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Oberst Chabert (German Edition)

Oberst Chabert (German Edition)

Titel: Oberst Chabert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Lachen den Obersten nicht aus den Augen verloren, sondern mit einer Neugierde betrachteten, die einer so sonderbaren Persönlichkeit gebührte.
    Der Graf Chabert war schon bei Derville, als seine Frau ins Bureau trat.
    »Sagen Sie doch, Boucard, jetzt wird sich eine einzigartige Szene beim Chef abspielen. Die Dame kann dann alle geraden Tage zu dem Grafen Chabert gehen und sich an den ungeraden ihrem andern Gatten widmen.«
    »An den Schalttagen, wer ist dann an der Reihe?«
    »Schweigt doch! Man kann uns hören«, sagte ernst der Bureauvorstand. Ich habe nie ein Bureau gesehen, wo man sich so über die Klienten lustig gemacht hat wie hier.«
    Derville hatte den Grafen in sein Schlafzimmer geführt, als die Gräfin eintrat.
    »Meine gnädige Gräfin, ich wußte nicht,« sagte er, »ob es Ihnen genehm sein wird, den Herrn Grafen Chabert zu sehen, und so habe ich Sie beide separiert. Aber wenn Sie wünschen ...«
    »Mein Herr, ich danke Ihnen für Ihre Zuvorkommenheit!«
    »Ich habe eine Reinschrift vorbereitet, die alle Bedingungen eines Vergleichs enthält, der sofort zwischen den Parteien geschlossen werden kann. Ich werde abwechselnd von einem zum anderen gehen, um beiden Interessen alternativ gerecht zu werden.«
    »Nun, mein Herr, lassen Sie uns sehen«, sagte die Gräfin mit einigen Spuren Ungeduld.
    Derville las:
    Zwischen den Endesgefertigten Herrn Hyacinth, genannt Chabert, Graf, Feldmarschall und Großordensritter der Ehrenlegion, wohnhaft in Paris, Rue du Petit-Banquier, einerseits
    Und der Frau Rose Chapotel, Ehefrau des oben erwähnten Herrn Grafen, geborenen ...«
    »Ach, lassen wir diese Einleitungen, wir wollen zu den Bedingungen kommen.«
    »Meine Gnädigste,« sagte der Anwalt, »diese Einleitung entwickelt Punkt für Punkt die Lage, in der Sie und er sich augenblicks befinden. Sodann müssen Sie in Punkt eins in Gegenwart dreier Zeugen, und zwar zweier Notare und eines Viehzüchters, des früheren Wirtes Ihres Mannes, die ich alle ins Vertrauen gezogen habe, und die tiefstes Schweigen über alles bewahren werden, anerkennen, daß das Individuum, das in den Akten und den Beilagen näher bezeichnet wird und dessen Standeszugehörigkeit sich übrigens in einer Notariatsakte Ihres Notars Alexander Crottat durchgeführt vorfindet, daß dieses Individuum identisch ist mit dem Grafen Chabert, Ihrem ersten Mann.
    Punkt zwei, verpflichtet sich der Graf Chabert mit Rücksicht auf Ihr Glück, von seinen Rechten keinen Gebrauch zu machen, ausgenommen die Fälle, die das Schriftstück selbst vorsieht. Und diese Fälle«, sagte Derville gleichsam in Klammern, »sind nichts anderes als die Ausführung der Klauseln dieses geheimen Vertrages. Seinerseits«, setzte er fort, »wird sich Oberst Chabert einverstanden damit erklären, Zug um Zug ein Verfahren anzustreben und durchzuführen, das seine Todeserklärung als ungültig und seine Ehe mit Ihnen als geschieden erklärt.«
    »Das paßt mir ganz und gar nicht, ich will keinen Prozeß«, sagte die Gräfin. »Sie wissen warum.«
    Ohne sich aus seiner Ruhe bringen zu lassen, fuhr der Anwalt fort: »Durch Punkt drei verpflichten Sie sich, unter dem Namen Hyacinth, Graf Chabert eine lebenslängliche Rente von achtzigtausend Franken zu stiften, im Grundbuch eingetragen, deren Kapital nach dem Tode des Grafen an Sie zurückfällt.«
    »Viel zu teuer!« rief die Gräfin.
    »Wollen Sie sich auf eine niedrigere Summe vergleichen?«
    »Vielleicht.«
    »Was wollen Sie also, gnädige Frau?«
    »Ich will, ich will keinen Prozeß, ich will ...«
    »Daß er tot bleibt«, sagte zornig Derville, indem er sie unterbrach.
    »Mein Herr, wenn es achtzigtausend kosten soll, werden wir lieber klagen.«
    »Ja, wir werden Klage führen«, schrie mit heiserer Stimme der Oberst, riß die Tür auf und stand in seiner ganzen Größe vor seiner Frau, die eine Hand an der Brust, die andere gegen den Estrich gesenkt, eine Gebärde, der das Gedenken an sein Abenteuer furchtbare Wucht verlieh.
    »Er ist es«, sagte die Gräfin zu sich.
    »Zu teuer!« wiederholte der alte Soldat. »Ich habe Ihnen fast eine Million gegeben, und nun schachern Sie um mein Unglück. Aber gerade jetzt will ich Sie und Ihr Vermögen. Noch ist die Gütertrennung nicht erfolgt, unser Ehebund ist nicht gelöst.«
    »Aber der Herr ist doch nicht Oberst Chabert«, schrie die Gräfin und spielte Komödie.
    »Aber nein,« sagte der Alte mit prachtvoller Ironie, »wollen Sie Beweise? Ich habe Sie im Palais Royal aufgezwickt

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