der ganzen Gegend heben Männer in orangefarbenen Anzügen schmale Gräben neben den Straßen aus und verlegen dicke Kabel. Wenn ich ein Jahr später gekommen wäre, hätte ich nicht einmal gewußt, daß auch hier früher Masten gestanden und Drähte gehangen haben.
56
    Ich halte immer noch Ausschau nach der Eule. Beim Rauchen kann man gut in Gedanken versinken. Während ich Ausschau halte, denke ich, ohne daß ich mir genau darüber im klaren wäre, woran ich denke. Ich habe nicht »Ich komme« gesagt, ich habe nur die Hand gehoben. Das kann alles mögliche bedeuten. Jaap hat sich auf einen Hocker am Fenster gesetzt. Er wendet mir den Rücken zu. Auch er raucht, ganz ruhig wartet er darauf, daß ich ins Haus komme. Ich werfe die Kippe ins Gras und drücke sie mit der Schuhspitze aus. Dann gehe ich an seinem Auto vorbei zum offenstehenden Tor.
    Ich orientiere mich an der Sonne; hin und wieder verliere ich sie aus dem Blick, wenn sie von Bäumen und anderen Ferienhäusern verdeckt wird. Ich muß mich in einem Gewirr von Wegen und

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