OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
Westfront verschollen, ebenso Oberleutnant Jochen Kaiser. Und zwar am 12. April 1945. Beide waren eigentlich erfahrene Testpiloten bei einer Sondereinheit zur Erprobung streng geheimer Prototypen. Es handelte sich um das sagenumwobene Sonderkommando X, das im Harz eine streng geheime unterirdische Fabrik für Düsenjäger und V-Waffen unterhielt. An jenem Tag wurden die beiden allerdings für einen Abfangeinsatz gegen amerikanische Bomber abkommandiert. Sie unterstanden unmittelbar dem Kommando von Major Hasso von Köckritz, der wiederum direkt an einen gewissen Oberst Günter Strassner von der SS berichtete. Diese beiden Offiziere wurden übrigens zwei Tage später ebenfalls unter ungeklärten Umständen als vermisst gemeldet. Wie kommen diese Herren denn zu der besonderen Ehre, dass sich unser oberster Flugzeugexperte für sie interessiert?“, wollte Schreiners Freund aus dem Archiv wissen.
„Was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle, dass ich gerade von einer Pilgerfahrt ans Grab der beiden vermissten Testpiloten zurückkomme? Also entweder stimmt etwas mit den Aufzeichnungen nicht oder die beiden haben sich bei ihrem Abfangeinsatz ganz gehörig verflogen: Die liegen nämlich an der Küste Venezuelas mitten im Urwald. Einzig der Zeitraum des Verschwindens passt zu deinen Aufzeichnungen, Herbert, sag mal bitte, könntest du mir vielleicht Archivbilder von den Vorgesetzten der beiden Piloten faxen? Dazu gebe ich dir gleich mal die Nummer der Rezeption.“
„Das wäre wirklich ein Hammer. Und wenn du an der Sache dran bist, sind doch sicher wieder irgendwelche exotischen Flugzeugtypen im Spiel. Hab schon in den Nachrichten mitbekommen, was du in Stuttgart alles ausgebuddelt hast. Die beiden Testpiloten hatten allerdings nichts mit Strahlflugzeugen wie der Horten zu tun. Die hatten die letzten Monate vor ihrem Verschwinden vor allem an Experimenten zur Luftbetankung mit einer modifizierten Junkers Ju 390 über Frankreich teilgenommen. Allerdings fiel die Entwicklung der Horten XVIIIa in den Kompetenzbereich von Oberst Strassner. Sag bloß du siehst da einen Zusammenhang?“, wollte der Luftfahrtarchivar von Schreiner wissen.
„Sagen wir mal so: die Horten hatte bereits zu Anfang ihrer Entwicklung bereits eine Standardreichweite von 4000 bis 6000 Kilometern. Mit Luftbetankung durch eine modifizierte Ju 390 hätte man sie durchaus über den großen Teich nach Südamerika bringen können. Und ein Lufttanker, der andere Flugzeuge mit Sprit versorgt, kann dabei auch etwas für seine eigenen Motoren abzapfen, um seine eigene Reichweite zu steigern. Langsam glaube ich, das wird spannend, wenn wir nachher mit einem Metalldetektor zu dem verlassenen Feld Flughafen zurückkehren, wo wir gestern die Gräber der beiden Piloten entdeckt haben. Vielen Dank noch mal. Du hast uns sehr geholfen. Und drück uns gleich die Daumen. Mit etwas Glück können wir der Luftfahrtgeschichte des Dritten Reiches ein neues Kapitel hinzufügen, das einem Erdrutsch gleichkommt.“ Simon Schreiner konnte es nach diesem Telefongespräch gar nicht mehr erwarten, mit dem Metalldetektor auf die Jagd nach einer deutschen Geheimwaffe im venezolanischen Urwald zu gehen. Der Jagdeifer wurde nochmals stärker entfacht, als der Portier mit den Faxen aus Deutschland in der Hand an die Zimmertüre klopfte. Schreiner und Scholl erstarrten fast zu Stein: Der Oberst auf dem Foto wies eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit mit dem weißhaarigen Begleiter des seltsamen Bieters aus Südamerika auf, dem sie in London begegnet sind. Seine Hakennase und die markanten, buschigen Augenbraunen verrieten ihn. Er musste inzwischen über 90 Jahre alt sein, was genau hinkommen könnte. Jetzt waren beide Forscher so aufgeregt, dass sie die Nacht kaum ein Auge zumachten und morgens schon bei Sonnenaufgang aufbrachen.
Das Metallsuchgerät sah aus wie ein altertümlicher Staubsauger und war alles andere als leicht. Der Professor und sein Assistent wechselten sich mehrmals ab, um das recht große Areal nach Überresten eines Flugzeugs zu durchkämmen. Es verging über eine Stunde ohne jegliche Anzeichen von Metall im Boden. Gerade als die Euphorie der beiden Forscher im Begriff war, etwas nachzulassen, sprach der Detektor an. Das Geräusch, das er dabei machte ließ auf eine große Menge von Metall im Boden schließen.
„Markus, jetzt müssen wir wohl buddeln.“ Simon Schreiner strahlte richtiggehend als er diese Worte an seinen Kumpel richtete.
Die beiden brauchten
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