Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
hatte keine Ahnung, dass es so voll werden würde.«
»Ich wusste nicht mal, dass überhaupt noch so viele Leute in der Stadt sind«, fügte Caleb hinzu.
»Eben, also sind Entschuldigungen total überflüssig«, sagte Paige. »Eigentlich freut es mich sogar, den Rummel hier zu sehen. Wie läuft es denn am Hafen?«
Ich war nicht sicher, ob sie ihre Frage absichtlich an Caleb richtete (auch wenn ich den Verdacht hatte), jedenfalls begann er einen begeisterten, ausführlichen Bericht über Captain Monty – seinen Boss – und alles, was mit dem Hafen zu tun hatte. Da ich nur daran denken konnte, wie nah Simon neben mir saß, hörte ich höchstens mit halbem Ohr hin. Schließlich beugte Simon sich zu mir vor und entschuldigte sich noch einmal.
»Ist schon okay, wirklich«, beruhigte ich ihn. »Aber wieso haben wir uns nicht bei einem von uns getroffen?«
»Ich wollte vermeiden, dass wir unseren Eltern über den Weg laufen. Meine Mutter hätte sich so gefreut, dich zu sehen, dass du nicht aus der Küche gekommen wärest, ohne wenigstens eine Kanne Tee getrunken zu haben. Und ich war mir nicht sicher, aber ich dachte, deine Eltern würden bei Caleb und mir vielleicht ähnlich reagieren.«
»Stimmt. Und wenn wir es geschafft hätten, den endlosen Fragen über die Schule und unsere Familie zu entkommen, wären sie ständig aufgetaucht und hätten uns unterbrochen – mit heißer Schokolade, Snacks und noch mehr heißer Schokolade.« Ich fühlte mich plötzlich schüchtern in seiner Gegenwart und warf ihm ein winziges Lächeln zu. »Du hast recht, zu Hause wäre nicht gegangen.«
Er hob die Mundwinkel, sein Blick wanderte kurz zu meiner Halskette und dann wieder zurück nach oben. »Du siehst übrigens sehr schick aus.«
Ich wurde rot. »Danke. Du aber auch.«
Ich hatte mich im Voraus entschieden, bloß nicht jedes Wort und jede Geste von Simon zu analysieren, um herauszufinden, was er wirklich über mich dachte oder für mich empfand. Trotzdem war mir nicht entgangen, dass er sich frisch rasiert hatte und beim Friseur gewesen war. Außerdem trug er statt Jeans eine hellbraune Hose und statt des üblichen T-Shirts einen braunen Baumwollpulli. Im Gegensatz zu unserem Treffen am Ferienhaus hatte er diesmal vorab gewusst, dass wir uns sehen würden … also hatte er sich vielleicht ein bisschen zusätzliche Mühe mit seinem Aussehen gegeben? Genau wie ich?
»Hallo, Leute.« Eine Kellnerin war an unserem Tisch aufgetaucht. »Was kann ich euch bringen?«
Ich griff gerade nach der Speisekarte, als Paige mich mit dem Ellbogen in die Seite stupste. Auf meinen verwirrten Blick hin nickte sie in Richtung der Kellnerin. Ich wusste immer noch nicht, worauf sie hinauswollte. Okay, die Kellnerin war so heftig geschminkt, dass ihr Gesicht eher einer Maske glich. Und ihre Bluse war so eng, dass sie damit bauchfrei herumlief. Außerdem schien sie die einzige Kellnerin für den gesamten Restaurantbereich zu sein, kam aber damit problemlos zurecht, als hätte sie schon unzählige Male in so einem Gedränge bedient.
» Carla «, zischte Paige, nachdem wir bestellt hatten.
»Wer?«, fragte ich.
»Die total ahnungslose Bedienung, die den Job hingeschmissen hat, weil Louis sie zum Weinen gebracht hat.« Paiges Stimme überschlug sich fast. »Das war sie!«
»Nie im Leben.« Ich drehte mich auf dem Stuhl herum, um noch einmal näher hinzusehen. Carla war bestimmt nicht mal achtzehn gewesen, und diese Kellnerin hätte ich auf fast dreißig geschätzt.
»Ich bin ganz sicher. Sie trägt ein Silberarmband, in das ihre Initialen und Blumen eingraviert sind. Genau dasselbe hat Carla jeden Tag getragen, als sie noch in unserem Restaurant gearbeitet hat.« Paige schüttelte den Kopf. »Hast du bemerkt, dass sie die Bestellungen entgegengenommen hat, ohne sie auch nur aufzuschreiben? Dazu muss man beim Kellnern schon ein Profi sein. Dabei konnte sie vor ein paar Wochen noch nicht mal Block und Stift zur selben Zeit halten, ohne eins davon fallen zu lassen.«
»Anscheinend hat sie viel bei dir gelernt.«
»Ich mag ja gut sein«, sagte Paige, »aber Wunder vollbringe ich nicht.«
Carla verschwand in den vollen Nachbarraum. Als ich mich wieder umdrehte, stellte ich fest, dass Simon das Notebook aufgeklappt hatte und Paige und mich erwartungsvoll ansah.
»Das Verbindungskabel von meiner Digitalkamera hat auch für das Modell gepasst, das ihr gefunden habt«, erklärte Caleb, »also konnten wir die Fotos herunterladen. Vielleicht sehen
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