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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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drohten, uns zu Fall zu bringen, aber wir wurden trotzdem nicht langsamer. Mir hämmerte das Herz in der Brust, und ich versuchte, das Gefühl zu unterdrücken, dass wir bei der Hetzjagd durch den Wald von etwas oder jemandem verfolgt wurden, das noch schneller laufen konnte als wir.
    Ungefähr fünfhundert Meter weiter traf unser Pfad auf einen anderen, den ich auf dem Hinweg nicht bemerkt hatte. Jetzt hätte ich ihn ebenfalls fast übersehen, wäre Simon nicht plötzlich links abgebogen.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen, als ich den Grund für diesen Umweg sah.
    Justine. Sie lag in Calebs Armen, und ein breites Rinnsal aus Blut lief aus einer Kniewunde ihre Wade hinunter bis zum Fuß.
    Bestimmt war es nur Schmutz oder Seetang.
    »Nessa.« Als Simon sie aus Calebs Armen hob, griff sie nach meiner Hand und drückte einen Kuss darauf. »Mirgeht es gut, großes Ehrenwort. Ich hätte den Weg auch allein gehen können, aber jemand wollte unbedingt den Helden spielen.«
    »Ich habe einen Erste-Hilfe-Kasten im Wagen«, sagte Simon und marschierte mit Justine in den Armen auf den Hauptpfad zu.
    Ich betrachtete Caleb. Sein Gesicht war so angespannt, als er die beiden verschwinden sah, dass man ihn sich kaum als den lachenden, übermütigen Jungen vorstellen konnte, der noch vor wenigen Minuten mit Justine herumgeflirtet hatte.
    »Deine Schwester …« Er schüttelte den Kopf und sah mich an.
    »Ich weiß.«Wir wussten es beide. Die Sache war nicht seine Schuld. Auch nicht meine oder die von jemand anderem. Wenn Justine splitternackt durch Feuerreifen springen wollte, würde sie das tun. Man konnte in der Nähe mit einem Bademantel und Feuerlöscher bereitstehen, aber mehr ließ sich nicht machen.
    Wir liefen den beiden nach. Je länger wir rannten, desto harmloser wurde der Regen. Das Donnergrollen wurde leiser und die Abstände zwischen den Einschlägen länger. Als wir schließlich Simons alten grünen Kombi erreichten, der am Rand der Schotterstraße geparkt war, hatten sich die Wolken schon genug verzogen, um Flecken von blauem Himmel durchscheinen zu lassen.
    »Seht ihr?«, rief Justine, als wir bei ihr angelangt waren. Sie saß hinten in der geöffneten Heckklappe und ließ die Beine vor- und zurückbaumeln, während Simon das verletzte Knie bandagierte. »Ist nur ein Kratzer.«
    »Das ist mehr als ein Kratzer«, erklärte Simon, »aber zur Notaufnahme müssen wir trotzdem nicht gleich fahren.«
    Caleb legte ihr eine Hand auf den Nacken und küsste sie auf die Stirn. »Baby … du musst vorsichtiger sein.«
    Sie öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, als Calebs Hand zu ihrer Wange weiterwanderte. Sie legte den Kopf zur Seite, während sein Daumen zärtlich über ihre Haut fuhr, und ihr Blick wurde sanfter.
    »Du weißt, für ein kleines Abenteuer bin ich immer zu haben, aber es würde mich glatt umbringen, wenn du –«
    »Ich weiß.« Sie ergriff die Hand an ihrer Wange und küsste die Innenfläche. »Tut mir leid. Ich weiß.«
    Ich schaute dieser Szene mit einer Mischung aus Erleichterung und Verwirrung zu. Natürlich war ich froh, dass es ihr gutging, und ich fand es süß von Caleb, so besorgt zu sein, aber vor dem heutigen Tag hatten sich die beiden das letzte Mal bei unserem Weihnachtsausflug an die Nordküste gesehen. Für ein Paar, das nur gelegentlich rumknutschte, wirkten sie sehr eng verbunden.
    Was mich zu dem Schluss brachte, dass entweder das Rumknutschen ungewöhnlich gut sein musste oder dass sich Menschen durch aufregende Nahtoderfahrungen zwangsläufig näherkamen. Mit keinem davon hatte ich praktische Erfahrungen.
    »Später musst du die Wunde noch auswaschen«, meinte Simon und befestigte Justines Verband. »Aber so kommst du erst mal nach Hause.«
    »Vielen Dank, Dr. Carmichael.«Justine nahm Calebs Hand und hüpfte aus dem Kofferraum, wobei sie auf ihrem unverletzten Bein landete. »Bekomme ich jetzt einen Lutscher?«
    Simon warf ihr einen Blick zu, der Caleb dazu brachte, sie um das Auto herumzuführen und auf die Rückbank zu setzen.
    Ich half Simon, das Verbandszeug und die Pflaster einzupacken. »Dieses Jahr legen wir früh los, was?«
    Seine Hände stockten in der Bewegung, dann drückte er den Inhalt des Erste-Hilfe-Kastens nach unten und klappte den Deckel zu. Er schaute mich an, und sein Blick ließ mich nicht wieder los. Als wolle er etwas sagen, aber könne sich nicht entscheiden, ob er sollte oder nicht. Am Ende griff er nur nach meiner Schulter und drückte sie kurz. »Auf dem

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