OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
der Mobilisierung der Linken aus?“ fragte der Führer während seine Stimme langsam wieder ruhiger wurde.
„Die stehen auch bereit, mein Führer. Kaum zu glauben, aber die sind immer noch ahnungslos wie ein Erstklässler im Sexualkundeunterricht. Nicht einmal ihre intellektuellen Anführer haben bisher den Braten gerochen. Ihre autonomen Krawallmacher werden ganz in unserem Sinne agieren. Ich habe gerade mit ein paar Twitter Posts über mafiöse Verstrickungen zwischen der amerikanischen Regierung und den skrupellosen kapitalistischen Spekulanten an der Wallstreet die Stimmung angeheizt. Sie werden mit uns ins Feld ziehen, wenn es losgeht. Die warten genau wie unsere Jungs nur auf den entscheidenden Befehl.“
Der verdutzt dreinschauende Schreiner traute seinen Ohren kaum. Sichtlich verwirrt fragte er den Führer: „Habe ich richtig gehört? Die Linken unterstützen ihre faschistischen Weltherrschaftspläne? Nie im Leben!“
Der Führer lachte gönnerhaft und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Mit geschwellter Brust und euphorischem Unterton schwadroniert er über Pebbles perfiden Plan: „Die würden uns selbstverständlich niemals helfen, wenn sie wüssten wer wirklich hinter der Netzinitiative ‚Piraten-Power gegen den Kapitalismus‘ steht. Die haben nicht die leiseste Ahnung, wer wir sind. Mr. Pebbles hat wirklich großartige Arbeit geleistet und trägt einen großen Anteil daran, wenn wir den Endsieg erringen werden. Die sind so weltfremd und hasserfüllt, weil sie es nicht ertragen können, dass jemand ein glückliches Leben führt und einen großen Wagen fährt, dass sie überhaupt nicht mitbekommen wie wir sie vor unseren Karren spannen. Hauptsache, man verspricht ihnen kostenlose Film- und Musikdownloads und grenzenlose Freiheit, alles nach Belieben zu kopieren. Das viel größere Problem war hingegen, unseren eigenen Leuten klarzumachen, dass sie beim alles entscheidenden Volkssturm auf den Straßen nicht ihre geliebten NS-Utensilien tragen dürfen. Zumindest solange bis wir den Sieg errungen haben und die Linken abholen lassen. Mr. Pebbles hat in den letzten zehn Jahren eine umfassende Datenbank mit allen Namen und Adressen unserer politischen Gegner angelegt. Während die sich dann im Siegestaumel mit Drogen vollpumpen, lassen wir sie in einer landesweiten Aktion deportieren und exekutieren. Das wird der totale Triumph. Wir werden die Demokraten und die Roten förmlich zerquetschten. Danach werden sich unsere Gegner nie wieder erheben. Jeder Vaterlandsverräter bekommt, was er verdient. Alle, die das Ausmaß der bolschewistischen Weltverschwörung verstanden haben, werden sich uns bedingungslos anschließen. Allen voran die Tea-Party. Das sind prächtige Männer und Frauen mit Verantwortungsgefühl für ihr Land. Die haben diesen schwarzen Präsidenten ganz schön vor sich her getrieben die letzten Jahre seiner Amtszeit. Der wird sich noch wundern, was wir mit ihm vorhaben.“
War es bisher starker Tobak, was der braunberockte Gastgeber Professor Schreiner an kruden Visionen auftischte, war mit diesen rassistischen Hasstiraden die Grenze des Erträglichen endgültig weit überschritten. Der Professor musste umgehend handeln – auf eigene Faust. Von Markus Scholl brauchte er sich keine Hilfe mehr erhoffen, unten tief im Vulkan war er ganz auf sich alleine gestellt. Der Countdown kam derweil in die entscheidende Phase. Es blieb nicht mehr viel Zeit, den wahnsinnigen alten Mann von seinen menschenverachtenden Plänen abzuhalten. Schreiner versuchte zunächst vom Thema abzulenken:
„Sagen sie mal, mein Herr Führer. Wenn ich eines Tages in meinem neuen Buch der Nachwelt von ihren Taten berichte, würde mich doch brennend die Frage interessieren, ob ihre trotz ihres hohen Alters noch makellos schwarzen Haare wirklich echt sind. Sagen Sie mal, färben sie nicht wenigstens ihre Schläfen?“
Der Führer durchbohrte Schreiner mit fragenden Blicken. Diese absurde Intervention hatte den Tyrannen aus seinem Konzept gebracht. Er kniff die Augen zusammen während sein Gesicht rot anlief. Er brüllte mit zitternder Stimme den Professor an: „Wie können Sie es wagen, dem Führer des deutschen Volkes eine derartige impertinente Täuschung zu unterstellen. Das Staatsoberhaupt einer stolzen Nation wird niemals zu solchen weibischen Maßnahmen greifen. Haben Sie das verstanden? Niemals! Ich ermahne sie zum letzten Mal: Missbrauchen Sie nicht meine Gastfreundschaft! Sollte ich jemals so etwas über mich
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