OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
Doppelgänger handeln, oder war der Teufel womöglich wieder auferstanden von den Toten? Wenn er denn überhaupt tot war. Mit einem Mal erschienen Schreiner die ganzen Verschwörungstheorien mit eingefrorenem oder geklontem Führer des Dritten Reiches gar nicht mehr so abwegig. Die Ähnlichkeit war frappierend und zutiefst beängstigend. In seiner Uniform strahlte der Mann mit den düsteren Augen etwas zutiefst Grausames aus, das Schreiner fast den Atem nahm. Es hätte nicht viel gefehlt und der Professor hätte sich bekreuzigt wie vor einem Dämon.
Schreiner war zutiefst angewidert und doch konnte er seinen Blick nicht von seinem charismatischen Gegenüber abwenden. Der gab sich zur Überraschung des Professors äußerst galant: „Mein lieber Professor, wie schön sie hier im Herzen des neuen Reichs begrüßen zu können. Es ist mir eine Ehre, den Mann, dessen Bücher mir die Erinnerung an glorreiche Zeiten des Deutschen Reiches wach gehalten haben, im neuen Germanien begrüßen zu dürfen. Seien Sie mein Gast. Sie können uns zwar nicht verlassen, aber Sie können sich hier unter Tage frei bewegen und uns beiwohnen, wenn wir die Geschichte neu schreiben. Ihnen zu Ehren lasse ich heute Abend im Festsaal ein besonderes Essen auffahren.“
Schreiner wusste gar nicht wie ihm zu Mute war. Er stammelte nur: „Äh, Herr, wie soll ich Sie ansprechen?“
„Hitler. Anton Hitler. Für sie bin ich der Führer.“
„Hitler? Mein Herr Führer, sind sie etwa verwandt mit...“
„Ja selbstverständlich, Professor. Sehe ich etwa aus wie ein Freak, der den Look meines Vaters kopiert?“
„Nicht Ihr Ernst. Adolf Hitler war ihr Vater? Das gibt’s doch nicht!“
„Mein lieber Professor, ich sehe, wir werden uns bei Tisch bestimmt nicht langweilen. Es gibt so viel zu erzählen.“
Es hätte nicht viel gefehlt und Schreiner hätte sich selbst in den Arm gekniffen, um sich zu überzeugen, dass er nicht träumte.
„Mit Verlaub, Herr Führer, aber sie wollen mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass Adolf Hitler einen Sohn hatte. So einen Quatsch glauben nicht einmal die Verfechter der im Internet verbreiteten Neuschwaben-Theorie. Wie soll denn...“
„Ha, diese naiven Deppen“, unterbrach ihn der seltsame, selbst ernannte Führer. „Die haben mit ihrem hanebüchenen Humbug unserer Sache einen großen Dienst erwiesen. Ein besseres Ablenkungsmanöver hätte sich noch nicht einmal meine eigene Spionageabwehr ausdenken können. Dabei ist Hauptmann Strassner, dem sie ja bereits nach der Auktion in London begegnet sind, wirklich ein ganz Großer auf seinem Gebiet. Ich verdanke ihm alles. Ich meine, wirklich alles. Aber das ist eine lange Geschichte die ich Ihnen allerdings gerne beim Essen kund tun möchte.“
Trotz allem Ekel vor den Verbrechen des Naziregimes und den unübersehbaren Gemeinsamkeiten von Vater und Sohn zog der eloquente und äußerst zuvorkommende Anton Hitler den während seines Studiums in der Friedensbewegung engagierten Professor ein Stück weit in seinen Bann. Es handelte sich dabei um so etwas wie eine Faszination des Bösen. Schließlich konnte Augenzeugen zufolge auch Hitler, der Ältere, durchaus in der Lage sein, sein Gegenüber um den Finger zu wickeln, wenn er es darauf anlegte. Und Anton Hitler legte es darauf an. Er raspelte Süßholz, denn schließlich handelte es sich bei Schreiner um einen seiner absoluten Lieblingsautoren, dessen Werke er schon alleine aus Eigennutz aufgesogen hatte wie ein Schwamm. Denn wie sich bald zeigen sollte, spielte die Forschung des Luftfahrtexperten aus Deutschland eine große Rolle in den Plänen des Hitler-Sprosses.
Ein Stück weit ließ sich Schreiner durchaus einwickeln von seinem seltsamen Gastgeber, den eine Aura aus Genie und Wahnsinn umgab. „Eines müssen sie mir schon verraten. Das halte ich bis zum Abend essen gar nicht aus: Wie und wo hat Adolf Hitler einen Sohn gezeugt? Und wie konnten sie unerkannt nach Südamerika entkommen?“, bohrte Schreiner voller Neugier.
„Dolfi hatte eine Affäre, von der die Öffentlichkeit nichts erfuhr. Meine Mutter war Schauspielerin von der Berliner UFA. Sie hieß Heidi Hindenburger. Mein Vater hat sie vor der Anmache von Hurenbock Goebbels in Schutz genommen. Und dann ist es nach der Premiere des Propagandafilms ‚Sturmgeschütze vor Leningrad‘ in einem Hotelzimmer am Kurfürstendamm passiert. Sie hatte ihn vergöttert und ich vergöttere sie.“
Der Hauptmann rollte mit den Augen. Offensichtlich hörte er
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