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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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hielt immer noch seine Hände auf die Brust gepresst.
    »Es sieht aus, als habe jemand alles zusammengepackt und sich aus dem Staub gemacht«, sagte Michael.
    »Die großen Koffer von Michelle sind nicht da«, stimmte ihm Efraim Benesch zu, und sein Seufzer verriet, wie erleichtert er nun endgültig war.
    »Hatten sie geplant wegzufahren?«, fragte Michael, »ich dachte, wir hätten vereinbart, dass Joram das Haus nicht verlässt«, erinnerte er den Vater, der immer noch in der Tür stand, gegen den Rahmen gelehnt.
    »Er hat mich nicht gefragt, und er hat mir nichts erzählt«, erwiderte Efraim Benesch, »ich sagte Ihnen schon, er macht, was er will, und jetzt ... wo seine Mutter ...« Seine Schultern zuckten, und für einen Moment hatte Michael das Gefühl, er würde ihm wieder zusammenbrechen, doch er schwankte nur im Stehen und stützte sich am Türrahmen ab. »Sie hat ein Kleid angezogen, um es zu tun«, flüsterte er, »und die Kette abgelegt.« Mit schwerfälligen Schritten betrat er das Zimmer seines Sohnes, ließ seinen massigen Körper auf die Futonmatratze fallen und verbarg sein Gesicht im Kissen. »Man hat ihr nichts angesehen«, sagte er in das Kissen hinein, »nichts, gestern Nacht war sie wie immer, sie wollte nicht hören, was ich ihr sagen wollte ... ich dachte, sie wüsste wirklich nichts, ich habe nicht gedacht ... sie ... sie hat nichts zu mir gesagt«, murmelte er und richtete sich auf, »Menschen hinterlassen ... hat sie mir etwas hinterlassen? Haben Sie einen Brief gefunden? Hat sie irgendetwas ...?«
    »Vorläufig haben wir noch nichts gefunden«, erwiderte Michael und horchte auf den Gang hinaus. »Ich glaube, der Arzt ist gekommen, Herr Benesch«, sagte er in beruhigendem Ton, »aber Sie müssen mir die ganze Wahrheit sagen – denken Sie, Jo ram hat das Land verlassen?«
    Efraim Benesch blickte ihn unglücklich an. »Wie kann ich das wissen«, murmelte er, »er war gestern Abend hier, und in der Früh, bevor ich gegangen bin, habe ich nicht nachgeschaut, ob sie im Zimmer sind, er und Michelle. Es kann sein, dass ... ich sagte Ihnen schon – ich weiß es nicht.«
    Die Eingangstür fiel zu, Schritte näherten sich, ein schwerer Gegenstand wurde auf den Gang getragen, und während Stimmen laut wurden – »Bringst du die Bahre?«, schrie einer, »Wart, bis der Arzt fertig ist«, ein anderer –, trat Michael dicht zu Efraim Benesch, bückte sich und blickte ihm in die Augen. »Wir haben bereits gesehen, dass Sie Ihren Sohn kennen, Sie sind der Einzige, der wirklich weiß, wie er funktioniert«, sagte er zu ihm, »und jetzt frage ich Sie: Ist es möglich, Ihrer Ansicht nach, dass er trotz der ganzen Versprechen und Drohungen das Land verlassen hat, mit seiner Braut, Michelle? Angesichts dessen, was passiert ist«, er deutete mit dem Kopf in Richtung Gang, »ist es wirklich besser, Sie verbergen gar nichts mehr, denn es hat effektiv keinen Zweck mehr.«
    Efraim Benesch rollte den Kopf von einer Seite zur anderen, blickte sich um, als sei im offenen Schrank eine Antwort zu finden. Danach breitete er seine Hände aus und murmelte: »Allmächtiger«, und verstummte einen Augenblick, bis er wieder an setzte: »Es kann schon sein. In die USA. Mit Michelle. Gott weiß, was er ihr erzählt hat. Aber Sie haben Recht. Es hat keinen Zweck mehr.«
    »Warten Sie hier, der Arzt wird in ein paar Minuten mit Ihnen sprechen«, wies ihn Michael an und eilte in die Küche, um von dort aus zu telefonieren. Neben dem Kühlschrank, an der Wand, war, farbgleich, das Telefon angebracht. Dreimal versuchte er, Balilati zu erreichen, und dreimal erhielt er die gleiche automatische Antwort: »Der Teilnehmer ist momentan nicht erreichbar.« Daher rief er Zila an, die in dem Moment, als sie seine Stimme hörte, zu schimpfen begann: »Sag mal, warum reagierst du nicht auf den Beeper? Schon seit einer halben Stunde versuche ich ...« Er musste sie fast anschreien, um ihre Vorhaltungen zu bremsen und ihr seine Anweisungen geben zu können, was zu tun war (»Wieso denn Absperrungen?« fragte sie ungeduldig, »wer gibt mir Leute dazu, es reicht innerhalb vom Flughafen, ich rede mit Balilati, wir wissen dann schon, was zu tun ist.«). Danach konnte sie endlich zu ihm sagen: »Ich suche dich wie eine Wahnsinnige schon seit einer halben Stunde, das Mädchen, sie ist aufgewacht, sie hat die Augen geöffnet und ist bei Bewusstsein, aber sie will nicht reden, sie redet mit niemandem, und Einat dreht dort noch durch. Keinen Ton gibt

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