OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
lesen, verklage ich sie, dass sie sich wünschen niemals geboren worden zu sein! Meine Gerichte sind mit solchen Verrätern nicht zimperlich, das schwöre ich Ihnen, Professor!“
„Gut zu wissen“, entgegnete Schreiner sichtlich gefasst, denn er spürte, dass er im Begriff war, den Führer an seinem wundesten Punkt zu treffen und aus dem Konzept zu bringen. Er fasste nach: „Wie möchten Sie in meinen Schilderungen eigentlich das Verhältnis zu ihrer Mutter beschrieben wissen? Hat sie sie auch noch gestillt, als sie schon in die Schule gingen?
Die Pupillen des Führers zogen sich zusammen, in den Augen traten die Adern hervor. Anton Hitler biss die reichlich fauligen Zähne aufeinander und bebte innerlich vor Wut. Der Wachmann registrierte, was sich gerade vor seinen Augen zusammenbraute und nahm die Waffe vorsorglich in den Anschlag. Noch bevor jemand etwas sagen konnte, legte Simon Schreiner erneut den Finger in die offene Wunde: „Ach so, ich habe ganz vergessen: Sie gingen ja nicht zur Schule. Das hat ja alles Ihre Frau Mutter übernommen. Dann waren sie ja in ihrer Jugend rund um bestens versorgt. Der geliebte Führer bekam alles, was er brauchte, an der Mutterbrust. Haben sie eigentlich nie zugetragen bekommen, dass ihre Mutter dem eigenen Geschlecht zugeneigt war? Im deutschen Fernsehen lief vor einigen Jahren eine Dokumentation wo sich ehemalige Schauspielkolleginnen zu diesem Thema ausgiebig äußerten.“
Schreiner bluffte. Es hatte nie eine derartige Sendung gegeben. Aber woher sollte das der Exilherrscher wissen?
Der Führer schnaubte vor Wut: „Vater, stopf diesem Intriganten Wurm endlich sein dreckiges Mundwerk. Wir können nicht zulassen, dass er so über Mutter redet!“ Oberst Strassner sprang aus seinem Stuhl auf und verpasste mit der flachen Hand dem völlig überrumpelten Schreiner einen heftigen Schlag ins Gesicht. Schreiner taumelte leicht benommen und machte gerade die Augen auf als ihm der Oberst erneut ins Gesicht schlug. Derweil geriet der Führer völlig aus der Fassung. Er brüllte wie am Spieß planlos in der Gegend herum und gestikulierte wild mit beiden Fäusten. Sein Gebrüll erschien dem leicht benommenen Schreiner fast wie Hundegebell. Hitler redete so schnell, dass ihm der Professor kaum folgen konnte. Doch es war auch ohnehin unerheblich, was er redete. Schreiner hatte sein Ziel erreicht, den Aggressor so aggressiv zu machen, dass er völlig aus der Fassung geriet. In der Kommandozentrale griff eine gewisse Hektik um sich. Derweil tickte die Uhr. Noch fünf Minuten bis zum Start und noch immer keine Spur von Markus Scholl. Jetzt konnte nur noch ein Wunder helfen. Aber Schreiner hatte zumindest gepunktet. Allerdings zu einem hohen Preis.
„Wir kommen zu Ihnen später, wenn wir unsere Vögel in der Luft haben. Ihre niederträchtigen Unterstellungen werden ihnen noch leid tun, das schwöre ich ihnen, Herr Schreiner!“ Nach diesen bedrohlichen, mit eiskalter Stimme vorgetragenen Ankündigungen wandte sich Oberst Strassner seinem Ziehsohn zu: „Mein Junge, lass dich nicht von diesem feigen Vaterlandsverräter beleidigen. Niemand auf der ganzen Welt darf das Ansehen deiner geliebten Mutter in den Schmutz ziehen. Sie war eine Heilige, eine Göttin und ich kannte sie seit ihrer Jugend. Wenn Sie jemals etwas mit Frauen gehabt hätte, hätte ich es gewusst“
„Genug, Vater, es ist genug! Ich kann diese niederträchtigen Verleumdungen nicht länger ertragen. Ich werde diesem elenden Wurm, der meine Gastfreundschaft und Zuneigung aufs Hinterhältigste missbraucht hat, persönlich die Zunge herausreißen, wenn diese Sache abgeschlossen ist. Niemand… niemand redet so mit dem Führer. Das ist Hochverrat! Darauf steht der Tod. Und ich habe diesem Mann vertraut, hab gedacht, dass jemand mit seiner Intelligenz nicht umhin kommt, die Zeichen der Vorsehung zu erkennen. Jetzt lass uns unser Werk vollenden, wir wollen sehen, ob der alte Hanussen Recht hatte.“
Der Führer wandte sich einem Ingenieur zu und brüllte mit bebender Stimme: „Schulz, öffnen Sie die Luken und starten Sie die Zündungssequenz für die Triebwerke!“
„Jawoll, mein Führer!“
Der gesamte Boden in der Kommandozentrale begann zu vibrieren. Unter einem lauten mahlenden und brummenden Geräusch begann, sich die Decke der großen Halle in der Mitte zu öffnen und nach beiden Seiten wegzubewegen. Bevor der Ingenieur den Hebel umlegte, um die Öffnung des Vulkankraters freizugeben, hatte er mittels zweier
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