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OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)

OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)

Titel: OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix G. Kraft
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drückte genau diese Taste, die daraufhin von einem roten Leuchtring illuminierte wurde. Mit Verwunderung las Schreiner das daneben angebrachte Messingschild mit der Gravur: „Führerhauptquartier.“
    Polternd und brummend fuhr der Aufzug mit den sechs Männern in den fünften Stock. Schreiner war ganz schön mulmig mit all den Maschinenpistolen um ihn herum. Er kannte sich nicht so gut aus mit gewöhnlichen Schusswaffen, doch fiel es ihm nicht schwer, die allesamt auf seinen Kopf gerichteten, weil aufrecht gehaltenen MPs mit ihren eingestanzten Hakenkreuzen als Überbleibsel aus Wehrmachtsbeständen aus dem Zweiten Weltkrieg zu identifizieren. Das machte die Verwirrung nur noch größer. Schreiners Herz begann regelrecht zu pochen als sich mit einem Rumpeln die Aufzugstüre öffnete. Er sah eine riesige, von seitlichen Deckenflutern aus Milchglas beleuchtete Halle aus mit verspielten Säulen und Ornamenten an den Wänden. Er wähnte sich fast in einem unterirdischen Museum, dass eine reichlich faschistoid geprägte Sammlung von Bildhauereien beherbergte. Die überall im Raum verteilten Statuen schwankten irgendwo zwischen Renaissance, Faschismus und Jahrmarktskitsch. Zu beiden Seiten standen Eskorten schwarz gekleideten Soldaten mit ungehemmten Karabinern. Am gegenüberliegenden Ende des riesigen Saals lag eine zirka sechs Meter breite Marmortreppe. Sie führte zu einer in zwei Metern Höhe gelegenen Plattform mit einem prunkvollen Podest. Es war mit Goldornamenten verziert, die sich mit dem sachlich nüchternen Stil der darauf verteilten Monitore etwa so gut vertrugen wie Sauerkraut mit Kaviar. Hinter dem Podest zeichneten sich die Umrisse eines Uniformierten mit Schirmmütze ab. Der Mann war gut und gerne 60 oder 70 Jahre alt und thronte wie ein kleiner Sonnenkönig vor einem riesigen, aus Bronze gefertigten Reichsadler mit Hakenkreuz. Schreiner schätzte die Höhe des Saals auf mindestens fünf Meter und konnte nicht glauben, was er in diesem erloschenen Vulkan zu sehen bekam. Die an beiden Seiten des Raums verteilte Garde salutierte während der Hauptmann alleine bis zur Mitte des Raumes Schritt, um dem Mann hinterm Pult seine Ehre zu erweisen: „Heil, mein Führer. Wie uns befohlen wurde, bringen wir den gefangenen Deutschen.“
    „Sehr gut Hauptmann. Hat der Gefangene keine Komplizen dabei gehabt? Der gute Professor Schreiner macht doch gewöhnlich nichts ohne seinen Assistenten. Haben Sie nach weiteren Unterstützern gesucht?“
    „Mein Führer, es scheint, der Professor war alleine. Wir haben alles durchkämmt nachdem wir ihn gefangen hatten, aber niemanden außer ihm gefunden. Allerdings habe ich vorsorglich die Alarmstufe erhöhen lassen, falls er nur die Vorhut war.“
    Wieso kannte der Fremde mit der Schirmmütze seinen Namen? Der ohnehin schon reichlich verwirrte Schreiner war nun völlig überrumpelt. Allerdings glaubte auch er die Stimme zu kennen. Das rollende R und die seltsame Aussprache einiger Worte erinnerte ihn an den seltsamen südamerikanischen Bieter auf der Londoner Auktion. Er versuchte das Gesicht des Fremden zu erkennen, doch die in den Raum gedrehte Schreibtischlampe blendete ziemlich stark.
    „Bringt den Gefangenen zu mir, ich will mit ihm reden.“
    „Jawohl, mein Führer.“ Dann wandte sich der Hauptmann zu Schreiner: „Los, du Lump, geh mit mir die Treppe hoch!“
    „Reißen sie sich zusammen Hauptmann, Schreiner ist kein Lump. Der Professor ist einer der angesehensten Wissenschaftler auf seinem Gebiet und wir verdanken ihm eine ganze Menge.“
    Leicht verängstigt, doch voller Neugier schritt Schreiner mit dem Hauptmann die Treppe hoch. Mit jeder Stufe konnte er etwas mehr von seinem Gegenüber erkennen. Tatsächlich stand er auf der Plattform angekommen jenem geheimnisvollen Fremden gegenüber, mit dem er auf der Auktion in London einige Worte gewechselt hatte. Nun dämmerte es ihm endgültig, an wen ihn der mysteriöse Bieter seinerzeit erinnerte: Die schwarzen, angesichts des fortgeschrittenen Alters unweigerlich gefärbten Haare hingen ihm jetzt wie eine Tolle in die Stirn. In London wurden sie noch durch Gel zurückgehalten. Der Bart war unverändert: gezwirbelt wie der Bart von Adolf Hitler im Ersten Weltkrieg. Mit der markanten Tolle und der braunen Nazi-Paradeuniform waren die Parallelen mit dem größten Massenmörder des letzten Jahrhunderts unübersehbar. Ein kalter Schauer lief Schreiner den Rücken herunter. Sollte es sich nur um einen aufgetakelten

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