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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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»als er klein war, nachdem wir uns haben scheiden lassen und bei den Malen, wo ich ihn zu mir holte ... manchmal fing er zu weinen an und ich ... ich war erschreckt, aber ich habe es überwunden.«
    »Er hatte Angst vor ihm und hat ihn verwöhnt, Efraim Benesch. Seinen einzigen Sohn hat er verwöhnt, und er hat ihn korrumpiert.«
    »Er war nicht allein damit«, entgegnete Michael, »und noch mehr Angst hatte er vor seiner Frau. Sie war die hauptsächliche Verwöhnerin dort, und ich weiß nicht, ob sie auch vor ihrem Sohn Angst hatte oder sich einfach zu sehen weigerte, welche Art Kind sie da großzog.«
    »Ich kann mir kaum etwas Schrecklicheres vorstellen«, meinte Ada erschauernd, »ich kann mir einfach nicht vorstellen, was ein Mensch fühlt, wenn er seinen eigenen Sohn der Polizei ausliefert, und wie es sein muss, wenn er noch dazu weiß – wobei egal ist, ob es der einzige Sohn ist oder ob noch drei da sind –, dass sein Sohn ein kaltblütiger Mörder ist. Ich frage mich unentwegt, ob ... was ich getan hätte, wenn ...«
    »Das hätte überhaupt nichts geändert«, sagte Michael und zündete sich eine Zigarette an. Die lange Holzleiter stand im Zen trum des großen Raumes, an die Kanten des Durchbruchs zur Decke gelehnt, und die Arbeiter kamen jedes Mal an ihnen vorüber, bevor sie in den Raum unter dem Ziegeldach hinaufkletter ten. Der ältere Arbeiter, wieder auf dem Weg zur Leiter, warf einen Blick auf Michaels Hand, und jener hielt ihm das Zigarettenpäckchen hin. »Möchten Sie?«, fragte er, und der Mann lächelte und zog mit umständlicher Vorsicht eine Zigarette heraus, dankte ihm mit einem Blick und wartete, bis Michael ihm Feuer gegeben hatte. Danach nahm er einen langen genüsslichen Zug, hustete und räusperte sich, trat an die Leiter und machte sich daran hinaufzuklettern.
    »Gar nichts hätte es geändert, es wäre egal gewesen, denn die Ergebnisse des DNA-Tests hätte es so oder so gegeben, es hätte sich also ohnehin herausgestellt, dass das Kind von ihm war, und es war auch schon klar, dass sein Alibi ... dass er eigentlich kein Alibi hatte ...
    »Diese Geschichte mit seiner Mutter und mit der Braut und das Ganze«, sagte Ada, »sie hat nicht einmal einen Prozess abgewartet, diese Mutter, nichts.«
    »So ist das«, hing Michael laut seinen Gedanken nach, »der Vater sagt, er wird sich eine Kugel in den Kopf schießen, mit dem Auto in den Abgrund rasen, und am Ende ist sie es. Du siehst, der, der schweigt, ist gerade derjenige, der ... was hätte ich tun sollen? Sie bewachen lassen? Ich bin überhaupt nicht mal auf die Idee gekommen ...«
    »Denkst du, das war, weil sie es gewusst hat?«, fragte Ada, »weil sie mit diesem Wissen nicht leben konnte?«
    »Wer weiß das schon«, sagte Michael, »sie hat nichts hinterlassen, keinen Brief, keinen Zettel. Aber ich glaube eigentlich ganz etwas anderes. Ich denke ...«, er blickte zum Fenster, »es gibt Vögel in dieser Straße«, murmelte er.
    »Was denkst du? Du hast gesagt, dass du etwas denkst, du hörst jetzt nicht auf«, verlangte Ada.
    »Es ist bloß so eine Überlegung«, er zögerte, »ich denke, dass sie damit zurechtgekommen wäre, wenn nur sie es gewusst hätte und niemand anderer. Ich meine, sie hat begriffen, dass auch ihr Mann es wusste, und sie hat auch gespürt oder gewusst, dass er nicht stillschweigend darüber hinweggehen würde. Sie hat verstanden, dass Efraim Benesch reden würde, und sogar falls nicht, denke ich, dass das Wissen an sich, dass er, ihr Mann, es wusste und ebenso wusste, dass sie es wusste, genügte. Mit dieser Schmach, dass es Mitwisser gab, konnte sie nicht leben. Du hast gefragt, was ich denke – das denke ich, wie lange müssen wir eigentlich noch auf den Bauleiter warten?«
    »Er muss jede Minute kommen«, versicherte Ada und klopfte ihm den Arm ab, »du hast dich am Kalk schmutzig gemacht.« Sie klopfte noch einmal darauf, erhob sich dann auf die Zehenspit zen, ließ einen Finger über seine Wange gleiten und blickte ihn mit ihren braunen Augen warm an: »Warum, hast du es eilig?«
    »Nein, nein, das nicht«, sagte Michael, »ich bin nur so hung rig, ganz entsetzlich. Zwei Tage Essen aus der Cafeteria im Kran kenhaus, es wird Zeit für eine richtige Mahlzeit, oder? Seit diesem Abend in dem Restaurant mit Schorr haben wir nicht mehr anständig gegessen, was meinst du dazu? Hast du irgendwelche Wünsche?«
    »Habe ich tatsächlich«, erwiderte Ada und senkte die Augen, »aber das wird das Essen um einige Zeit

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