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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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so, wie sie es aussprach, seltsam archaisch und rituell anhörte.
    »Wie lange bist du jetzt schon Kibbuzsekretär?« fragte Aharon, als die Vorspeisen verteilt wurden.
    »Iß doch, das ist sehr lecker, wirklich«, sagte Chawale und legte ihm eine Art Frühlingsrolle auf den Teller.
    »Das vierte Jahr«, antwortete Mojsch müde. »Und ich hoffe, daß ich dieses Jahr abgelöst werde. Wie lange kann man so was schon machen? Ich sehne mich zurück nach der Baumwolle.«
    »Hör mal«, sagte Aharon und ließ den Blick zwischen dem Weißwein, der neben ihm stand, und dem Rotwein in den Gläsern, die sie nun zu heben aufgefordert wurden, hin und her wandern, »eure wirtschaftliche Lage sieht nicht schlecht aus. Wie habt ihr es geschafft, aus der Geschichte mit den Banken so gut rauszukommen?«
    »Ja, es geht uns relativ gut«, sagte Mojsch, und Chawale, die trotz ihrer ununterbrochenen Fürsorge für Asaf und Gai, die alles anfaßten und umwarfen, kein Wort ver säumte, meinte stolz: »Das haben wir Jojo zu verdanken. Er hat gewußt, wann wir aussteigen mußten.« Und wie um sich zu versichern, daß Aharon wußte, von was die Rede war, fügte sie hinzu: »Wann wir aufhören mußten mit den Aktien und der Börse. Wir sind rechtzeitig ausgestiegen und haben an der Sache nur verdient. Jetzt müssen wir den anderen Kibbuzim helfen, die wirklich im Dreck stecken.« Letzteres sagte sie vorwurfsvoll, als protestiere sie gegen eine allgemeine Ungerechtigkeit.
    Nun kam der zweite Gang. Die Pappteller von der Vorspeise wurden eingesammelt und in große Müllbehälter geworfen, die unter den Tischen standen. Aharon nahm ein Stück Hühnerfleisch und lehnte die Scheibe Braten ab, die Chawale ihm anbot. Sie probierte ein Stück und sagte anerkennend: »Alle Achtung, ein tolles Fleisch. Wer hat heute den Braten gemacht?« Und noch bevor sie ihren Teller leer gegessen hatte, nahm sie sich eine zweite Portion Fleisch. Indessen schnitt sie auch das Huhn für Asaf in winzige Stücke. Mojsch zog den Teller mit Mixed Pickles näher und machte sich langsam und konzentriert, wie es seine Art war, daran, den Teller leer zu essen, einschließlich des fettigen Bratenrands.
    »Nimm die Haut weg, los, nimm die Haut weg«, schrie Asaf, und Mojsch beugte sich über den Teller des Jungen und entfernte die fetten Teile, die Asaf als »Haut« bezeichnete. »Alles, was nicht glatt und braun ist, hält er für Haut«, sagte er mit einem geduldigen Lächeln.
    »Es ist das erste Fest, bei dem auch die kleinen Kinder an der Feier teilnehmen, früher hat man sie nicht mit hergebracht«, sagte Mojsch, als er Aharon Wein nachgoß. »Weil alle die ganze Zeit darüber sprechen, daß die Kinder bei ihren Eltern schlafen sollen, verhalten sie sich, als wäre es schon so weit. Man kann die Änderungen überall sehen. In der Kibbuzbewegung sind wir schon anachronistisch, die letzten, die sich noch nicht für Familienübernachtung entschieden haben.«
    »Haben sich alle anderen schon umgestellt?« erkundigte sich Aharon erstaunt.
    »Vielleicht nicht alle. Natürlich nicht alle, doch alle haben es schon beschlossen. Bei den notwendigen Um- und Anbauten ist es aber ein finanzielles Problem, den Plan in die Tat umzusetzen. Das Absurde ist«, Mojsch lächelte plötzlich, als falle ihm das zum ersten Mal ein, »daß wir keine technischen Probleme bei der Verwirklichung haben, obwohl es von der Entscheidung der Kibbuzbewegung abhängt. Im Moment ist die Rede davon, daß alle Bauarbeiten eingefroren werden, bis sich die Kibbuzim erholt haben, aber theoretisch könnten wir es schaffen. Es ist schon seltsam, daß ausgerechnet wir uns noch nicht entscheiden konnten, und ...«
    In diesem Moment trat ein dicker Mann mit Brille zu Mojsch, beugte sich vor und erkundigte sich nach dem Arbeitsplan für morgen. Dabei schaute er Aharon, der sich nicht an den Mann erinnerte, neugierig an.
    »Weißt du nicht mehr, wer das ist?« fragte Mojsch den Dicken. »Aharon Meros. Er war ein Kind von außerhalb, das wir aufgenommen haben, und dann war er Mitglied, bis vor zweiundzwanzig Jahren, stimmt's? Bis er ... bis er ... wie alt warst du eigentlich, als du weggegangen bist?«
    »Vierundzwanzig«, antwortete Aharon unbehaglich. Er spürte, wie der Schmerz im linken Arm wiederkehrte. Ein paar Tage lang hatte er ihn nicht mehr bemerkt und schon geglaubt, er könne auf eine Untersuchung verzichten.
    »Aber in der Zwischenzeit warst du manchmal hier, nicht wahr?« fragte der Mann. Aharon nickte. »Na

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