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Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Titel: Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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müssen, dass Dad die ganzen Jahre hindurch seine Ex als geheime Brieffreundin gehabt hatte.
    »Wie fühlst du dich denn?«, fragte ich zurück. Damit wollte ich nicht ausweichen, sondern die Antwort war mir wirklich wichtig.
    Eine kühle Brise strich über das Wasser. Charlotte zog sich ihren Pullover enger um den Körper, und ich konnte sehen, wie sich ihre Rippen abzeichneten.
    »Vanessa«, sagte sie mit leiser, ernster Stimme, »ich habe nicht vor, lange zu bleiben.«
    Überrascht wandte ich mich um. »Aber du bist doch gerade erst gekommen.«
    Vermutlich hörte sie ebenso wie ich selbst die Enttäuschung in meiner Stimme. Sie neigte den Kopf und betrachtete mich. »Ich habe hier nur einen Zwischenstopp gemacht. Eigentlich bin ich auf dem Weg nach Montreal, weil ich mit ein paar Leuten reden muss –«
    »Du meinst mit Nenuphars?« Wie ich von Charlotte gelernt hatte, waren die Nenuphars ein sehr erfolgreicher Sirenenclan. Über die Jahre waren sie so mächtig geworden, dass sie über Fähigkeiten verfügten, von denen andere Sirenen nur träumen konnten. Wir beide stammten von ihnen ab, was auch der Grund war, warum Dad ihren Verführungskünsten nicht hatte widerstehen können, obwohl er Mom von ganzem Herzen liebte.
    »Ja«, sagte Charlotte. »Ich habe mit meinen Verwandten etwas zu besprechen.«
    »Aber ich dachte, du hast den Kontakt zu ihnen schon vor Jahren abgebrochen, als du den Clan verlassen hast und hierhergekommen bist.«
    »Das stimmt. Aber nun ist es an der Zeit, sie zu besuchen … genau wie dich.«
    »Obwohl sie mehr Männer ermordet haben als sonst ein Clan auf der Welt? Obwohl du dich genau aus diesem Grund von ihnen losgesagt hast?« Ich merkte selbst, wie anklagend meine Stimme klang, und wandte den Blick ab.
    »Ja«, sagte sie. »Trotz allem.«
    Ich nickte und wusste nicht, wie ich mich bei dieser Enthüllung fühlen sollte. Zwar war sie meine Mutter, aber dennoch praktisch eine Fremde, und das Ganze ging mich nichts an. Andererseits hatte Charlotte letzten Herbst selbst jemanden getötet. Sie sagte, die beiden Männer seien ihre ersten Opfer gewesen, seit sie vor vielen Jahrzehnten von ihrer Familie weggelaufen war, und sie hätte die Tat nur begangen, weil sie sonst nicht genug Kraft gehabt hätte, um gegen Raina und die anderen Sirenen von Winter Harbor zu kämpfen. Hinterher hatte sie mir erzählt, dass sie sich deswegen noch schlimmer fühlte als erwartet und geschworen hatte, nie wieder einem Menschen das Leben zu nehmen.
    Also welchen Grund konnte sie nun haben, sich mit den gefährlichsten Sirenen der Welt einzulassen?
    »Eigentlich war ich nicht einmal sicher, ob ich hier anhalten würde, bis ich die Highway-Ausfahrt vor mir sah«, fuhr Charlotte fort. »Deshalb habe ich meinen Besuch nicht angekündigt. Aber ich weiß leider nicht …« Sie senkte den Blick auf die Planken, und ihre Stimme verklang. Doch gleich darauf hob sie entschlossen den Kopf und nahm einen zweiten Anlauf. »Ich weiß leider nicht, wann ich zurückkehren werde. Deshalb wollte ich mich wenigstens bei dir melden und fragen, ob du etwas brauchst, bevor du mich nicht mehr erreichen kannst.«
    »Kann ich dich denn nicht auf dem Handy anrufen?«, fragte ich. Ihre Festnetznummer hatte ich sowieso nie gehabt. »Oder nimmst du es nicht mit?«
    »Ich werde in Montreal nur kurz meine Cousine besuchen und danach weiterreisen. In Kanada gibt es sehr einsame Gegenden, in denen man nie weiß, ob es Handyempfang gibt.«
    »Aber …«
    »Vanessa!«, rief plötzlich eine Stimme.
    Ich wirbelte herum und musste die Hand vor die Stirn halten, um meine Augen gegen die Sonne abzuschirmen.
    »Ist das Simon?«, fragte Charlotte.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, als mir klar wurde, dass sie mit dieser Vermutung recht hatte. Er stand am Rand des Parkplatzes und schaute in unsere Richtung. Hinter ihm stand der Kombi, in dem sein Bruder Caleb saß.
    »Ihr seid also immer noch zusammen. So etwas hatte ich mir schon gedacht.«
    »Nein, eigentlich sind wir getrennt.« Ich winkte und hielt einen Finger hoch, um zu signalisieren, dass ich noch eine Minute brauchte. »Er hat im Oktober mit mir Schluss gemacht, nachdem …« Diesmal versagte mir die Stimme. Aber ich brauchte den Grund auch gar nicht erst zu erklären.
    »Glaub mir«, sagte sie, wobei in ihrer Stimme eine seltsame Mischung aus Enttäuschung und Freude lag, »selbst wenn er mit dir Schluss gemacht hat, seid ihr unübersehbar immer noch ein Paar.«
    Ich drehte mich wieder

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