Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
nahm ich ein paar Schlucke und wartete darauf, dass mein Körper sich abkühlte und entspannte. In stressigen Situationen trocknete ich noch schneller aus als normal. Die Energie schien nur so aus mir herauszuströmen. Und von Tag zu Tag wurden die körperlichen Probleme schlimmer. Ich hatte meinen Salzverbrauch entsprechend gesteigert, war aber nicht sicher, ob das reichte.
Sosehr ich unser Ferienhaus auch liebte und seinen Verkauf bedauerte, musste ich doch zugeben, dass unsere neue Residenz mit Meerblick klare Vorteile besaß. Allerdings war das Grundstück teuer. Anne betonte, dass wir letztes Jahr noch doppelt so viel dafür hätten zahlen müssen, und Mom behauptete, wir würden finanziell gut zurechtkommen. Aber wir brauchten die Einnahmen vom Verkauf unseres alten Ferienhauses, und zwar möglichst bald.
Unter diesen Umständen fragte ich mich, ob ich nicht ein einziges Mal meine strengen Regeln brechen sollte. Eigentlich hatte ich mir verboten, meine Talente zum eigenen Vorteil einzusetzen. Aber was konnte ein kleiner Ausrutscher schon schaden? Hier war die Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Ich würde meiner Familie finanziell helfen und gleichzeitig genug Energie bekommen, um zu Simons Haus zu marschieren und ihm alles zu sagen, was sich seit Monaten in mir angestaut hatte.
Während ich noch mit meinem Gewissen diskutierte, trank ich die Wasserflasche in einem Schluck leer. Ich atmete tief durch und sagte: »Es gibt einen ausgebauten Keller.«
Brian und seine Frau wandten sich mir zu. Ich redete weiter, bevor ich die Nerven verlieren konnte.
»Mom hat ihn erst vor fünf Jahren frisch renovieren lassen. Sie hatte dort ihr Büro, aber bestimmt ließe sich auch ein toller Fitnessbereich daraus machen.«
Ich war mir ziemlich sicher, dass die beiden darauf anspringen würden. Die Frau war gertenschlank und trug ein ärmelloses Top, das ihre durchtrainierten Arme zur Geltung brachte. Über ihrer Schulter hing eine sportliche Schultertasche, die groß genug war, um mindestens eine Yogamatte darin zu verstauen.
»Wenn man im See von einem Ufer zum anderen schwimmt, ist das eine gute Meile«, fuhr ich fort. »Gerade die richtige Strecke fürs morgendliche Trimm-dich.«
Die Frau musterte mich skeptisch, doch zum Glück war ich vom vielen Schwimmen genauso durchtrainiert wie sie und daher glaubwürdig. Unter meiner Jeans und dem weiten Oberteil konnte man die Muskeln wahrscheinlich nicht allzu gut erkennen, aber es schien auszureichen, um sie zu beruhigen. Die Falten auf ihrer Stirn verschwanden, und ihre Miene entspannte sich.
»Wir können uns den Keller ja mal anschauen.« Sie hakte sich bei Brian ein und führte ihn auf die Treppe zu.
»Also«, mischte ich mich ein, »hier oben gibt es auch noch ein paar Räume. Bei denen müsste handwerklich einiges getan werden, aber –«
»Prima, ich werfe gleich einen Blick darauf«, sagte Brian und befreite seinen Arm. »Vielleicht eignet sich einer davon als begehbarer Kleiderschrank.«
Ich nahm an, dass er mit diesem Vorschlag seine Frau besänftigen wollte. Trotzdem schaute er nur mich an, während er sprach.
Sie zögerte, dann seufzte sie. »Na gut. Aber lass dein Handy angeschaltet.«
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Brian, als seine Frau verschwunden war. »Sie hat einen ziemlich anstrengenden Geschmack.«
Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Kein Problem.«
Während ich vor ihm den Flur entlangging, warf ich ab und zu einen Blick über die Schulter, der kokett und mysteriös sein sollte. Ich war alles andere als ein verführerischer Vamp, aber hatte genug Gelegenheit gehabt, es mir abzuschauen: von Paiges Schwester Zara, ihrer Mutter Raina und meiner eigenen Mutter, die ich erst im Herbst kennengelernt hatte. Daher wusste ich, wozu ich fähig war und wie ich es anstellen musste. Allerdings hatte ich seit acht Monaten keinen Jungen auch nur angelächelt … mein letztes Lächeln hatte Simon gegolten. Also war ich nicht gerade in Übung. Aber das spielte anscheinend keine Rolle.
Denn Brian folgte mir, verschlang mich mit Blicken und grinste. Er schien völlig vergessen zu haben, dass seine Ehefrau sich im selben Haus befand oder dass er überhaupt verheiratet war. Am Gruseligsten fand ich, dass er gar nicht wusste, was er tat. Er konnte seine Instinkte nicht kontrollieren. Das konnte nur ich.
Die ganze Situation fühlte sich falsch an. Pervers. Ich hätte eine Gänsehaut bekommen, wäre ich nicht selbst dafür zu ausgetrocknet
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