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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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wir treffen euch dann auf dem Wanderpfad.«
    »Du weißt doch, wie gefährlich die Strömung bei so einem Wetter wird«, gab Simon zu bedenken. »Das Wasser ist schon viel flacher als bei unserem letzten Sprung.«
    Justine schaute hinter sich in die Tiefe. »So schlimm kann es noch nicht sein. Wir kommen schon zurecht.«
    Ich betrachtete sie, meine wunderschöne, ältere Schwester, deren langes braunes Haar nun trocken genug war, um ihren Kopf zu umflattern. Es gab nichts, was ich sagen konnte. Wenn Justine sich zu etwas entschlossen hatte, war jedes Argument vergebens. Als sie mich anlächelte, leuchteten ihre Augen vor dem Hintergrund der schwarzen Wolkenmassen, die den Rest des Himmels zu verschlucken schienen.
    Ein gezackter Splitter aus neonweißem Licht schoss plötzlich durch die Luft und schlug nah genug ein, um den Boden zum Dröhnen zu bringen. Der Wind nahm zu, wirbelte Blätter von den Zweigen und Staub vom Boden auf. Ein langer Ast kam auf mich zugeschossen wie ein Pfeil von einem Flitzebogen. Ich schützte meinen Kopf mit beiden Händen und ließ mich auf die Erde fallen. Der Regen setzte ein, zuerst sanft, dann immer stärker, bis Simons Fleecepulli an meinem Rücken klebte und kaltes Wasser mir übers Gesicht lief. Ich hielt ganz still in der Hoffnung, dass der Gewitterüberfall so schnell enden würde, wie er begonnen hatte, aber die Luft wurde nur noch kälter, der Wind schärfer, der Donner lauter.
    Der Felsboden bebte unter mir und ließ mich noch mehr zittern, als ich es sowieso schon tat. Ein paar Meter entfernt stemmte sich Simon gegen den Wind. Er musste sein ganzes Gewicht einsetzen, um nicht umgeworfen zu werden, während er auf der Klippe die Handtücher und die Kleidung von Justine und Caleb zusammensuchte. Ich rief nach ihm, aber meine Stimme ging im Prasseln des Regens und den heulenden Sturmböen unter.
    Eng an den Boden geduckt, rappelte ich mich auf und versuchte, durch die Dunkelheit und das herumwirbelndeBlätterchaos bis zum Klippenrand zu schauen. Als ein weiterer gezackter Blitz den Horizont zerriss, sah ich alles so deutlich, als würde die Sonne strahlend vom Himmel scheinen.
    Justine war verschwunden.
    Ich hielt die Arme vor mein Gesicht und rannte auf den Klippenrand zu. Ein dritter Blitz zuckte vor mir über den Himmel, und ich stellte fest, wie nah ich dem Ziel meiner Anstrengung war – denn ich wäre schon fast über die Felsen hinweg in die leere Luft hineingelaufen.
    Ich versuchte zu bremsen, aber der Boden war zu glitschig. Stattdessen knallte ich hart auf den Rücken, und eins meiner Beine rutschte nach vorn. Die silbernen Streifen auf meinem Turnschuh glitzerten im Licht des nächsten Blitzes, und ich sah, dass mein Fuß über die Klippe ins Leere ragte. Mit einem Schrei krallte ich beide Hände hinter mir in die Erde.
    Einundzwanzig, zweiundzwanzig …
    Das Krachen ließ die Klippen unter mir erbeben. Normalerweise konnte ich mich bei heftigen Gewittern damit beruhigen, dass ich die Sekunden zwischen den Blitzschlägen und dem nachfolgenden Donner zählte – aber das funktionierte nur, weil sich die meisten Unwetter nicht direkt über mir befanden.
    »Mit den beiden ist alles okay!«
    Simon. Er packte mich an der Taille, zog mich hoch und vom Abgrund weg. Dann nahm er meine Hand und trat vorsichtig bis an den Rand. Nach mehreren langen Sekunden drückte er meine Hand und zeigte auf etwas.
    Die Blitze kamen jetzt noch häufiger, so dass man das Wasser besser sehen konnte. Es hatte sich in einen regelrechten Strudel verwandelt, eingerahmt von kleinen Wellen, die gegen die umliegenden Felsen brandeten. Die vereinzeltendünnen Bäume am unteren Kliffende bogen sich und peitschten zurück, ihre schmalen Stämme sahen im Wind wie biegsame Strohhalme aus. Ich schüttelte den Kopf und war überzeugt, dass Simon sich nur etwas einbildete – und dann entdeckte ich sie, zuerst nur als einen winzigen weißen Fleck, der sich durch die Dunkelheit bewegte. Caleb hatte schützend seinen Arm um Justine gelegt, während sie halb rannten, halb krochen, um zum Wanderpfad zu gelangen.
    Mit ihr war alles okay. Natürlich war alles okay.
    Simon überzeugte sich mit einem Blick, dass ich die beiden gesehen hatte, dann zog er mich zurück. Irgendwie brachte ich meine Füße dazu, sich zu bewegen, und eilte ihm über die Lichtung bis zu der überwachsenen Pfadöffnung nach. Die Äste und Wurzeln, die wir auf dem Hinweg sorgfältig beiseitegeschoben hatten, schlugen uns nun entgegen und

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