Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
wieder normal mit Simon befreundet sein – so normal wie überhaupt möglich.
Diese deprimierenden Gedanken zehrten an meinen Kräften, und beim Betreten des Bootstegs konnte ich meine Füße kaum noch spüren. Mein Mund war trocken, und meine Kehle brannte. Als mein Körper zu schwanken begann, beschleunigte ich meine Schritte und brachte die restlichen Meter halb rennend, halb stolpernd hinter mich.
Am Ende des Stegs ließ ich mich fallen, krempelte meine Hosenbeine hoch und steckte beide Beine ins Hafenwasser. Der Effekt ließ auf sich warten, also beugte ich mich vor und bespritzte auch mein Gesicht und die Arme. Es dauerte eine geschlagene Minute, bis ich mich kräftig genug fühlte, um mich im Sitzen aufzurichten, ohne gleich wieder zusammenzuklappen.
Charlotte hatte sich das Ganze schweigend angesehen. Sie hatte wie versprochen auf mich gewartet, aber erst jetzt ergriff sie das Wort. Ihre Stimme war leise und ernst.
»Nun, Vanessa … vielleicht gibt es doch etwas, was ich für dich tun kann?«
»Ja.« Ich holte tief Atem und ließ ihn langsam wieder entweichen. »Ich möchte, dass du eine Weile hierbleibst. Bitte.«
Kapitel 11
M ein Single-Leben hat jetzt genau zweihundertzweiundvierzig Tage, neun Stunden und drei Minuten gedauert«, stellte Paige fest.
»Und?«, fragte ich.
»Und ich weiß nicht, ob das reicht. Ich meine, um über Riley hinwegzukommen und mich wieder mit Jungs zu treffen.«
Ich parkte den Jeep und wandte mich ihr zu. »Erstens hast du Riley den Laufpass gegeben, nicht umgekehrt, also gehe ich davon aus, dass du dich inzwischen von deinem gebrochenen Herzen erholt hast.«
»Das ist mir schwerer gefallen, als du denkst. Ich habe noch nie mit einem Jungen Schluss gemacht, und eigentlich wollte ich es auch gar nicht. Aber ich hatte das Gefühl, mir bleibt keine andere Wahl.«
»Kann ich verstehen.« Ja, das konnte ich wirklich. Nachdem Paige letzten Herbst ihre Umwandlung in eine Sirene vollzogen hatte, um Raina ein für alle Mal aufzuhalten, wollte sie ihre neuen Fähigkeiten testen. Aber sie wollte nicht ausgerechnet Riley als Versuchskaninchen benutzen, für den sie echte Gefühle empfand. Also hatte sie ihre Beziehung mit Simons bestem Freund und Zimmergenossen beendet. »Andererseits hast du in den letzten zweihundertvierzig Tagen nicht einmal seinen Namen erwähnt.«
»Vielleicht hätte mich das einfach zu sehr aufgewühlt.«
»Oder vielleicht warst du zu abgelenkt von den Dutzenden süßer Jungs, die sich um deine Aufmerksamkeit gestritten haben, nachdem du wieder solo warst.«
»Na ja.« Sie zuckte mit den Schultern. »Die alle abzuwimmeln war schon recht zeitaufwendig.«
»Und um dir den Wind ganz aus den Segeln zu nehmen«, fuhr ich fort und grinste sie an, »handelt es sich heute Abend nicht um ein Date.«
»Um was denn sonst? Zwei Jungs, zwei Mädchen …«
»Nur ein ganz normales Treffen.«
»Mit Abenddinner, Getränken … und einem schicken neuen Outfit, das ich noch nie an dir gesehen habe.«
Ich schaute auf den türkisfarbenen Rock, den ich mir heute während der Kaffeepause gekauft hatte. »Den habe ich nur aus Loyalität gekauft. Um Winter Harbors Wirtschaft zu unterstützen.«
Sie tätschelte mir das Knie. »Wie selbstlos von dir.«
Ich sah sie unsicher an. »Habe ich damit übertrieben? Vielleicht sollte ich schnell noch mal nach Hause und mich umziehen. Schließlich geht es hier wirklich nicht um ein Date. Ich möchte nicht, dass Simon denkt, ich will das Treffen in ein Rendezvous verwandeln.«
»Machst du Witze? Du liebst ihn doch. Also solltest du jede Gelegenheit nutzen, ihn daran zu erinnern, dass er das Gleiche für dich empfindet. Glaub mir, selbst wenn er uns zum Tankstellenshop eingeladen hätte, wäre dieser Look« – sie zeigte auf mein Top mit Rüschenkragen, meine Jeansjacke und bunte Perlenkette – »immer noch nicht übertrieben.«
Ihre Hand lag noch immer auf meinem Knie, und ich drückte sie. »Danke.«
»Jederzeit. Okay, dann wollen wir mal die Wirtschaft in Winter Harbors bekanntestem Fastfood-Schuppen ankurbeln.«
Als wir aus dem Jeep stiegen und die Straße überquerten, fragte ich mich nicht zum ersten Mal, wieso Simon ausgerechnet diesen Treffpunkt gewählt hatte. Wenn wir nicht überhört werden wollten, hätte ein weniger öffentlicher Ort mehr Sinn gemacht … zum Beispiel eines unserer Wohnzimmer.
Der Grund wurde auch nicht klarer, als wir das Restaurant betraten. Denn es war zum Bersten voll. Jeder Tisch und
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