OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
und am schnellsten dorthin kommen. Fällt mir zwar schwer einen solchen Fund wie die Ju 390 aufzugeben, aber ich schlage vor, wir machen uns so schnell wie möglich auf in Richtung La Paz oder Sucre und übernachten direkt am Flughafen. Dort haben die bestimmt auch einen Internetzugang. Dann können wir mal schauen, was wir über das Zielgebiet in Bolivien in Erfahrung bringen können.“
„Okay, let’s go!“
Im Airport-Hotel von Caracas gab es tatsächlich drahtloses Internet und die beiden konnten schon von Venezuela aus feststellen, dass am damaligen Zielort heutzutage keinerlei Flugfeld mehr existierte. Um dorthin zu gelangen würden sie von Caracas nach La Paz fliegen müssen und von dort mit einem Mietwagen in die Grenzregion zu Argentinien. Die beiden hatten es sich an einem großen Bildschirm in der Hotellobby bequem gemacht und nach allem gesucht, was in der Zielregion auf deutsche Auswanderer oder exotische Flugobjekte hindeutete. Keine Spur von einer Junkers oder einer Horten. Dafür gab es aber einiges zu lesen über eine größere deutsche Siedlung, 45 Kilometer entfernt, die im Frühjahr 1945 von einer Gruppe Einwanderer gegründet wurde – direkt am Fuße des erloschenen Vulkans Uturuncu im Südwesten Boliviens.
„Das ist fast schon zu einfach, findest du nicht auch?“, fragte Markus Scholl seinen Professor. „Da passt wirklich alles, bis auf das nicht mehr vorhandene oder womöglich niemals existente Flugfeld. Aber ich finde, wir sollten uns dort schleunigst einmal umsehen, nicht wahr?“
„Jetzt werd mal nur nicht zu euphorisch. Das wird schon noch kompliziert genug. Wir haben hier keinerlei Polizeibefugnisse und keinerlei Verbindungen in diesem Land. Wir können ja schlecht hingehen und irgendwo in der Siedlung klingeln: Guten Tag, sind Sie oder Ihr Nachbar vielleicht Nazis, die 1945 hierher geflüchtet sind? Und wären sie vielleicht so freundlich uns auch gleich noch mitzuteilen, wo sie ihre ganzen deutschen Geheimflugzeuge versteckt haben?“, gab der bedächtige Professor zu bedenken. Aber er war selbst überrascht, wie gut auf einmal die ganzen Puzzleteilchen ineinander passten.
Am nächsten Morgen nahmen sie gleich die erste Maschine nach Bolivien. Es war eine betagte Douglas DC 10 einer argentinischen Fluglinie. Aber sie kam sicher an. Den klobigen US-Geländewagen vom Typ Ford Bronco hatten sie bereits über Internet reserviert. Sie konnten ihn direkt am Flughafen in La Paz übernehmen und kamen am nächsten Tag im Südwesten Boliviens an. Sie suchten erst gar nicht nach dem damaligen Landeplatz, sondern konzentrierten sich gleich auf die deutsche Kolonie. Sollten wirklich damals Nazigrößen per Flugzeug nach Bolivien geflüchtet sein, hätten sie dort wie zuvor in Venezuela alles getan, um ihre Spuren zu verwischen. Professor Schreiner vertraute listig darauf, dass Deutsche auch in der Fremde bestimmte Verhaltensweisen niemals ablegen. Schließlich hieß es: wenn sich zwei Deutsche irgendwo treffen, gründen sie einen Verein. Also vereinbarten die beiden Wissenschaftler, sich als deutsche Touristen auszugeben, die zufällig auf die deutsche Siedlung stießen und hofften darauf, von den Bewohnern gastfreundlich aufgenommen zu werden. Als sie auf die Siedlung zufuhren, bemerkten sie allerdings sehr schnell die hohen Sicherheitsvorkehrungen, die selbst weit über das übliche bei so genannten Gated Communities hinausgingen, in denen sich wohlhabende Familien von der Außenwelt abgekapselten, um nicht Opfer von Einbrüchen und Gewaltverbrechen zu werden. Was sie hier erwartete erinnerte schon eher an einen Hochsicherheitstrakt. Simon Schreiner, der zu seiner Schulzeit noch die RAF-Prozesse miterlebte, fühlte sich an damals erinnert: „Das sieht ja hier aus wie im Gefängnis Stuttgart-Stammheim.“
Scholl grinste und regte an, rechts ran zu fahren und sich eine neue Taktik auszudenken. Die beiden entschieden sich schließlich für eine Lüge mit einem wahren Kern: Sie waren wie im echten Leben Professor und Assistent, allerdings nicht auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrttechnik, sondern Sozialwissenschaftler, die an einer Studie über die Preservation der deutschen Sprache in abgeschlossenen Gemeinschaften außerhalb des deutschen Sprachraums arbeiteten. So würden sie doch schon etwas hartnäckiger um Einlass bitten können als Touristen, die mal eben mit ihren ehemaligen Landsleuten auf die Heimat anstoßen möchten.
Ihr Plan schien zu funktionieren. Der Mann am
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