OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
sich nicht lange abzurackern bis ihre Spaten mit einem krachenden Geräusch auf einen hohlen Metallkörper stießen. Ab diesem Moment mussten sie sich richtiggehend zusammenreißen, um nicht durch allzu hektisches Vorgehen den Fund im Sand des Urwalds zu beschädigen. Nachdem sie eine Reihe kleinerer Bruchstücke freigelegt hatten, die offensichtlich von den Tragflächen eines Flugzeugs stammten, stießen sie auf den Rumpf, in dessen Inneren Sie weitere Hinweise auf das Ziel und die Herkunft der Maschine erwarteten. Sie legten eine Tür frei und verschafften sich Zutritt in das Innere des reichlich vermoderten Wracks. Es handelte sich ganz eindeutig um den markanten eckigen Rumpf einer dunkelgrau lackierten Junkers JU 390 der deutschen Luftwaffe. Der Innenraum war gefüllt mit riesigen Treibstofftanks. Es musste sich um den sagenumwobenen Lufttanker der Wehrmacht gehandelt haben. Fast schon eine Ironie des Schicksals: Entweder hatten die Piloten nur die Landebahn verfehlt, weil sie aus Geheimhaltungsgründen sehr wahrscheinlich bei Dunkelheit runtergingen oder ihnen war ausgerechnet selbst der Sprit ausgegangen. Vielleicht war der Absturz auch eine Verkettung von beidem.
Professor Schreiner schilderte seinem Assistenten seine Sicht der Dinge: „Die beiden Piloten sind eindeutig nicht bei einer Schießerei am Flugfeld umgekommen, sondern bei der Bruchlandung gestorben. Höchstwahrscheinlich haben ihre Kameraden die Bodenmannschaft auf dem kleinen Flugfeld liquidiert, um alle Spuren zu verwischen. Das war keine Schießerei, sondern ein Massaker. Erinnerst du dich an den Bericht, den ich dir vorgelesen habe, Markus? Die vermissten Einheimischen in denen darin die Rede war, könnten aus dem Dorf stammen, das einen Kilometer entfernt am Fuß des Hügels liegt. Stell dir vor, was ein Urwaldbewohner tut, wenn im Jahr 1945 ein Schwarm solcher Brummer über seine Hütte donnert. Entweder kamen die Anwohner um zu gaffen oder die Deutschen haben sie extra aus dem Dorf geholt, dass sie ihnen beim Verbuddeln ihrer zerstörten Junkers halfen. Immerhin brauchten sie eine riesige Grube für den Riesenvogel und wollten so schnell wie möglich weiter. Auf jeden Fall scheinen die Deutschen alle Mitwisser vor ihrem Weiterflug liquidiert zu haben, um keine Spuren zu hinterlassen. Danach haben die restlichen Dorfbewohner die Gegend verlassen und die Häuser zerfielen. Dieser Punkt deckt sich ebenfalls mit der Geschichte, die ich dir kürzlich vorgelesen habe.“ Simon Schreiner war so auf seine Nachforschungen fokussiert, dass er die vielen Stechmücken glatt ignorierte, die sich auf ihn und sein Begleiter herabstürzten.
„Kompliment. Das klingt wirklich höchst plausibel. Ich hatte echt gemischte Gefühle als wir hierher gefahren sind, aber inzwischen bin ich froh, dass du mich mitgenommen hast. Bleiben nur zwei Fragen offen: Waren außer den Junkers-Transportern womöglich wirklich Horten-Bomber dabei. Und wenn ja, wo sind die ganzen Flugzeuge geblieben?“ Markus Scholl strahlte dabei über das ganze Gesicht, was ausgesprochen selten vorkam wenn keine Sportautos oder junge Frauen im Spiel waren.
Es war Markus Scholl, der im Cockpit eine leicht verschimmelte Ledertasche mit Kartenmaterial fand. Der Professor konnte so viel Glück überhaupt nicht fassen. Nachdem sie so lange im Dunkeln tappten, fügte sich die letzten 24 Stunden wie von einer höheren Macht gesteuert eines zum anderen. Auf einer der Landkarten waren Wegpunkte eingezeichnet. Das Flugfeld auf der Hofhochebene war der vorletzte Punkt und ebenso wie der Zielpunkt fett umrandet. Scholl war kurz davor, einen Freudentanz aufzuführen: „Give me Five, Simon. Jetzt wissen wir endlich, wo wir hin müssen: Bolivien. Ist ja quasi gleich um die Ecke, hi, hi. Warst du schon mal da?“
Simon Schreiner klatschte seinen Partner ab und freute sich mit ihm: „Nein, ich war nur mal in Brasilien vor über 20 Jahren. Aber ich habe mich bei meiner Recherche im Internet ausgiebig mit den verschiedenen Regionen in Südamerika auseinandergesetzt. Dort, wo die eingezeichnete Flugroute offensichtlich endet, gibt es ringsum viele erloschene Vulkane. Ich frage mich, was die dort wollten. Also wenn ich als Nazi türmen müsste, würde ich doch meinen Altersruhesitz irgendwo direkt ans Meer verlegen.“
Scholl zeigte dagegen reges Interesse: „Also am Meer war ich schon sehr oft in den Sommerferien, aber bei Vulkanen hab ich noch einen gewissen Nachholbedarf. Mal sehen, wie wir am besten
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