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Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)

Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)

Titel: Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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persönlich sehr bedauert hätte, diesen vielleicht auf den Besitzungen des Obersten von Huhns persönlich befindlichen Fischteich nicht hier erwähnt haben zu können.
    Es ist schließlich auch nicht der »mit Kachfleisch gefüllte Kühnerhals«,von dessen Existenz ich mich einst persönlich in der Altstadt Sienas überzeugte, der mich veranlasste, hier ein Geflügelkapitel zu schreiben, wenn es auch im Grunde unverzeihlich gewesen wäre, von diesem Gericht hier nichts lesen zu können. Denn einen Kühnerhals dürfte es, außer in Siena, nirgendwo geben. Es gibt ja nicht einmal einen Kühnersack.

    Nein, es ist die Geschichte von Frau M. aus Berlin, die letztlich für die Existenz dieses Kapitels verantwortlich ist. Denn M. schrieb mir, im Prospekt für den Atlantikpark im norwegischen Ålesund heiße es: »14.30 werden die Pinguine von einem Smokingbekleideten serviert.«
    Gibt es das irgendwo sonst auf der Welt: dass man in einem Zoo die Pinguine essen darf?

 
Cala Marie Ring’s – oder:
Die Vielfalt der Fischküche
    Z u meinen Lieblingsleserbriefen gehört die Zuschrift von Leserin R., deren Weg ins Büro in Zeiten, als es die DDR noch gab, an einem der wenigen privaten Tante-Emma-Läden vorbeiführte. Sie schreibt: »Eine ältere Dame führte selbstbewusst und trotzig mitten im sozialistischen Alltag ihr Geschäft so erfolgreich wie nur möglich. Ihre Waren, vorwiegend Lebensmittel, pries sie mit energischer Handschrift in Kreide auf schwarzen Tafeln an, vorwiegend Sauerkraut, saure Gurken, frisches Weißkraut usw.«
    Eines Tages habe auf einer dieser Tafeln gestanden: »Fisch in Dosen aller Art«. R. schreibt, sie wisse nicht, ob nun »Fisch aller Art in Dosen« gemeint gewesen sei oder »es nicht doch eine ganz gewitzte Anspielung auf die damals allzeit gegenwärtige Makrele (auch DDR-Volksfisch genannt) war, denn nur die und immer wieder die gab es nicht nur in Dosen, sondern auch in Soßen aller Art! Die damals allmächtigenSicherheitsleute haben es bestimmt so nicht gelesen und verstanden.«
    Das Schild und die Sprache darauf als subversive und auch äußerst subtile Mittel des Widerstands – ist das nicht wunderbar?
    Aber mit welcher Vielfalt von Fischen aller Art, überhaupt von Tieren des Meeres, haben wir es heutzutage zu tun, im Gegensatz zu den alten DDR-Zeiten! Es ist, wie wir hier feststellen dürfen, nicht allein die Kunst der Köche, welche auch die banalsten Allerweltsfische veredelt; es ist vor allem die Sprache, die ganz gewöhnliche und uns allen nur zu gut bekannte Meerestiere in etwas ganz und gar Neues verwandelt.
    Nehmen wir die Calamari. Wer kennt die Calamari nicht?! In Deutschland werden sie uns gern als panierte Ringe serviert, aber im Ausland …?
    In Kroatien zum Beispiel wird oft daran erinnert, dass die Tiere offenbar nach einer Dame benannt sind, Marie oder Mary: So entdeckte Frau B. sie dort in Crikvenica auf der Karte als »Calamary«, Leser B. aus Berlin hingegen in Makarska als »Cala Marie Ring’s«, also ganz überraschend mit einem zarten Apostroph gewürzt, wie man es heutzutage häufig bekommt (gelegentlich zum Beispiel in Österreich beim »Apre’s Ski«), allerding’s bisher nie bei Cala Marie.
    Von Kroatien über die See hinüber auf die andere Seite des Adriatischen Meeres: Frau A. aus Bielefeld las auf einer Karte in Rimini von »Aufsteckspindeln der Kalmare und Garnelen«. Was sind Aufsteckspindeln?Ich erkundigte mich bei
Google
und fand das Angebot der Firma
Tianjin-König Carry Import und Export Trading Co.,
mit folgender Erklärung: »We können die Bambusaufsteckspindeln entsprechend customer’s Anträgen liefern, die Formen können um sein, flach, quadratisch, können einzelne spitze, doppelte Punkte auch bilden sowie zwei flache Enden.« Sehen wir nicht die schöne Cala Marie vor uns, wie sie Tintenfische und Aufsteckspindeln zusammenfügt, wie sie aus einer Art Salzfass kleine Apostrophe darüberstreut, wie Cala Marie dann einzelne Spitzen bildet, auch doppelte Punkte, schließlich flache Enden?
    Ich gab »Cala Marie Aufsteckspindel« bei
Google
ein – und was kam? Die Wikipedia-Seite von Maria Callas! Wie seltsam, wie überaus seltsam…
    Und dann schickt Leser L. aus dem Restaurant
La Pergola
in Castiglione Della Pescaia/Toskana auch noch »Oktopus im Gefängnis«, gefunden unter den Vorspeisen, übrigens auf der Karte verzeichnet zwischen dem »Salat warmes Meer« und einem »Schwertfisch Carpacciomit Rakete«, eine Trilogie von Gerichten, die

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