OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
wir noch mehr Anhaltspunkte hier im Wald finden. Wenn es Tote bei den Deutschen gegeben hat, wird hier wohl irgendetwas passiert sein. Nehmen wir mal an, den Obernazis gelang wirklich die Flucht via Flugzeug. Und nehmen wir mal an, die sind wirklich in Venezuela gelandet, um aufzutanken und anschließend weiter zu fliegen. Warum gab es dann Verluste? Entweder kam es zu einer Auseinandersetzung mit den Einheimischen oder es gab einen Unfall.“
Schreiner ging auf die Spekulationen ein: „Also, wenn es wirklich einen Unfall gegeben haben sollte, der zwei Tote unter den Deutschen gefordert hat, muss schon etwas mächtig schief gegangen sein bei der Zwischenlandung. Dann sollten wir auch irgendwelche Spuren finden. Ich ziehe noch schnell den Autoschlüssel ab und dann durchkämmen wir das Gebiet.“ Schreiner wirkte regelrecht aufgeputscht und hetzte zu dem Wagen, wo er auch gleich eine Kamera aus dem Handschuhfach holte. Der Professor war sich nun ziemlich sicher, auf eine heiße Spur gestoßen zu sein. So viele Zufälle konnte es nicht geben.
Im Vorbeigehen musterte der Professor den hölzernen Tower und die Baracken. Er stellte zahlreiche Einschusslöcher fest. Auf dem Boden lagen vereinzelt Patronenhülsen herum. Es musste eine Schießerei gegeben haben. Die Sache wurde immer undurchsichtiger. Sollte es sich wirklich um den Zwischenfall handeln, von dem Schreiner im Internet gelesen hatte, wäre das ein Hinweis auf den Verbleib der vermissten Einheimischen. Doch warum sollten die Nazis soweit fliegen, um in einem neutralen südamerikanischen Land ein Gemetzel anzurichten? Das ergab für die beiden Forscher alles noch keinen Sinn, es sei denn die Luftwaffenleute wollten irgendetwas verbergen.
„Hier bin ich, Simon. Komm mal hier rüber.“ Markus Scholl winkte seinen Freund zu sich. Er stand direkt an einer Böschung und deutete auf eine Art Schneise, in der der Baumbewuchs nicht so hoch und nicht so dicht war wie rundherum. „Würde mich offen gestanden inzwischen nicht mehr wundern, wenn wir da unten auf Spuren von einer Bruchlandung stoßen würden. Das würde zumindest einiges erklären“, überlegte Markus Scholl, der mit einem Mal seine Lethargie der letzten Tage abgelegt hatte. Jetzt drehte er richtig auf. Er rannte so schnell die Böschung herunter, dass ihm Simon Schreiner trotz seines regelmäßigen Joggingtrainings nicht folgen konnte. Hier zeigte sich eindeutig der Altersunterschied, denn auch der Professor konnte es nicht erwarten, am Fuße der Böschung nach Beweisen zu suchen. Bei näherer Betrachtung deutete vieles darauf hin, dass in einem Bereich von etwa 300 m Länge und 40 bis 50 Metern Breite vor sehr langer Zeit ein Eingriff stattgefunden hatte. Es fanden sich in dem Bereich auffallend viele Überreste gefällter Bäume. Die beiden Experten hielten es durchaus für möglich, dass hier irgendwann eine Bruchlandung stattgefunden hatte. Es musste sich um ein sehr großes Flugzeug gehandelt haben, aber es fanden sich keinerlei Trümmerspuren. Die beiden Männer aus Deutschland diskutierten fast eine Viertelstunde, ob sie jetzt alle Energie auf die Verfolgung dieser Fährte setzen oder am nächsten Tag wie geplant einen weiteren Flughafen in einer weiter nördlich gelegenen Küstenregion ansteuern sollten. Schließlich verständigten sich die beiden darauf, alles auf eine Karte zu setzen. Bei Einbruch der Dämmerung fuhren sie zurück zum Ausgangspunkt ihrer Tagesreise und übernachteten im gleichen Hotel. Sie trafen sich auf Schreiners Zimmer, nachdem sie sich in dem kleinen Ort mit großen Mengen Corona eingedeckt hatten. Um es kühl zu halten, ließen sie das Waschbecken mit Wasser voll laufen und legten die Flaschen hinein. Das Beste an diesem schmuddeligen Platz war, dass es hier wenigstens Handyempfang gab. Noch am gleichen Abend telefonierte Schreiner ein wenig herum, um einen Metalldetektor aufzutreiben. Nach einer Nacht, in der der Professor vor lauter Aufregung kaum schlafen konnte flößte er sich früh eine Tasse Kaffee ein und rief einen alten Freund beim Luftfahrtarchiv im deutschen Technikmuseums in Berlin an, um Hintergründe zur Identität der beiden gefallenen deutschen Soldaten in Erfahrung zu bringen. Er las die beiden Namen von den als Beweisstück mitgenommen Erkennungsmarken ab und staunte nicht schlecht, was ihm sein alter Kumpel in Berlin aus den Akten vorlas: „Hauptmann Werner Müller ist laut meinen Unterlagen am gleichen Tag bei einem Jagdfliegereinsatz an der
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