Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
Barhocker waren besetzt.
»Das fasse ich nicht!«, übertönte Paige nur mühsam den Lärm von Rockoldies, Gesprächen und Gelächter. »Stecken die in ihre Burger vielleicht Bargeld statt Buletten?«
»Aber hallo!« Ein schwabbeliger Typ mit halbleerem Bierglas wandte sich von dem Billardspiel ab, dem er zugeschaut hatte, und stattdessen uns beiden zu. »Ladies, wollt ihr einen Drink?«
»Nein danke.« Ich hakte mich bei Paige ein und zog sie durch die Menge.
»Hey, braucht ihr einen Sitzplatz?«, rief ein anderer Mann von der Bar. »Ich habe gleich zwei zu bieten.«
Paige schüttelte sich regelrecht. »Der Typ hat gerade einladend auf seine Schenkel geklopft.«
Ich zog ein bisschen stärker an Paiges Arm.
»Falsche Richtung!«, rief eine dritte Stimme aus einer Gruppe junger Männer, die Tischfußball spielten. »Wir sind hier drüben!«
Ein Dutzend ähnlicher Kommentare flogen uns von allen Seiten wie Geschosse um die Ohren, als wir uns nach hinten durchdrängten. Die paar Männer, die entweder zu betrunken oder nicht betrunken genug waren, um uns anzusprechen, musterten uns mit eindeutigen Blicken, während sie an ihren Getränken nippten. Ein Teil von denen, die mitten im Gespräch abbrachen, um uns lüstern anzustarren, trug sogar Eheringe. Diese Art von Aufmerksamkeit kannte ich schon – aber nicht in solch geballter Menge. Während ich angestrengt jeden Augenkontakt vermied, wünschte ich mir, ich hätte mich für Jeans und Fleecepulli entschieden statt für mein schickes neues Outfit.
»Vanessa!«
Diese Stimme kannte ich. Als ich langsamer wurde und mich umschaute, entdeckte ich Colin in der Menge. Er saß mit drei Mädchen in einer Nische – übrigens den einzigen Mädchen im ganzen Restaurant, abgesehen von Paige und mir.
»Kommt rüber! Wir rücken zusammen, dann habt ihr noch Platz.«
Er winkte und rückte auf der Bank zur Seite. Gleichzeitig öffnete sich eine Lücke in der Menge, so dass ich einen besseren Blick auf seine Begleiterinnen bekam. Zwei von ihnen hatte ich noch nie gesehen, aber die Dritte kannte ich definitiv.
»Natalie!«, rief Paige und zog an meinem Arm. »Komm, lass uns hallo sagen.«
Als sie auf die Gruppe zusteuerte, fühlte ich eine leichte Beklemmung. Paige hatte sich begeistert auf diese neue Freundschaft gestürzt, aber ich war noch nicht überzeugt. Es gab mehrere Gründe, die mich vorsichtig werden ließen: der seltsame Kopfschmerz bei unserer ersten Begegnung, der salzige Kaffee, den sie uns serviert hatte, und ein Bauchgefühl, das ich nicht näher definieren konnte.
Abgesehen von diesen Gründen, die Einladung auszuschlagen, wollte ich auch meine Verabredung nicht warten lassen – oder womöglich Simon erklären, warum Colin sich überfreundlich an mich heranschmiss. Deshalb rührte ich mich nicht, auch als Paige energischer an meinem Arm riss. Sie schaute sich zu mir um, und ich nickte in Richtung des zweiten Raums, den wir von hier aus überblicken konnten.
Er war kleiner, aber nicht weniger voll. Und an einem winzigen Ecktisch saßen Simon und Caleb.
Paige hob zustimmend beide Daumen, dann drehte sie sich noch einmal zu Natalie um und hielt sich die Hand wie ein Handy ans Ohr, um zu signalisieren, dass sie später anrufen würde. Ich winkte Colin verabschiedend zu, während Natalie sich vorbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Seine Miene veränderte sich, aber ich wurde von der Menge weitergedrängt, bevor ich den Gesichtsausdruck deuten konnte.
»Ist das etwa ein Notebook?«, fragte Paige mich, als wir uns Simon und Caleb näherten.
Ich betrat den Restaurantbereich, der erheblich leiser war als der vordere Kneipenbereich, und stellte fest, dass tatsächlich ein Notebook auf dem Tisch stand. Außerdem war der Tisch zwischen Simon und Caleb übersät mit Notizheften, Stiften und Karteikarten, als hätten wir unser Treffen in der Bücherei.
»Okay, da lag ich wohl falsch«, sagte Paige nah an meinem Ohr. »Mit einem Computer als Gesellschaft ist es ganz bestimmt kein Date.«
Da hatte sie recht, was mich aber nicht davon abhielt, bei Simons Anblick überglücklich zu sein. Er stand auf und bot mir den Stuhl neben sich an. Erst als ich mich in den schmalen Spalt zwischen Tisch und Stuhl gequetscht hatte, setzte er sich wieder. Caleb benahm sich bei Paige ebenso höflich.
»Danke.« Sie lächelte ihm zu. »Wie schön zu sehen, dass die heutige Jugend noch Manieren lernt.«
»Tut mir echt leid, was hier los ist«, entschuldigte sich Simon. »Ich
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