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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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verändert hatte.
    Tatsächlich war vieles anders. Der alte Speisesaal, er setzt durch ein neues Gebäude, war zu einem Clubraum geworden. Doch als sie am Eingang standen, sagte Mojsch plötzlich warnend: »Aber glaub ja nicht, daß es hier das Paradies ist.« Und als Aharon nach Beendigung der Zeremonie zum feierlichen Abendessen erschien, fiel ihm der suchende Blick auf, den Mojsch durch den Saal gleiten ließ, und er hörte den leichten Seufzer, der verriet, daß nicht alles in Ordnung war. Wie zur Bestätigung sagte Mojsch: »Es ist nicht einfach. Fortschritt hat seinen Preis.«
    Der Speisesaal war festlich geschmückt, auf den langen Tischen lagen weiße Tischdecken. Sie setzten sich an einen Tisch, auf dem ein Schild mit der Aufschrift »Familie Ajal« stand.
    »Was soll das heißen, reservierte Plätze?« erkundigte sich Aharon.
    »Sie müssen wissen, wie viele Leute kommen«, erklärte Chawale geduldig. »Heute, bei den vielen Chawerim und den vielen Gästen, kann man sich nicht mehr drauf verlassen, daß man einen freien Platz findet.« Energisch setzte sie Asaf und Gai auf die Plätze neben sich.
    Aharon streckte die Hand nach der Platte aus und nahm sich ein paar klebrige Datteln. Neben der Flasche mit Orangensaft entdeckte er ein paar Flecken im Tischtuch. Er betrachtete die verschiedenen Getränke, die Weinflaschen, die verzierten Pappteller, die Dutzende von Chawerim, die in den Speisesaal strömten. Am anderen Ende des riesigen Saals hatten sie eine Bühne errichtet, geschmückt mit den sieben Erntefrüchten, und auf dem Podest stand ein Mikrofon. Aharon wußte, daß vor der Mahlzeit ein kulturelles Programm zu erwarten war. Eine Gruppe älterer Mitglieder versammelte sich auf der Bühne.
    »Ich muß hinauf«, sagte Mojsch und schob seinen Stuhl zurück. Kurz darauf stand er auf der Bühne und sagte in einem ruhigen, würdevollen Ton: »Ich wünsche allen einen guten Abend und ein frohes Fest. Wir wollen nun beginnen. Der ernste Teil des Abends wird der Mahlzeit vorausgehen. Nach dem Essen werden wir zusammensitzen und uns an einem leichteren Programm erfreuen.«
    Wieder blickte Aharon sich um und suchte Osnat. Er wagte es nicht, nach ihr zu fragen. Und wieder wunderte er sich darüber, daß Srulke nicht anwesend war. Doch bevor er sich bei Chawale nach ihm erkundigen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf Mojsch gelenkt, der seine Aufgabe als Zeremonienmeister mit einer bewundernswerten Gelassenheit und Sicherheit erledigte. Er mahnte einige Kinder zur Ruhe, und sie gehorchten auf der Stelle. Als es wieder still geworden war, sagte Mojsch den Segensspruch, dann stellte er sich neben den Chor, dessen Mitglieder weiße Hemden trugen, und sang mit ihnen das Lied »Ähren auf dem Feld«.
    Im Saal herrschte eine ruhige, entspannte Aufmerksam keit, die nur manchmal vom Weinen eines Kindes unterbro chen wurde. Aharon ließ den Blick nicht von Mojsch, betrachtete die ehemals braune, langsam ergrauende Haar tolle, die Arme, deren Bräune durch das weiße Hemd betont wurde, und wunderte sich zum tausendsten Mal, wie bei jedem seiner Besuche im Kibbuz, warum er selbst nicht hier lebte, in dieser harmonischen Ruhe, in dem geregelten Gang der Kinderaufzucht, der Feldarbeit und der Festtage und in dem Gefühl der Zugehörigkeit, das alle umgab. Sie waren hier zu Hause, in Häusern, die ihnen gehörten, und er war wieder der Junge von draußen, trotz der freundlichen Blicke, die ihm die Umsitzenden zuwarfen, und jedesmal, wenn er in eine saure Gurke oder eine eingelegte Paprikaschote biß, tat er es verstohlen, als habe er kein Recht dazu, denn schließlich war er es nicht gewesen, der für das Essen gearbeitet hatte. Da half ihm auch nicht der Gedanke, Gast des Kibbuzsekretärs zu sein, ebensowenig die leichten Dissonanzen, die ihm auffielen, oder der kleine Streit, dessen Zeuge er nach dem Mittagessen wurde, als Mojsch türkischen Kaffee kochte und Chawale sagte: »Aber wenn ich doch nicht ins Ausland fahren will! Ich will einen großen Kühlschrank, und meine Mutter hat gesagt, sie würde mir das Geld geben, da kann es dir doch egal sein.« Mit harter Stimme antwortete Mojsch von seinem Platz neben der Spüle: »Wenn der Kibbuz beschließt, große Kühlschränke für alle zu kaufen, dann tut er das, auch ohne deine Mutter.« Und Chawale sagte drohend: »Wir werden sehen.«
    Auch was Aharon in Mojschs und Chawales Badezimmer entdeckt hatte, war kein Trost für ihn. Noch immer verwirrte ihn seine eigene

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