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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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hinaufgeklettert ist.« Er deutete auf das Loch, das im Boden klaffte, und die Leiter, die daran lehnte. »Hat sie vielleicht die Schuhe in der Hand gehalten? Wie hat sie bloß die Beine hochgekriegt, um auf die Sprossen zu steigen?«
    »Nun«, meinte Balilati, »das ist kein so großes Geheimnis. Dazu braucht man keinen Doktor in Chemie. Man hebt das Kleid einfach so, ganz rauf« – er raffte mit beiden Händen ein imaginäres Kleid hoch und stopfte die Ränder in seinen Hosengürtel –, »und die Schuhe hält man da« – er deutete auf seine Achselhöhlen –, »oder man lässt sich von jemandem halten, sie war schließlich nicht allein hier, schon vergessen?«
    »Sie hat eine Laufmasche im Strumpf«, bemerkte Alon.
    »Ein Riesenloch hat sie, keine Laufmasche«, korrigierte Jafa, die immer noch am anderen Ende auf Knien herumrutschte. »Es muss hier passiert sein. So eine wie die, mit einem solchen Kleid und solchen Schuhen, würde nicht mal eine halbe Minute draußen mit einem derartigen Loch herumlaufen, die würde auf der Stelle tot umfallen vor lauter Scham.« Jafa unterdrückte ein boshaftes Lächeln und beeilte sich, den Eindruck ihrer Worte abzumildern: »Und auch diese Strümpfe, die kosten mindestens fünfundvierzig Schekel, das sind nicht einfach irgendwelche.«
    »Sag mal, Jafa«, Michael näherte sich ihr, »kann es sein, dass sie keine Handtasche hatte? Mit dem Kleid und den Schuhen, und dann ohne Handtasche?«
    »Schwer vorstellbar«, stellte Jafa ohne nachzudenken fest. »In ihrer Manteltasche, da« – sie deutete auf ein Plastiktütchen – »befanden sich ein Papiertaschentuch und ein Stück Zettel aus einem Bankomat, ich habe versucht, es zu entziffern, aber man erkennt nur das gestrige Datum und die Stunde, siehst du«, sie öffnete das Tütchen und zog mit spitzen Fingern, die noch in Handschuhen steckten, ein winziges Papierstück heraus.
    Michael sagte nichts darauf.
    »Keine Summe oder Zweigstelle ist drauf, nichts, nur Datum und Zeit – zehn Uhr abends, womit wir also schon mal wissen, dass sie, erstens, um zehn noch am Leben war, und zweitens, Bar geld dabei hatte. Wo ist das Geld dann? Wo ist dieser Lippenstift, den sie aufgetragen hat?« Sie warf einen Blick auf das, was einmal ein Gesicht gewesen war. »Sie hatte garantiert einen Lippenstift und einen Kamm sowie Make-up und sicher auch Parfüm. Nichts. Rein gar nichts. Eine solche Frau geht nicht ohne eine Handtasche aus dem Haus.«
    »Der Zettel muss ja überhaupt nicht ihr gehören – es kann doch sein, dass nicht sie das Geld gezogen hat, sondern jemand anders«, bemerkte Alon, »oder möglicherweise hat der, der mit ihr zusammen war, das Geld an sich genommen.«
    »Nicht bloß das Geld, die ganze Handtasche, sicher hatte sie eine. Sie war bestimmt grau wie die Schuhe«, sagte Jafa, und Michael hörte zu seiner Verblüffung einen Anklang von Neid, der sich in ihre Stimme stahl. »Allein schon ihr Mantel, der ist reine Seide und Brokat, schau dir das an, wenn ich einen solchen Mantel hätte ...« Ihre Stimme erstarb, während sie über den Brokatkragen strich und mit dem Finger die Blütenblätter nachzeichnete, die auf dem glänzenden Stoff eingestickt waren. »Das ist ein Mantel für die Übergangssaison, und der stammt garan tiert nicht von hier«, fuhr sie fort, als ihre Finger beim Etikett angelangt waren, »da, made in France, nicht Taiwan, aus Paris, was habe ich euch gesagt?« Mit sanften Bewegungen faltete sie ihn in den großen Plastiksack hinein, der auf dem Betonuntergrund bereitlag. »Sogar das Futter ist aus reiner Seide, und sie hat ihn einfach hier so hingeschmissen, auf den Boden ... vielleicht hat sie am Anfang sogar darauf gelegen«, seufzte sie, »oder vielleicht hat ihn der Täter dorthin geworfen. Was hat den der Mantel gekümmert, wenn ihm ein Menschenleben nichts wert war?«
    »Vielleicht finden wir die Handtasche irgendwo weggeworfen, vielleicht sogar hier« – Michael beschrieb mit der Hand einen Kreis im Raum –, »man muss ringsherum alles absuchen. Auch im Stockwerk darunter und im Hof, denn sie hat sicher auch wo gewohnt.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Alon, »klar hat sie irgendwo gewohnt.«
    »Was das heißen soll?«, Balilati stülpte seine dicken Lippen vor und flötete, »Schlüssel, der Boss spricht von Schlüsseln. Geht ein Mensch ohne Schlüssel aus dem Haus? Auto, Wohnung, Arbeit, was weiß ich nicht noch alles, es gibt keinen Menschen ohne Schlüssel. Waren Schlüssel in der

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