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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Händen, »sie haben gesagt, dass der Marmor sie zerquetscht hat.«
    »Denk nicht daran, Benni, so darfst du nicht denken«, mischte sich Arie Rubin mit besorgtem Ausdruck ein, kniete sich aufs Bett und legte seinen Arm um Bennis Schultern, »das ist nicht wegen dir, niemand kann Tirza sagen, was sie tun soll, du hättest ihr tausendmal sagen können, sie soll die Säule woanders hinstellen, und sie hätte nicht … sie hätte es dir nicht angelastet.«
    »Hat sie Ihnen normalerweise nicht gesagt, wohin sie ging?«, tastete sich Michael vor.
    »Je nachdem. Nicht immer, hing davon ab«, antwortete Benni Mejuchas widerwillig.
    »Wovon hing das ab? Von den Orten, wo sie hinging? Den Zeiten? Wovon?«
    Benni Mejuchas schaute ihn nicht an. Sein Blick klebte an seinen Fingern, die die Ränder der vermischten Nachrichtenseite der Zeitung »Ha’arez« falteten, die auf dem Bett neben ihm hingeworfen lag. Zwischen der Anzeige am Seitenrand, in deren schwarzer Umrandung in riesigen Buchstaben »Lügner« stand, wie täglich in den letzten Monaten, und der Meldung über den Jerusalemer Friseur und seine Fotomodellfreundin, die leblos aufgefunden worden waren, erschossen, befand sich die kleine Nachricht, in der berichtet wurde, dass die Leiterin der Kulissenabteilung des staatlichen israelischen Fernsehens bei einem Unfall ums Leben gekommen war.
    Benni Mejuchas schwieg.
    »Wie kommt es, dass sie Ihnen nichts gesagt hat? Sie waren am gleichen Ort, Sie haben zusammen gearbeitet, Sie waren doch selbst dort, auf dem Dach.«
    Benni Mejuchas machte ein unglückliches Gesicht. »Doch, ja, ich war dort.«
    »Seit wann? Ab welcher Zeit in etwa?«
    »Ungefähr ab sechs, als es dunkel wurde. Wir warteten, dass der Mond herauskäme. Gestern war Vollmond, und wir hofften, er würde aus den Wolken treten.«
    »Wer wusste davon, dass Sie dort waren?«, fragte Michael.
    Benni Mejuchas zuckte die Achseln. »Alle, ich habe keine Ahnung«, erwiderte er, ohne seine Augen von den Fingern zu heben, »wer es wissen musste.«
    »Wussten Sie, dass Matti Cohen auf dem Weg zu …«, begann Michael zu fragen und spürte, wie sich Rubin spannte. »Gleich kommt der Tee«, sagte Rubin zu Benni Mejuchas, »das Reden fällt dir schwer wegen der Trockenheit im Mund.« Dabei blickte er Michael mit einem warnenden Funkeln in den Augen an, doch Michael ignorierte ihn. »Matti Cohen war auf dem Weg zu den Dreharbeiten«, sprach er, an Benni Mejuchas gewandt, weiter, »auf dem Weg, um Ihre Produktion abzubrechen, haben Sie davon gewusst?«
    Benni hob endlich den Blick von seinen Fingern. »Nein«, sagte er mit seiner ausgedörrten Stimme, »das wusste ich nicht. Es gab Gerüchte … ich habe gehört, man würde mich die Vervollständigungen nicht machen lassen … Zadik hatte mir schon angedeutet, dass … aber ich wusste nicht, dass er …« Ein Ton der Verwunderung schlich sich in seine Stimme. »Aber er ist nicht gekommen, ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Er war unterwegs, und er hat Tirza gesehen, ungefähr um Mitternacht, vor …« Michael machte eine Geste mit der Hand, statt den Satz zu beenden. »Da war sie noch am Leben.«
    Benni Mejuchas blickte ihn an. Anders als seine Stimme und der Rest seines Körpers waren seine runden, blauen Augen jetzt voller Ausdruck, spiegelten lebendigen Schmerz wider. Ihre roten Ränder verliehen ihm das Aussehen eines gejagten Menschen.
    »Sie stand dort nicht allein, es war noch jemand bei ihr«, sagte Michael vorsichtig, »jemand stritt mit ihr.«
    Benni Mejuchas schwieg.
    »Wir dachten, dass Sie vielleicht eine Ahnung hätten, mit wem sie mitten in der Nacht sprechen konnte«, fuhr Michael fort.
    »Habe ich nicht«, murmelte Benni Mejuchas, »ich wusste nicht einmal, dass sie da war. Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich …« Er verstummte und verbarg sein Gesicht in den Händen.
    »Hätten Sie was?«, fragte Michael schnell. »Was hätten Sie?«
    »Mit ihr geredet, ihr gesagt … egal.«
    »Sind Sie sicher, dass sie Ihnen nicht gesagt hat, dass sie bei  der Arbeit sein würde?«, insistierte Michael.
    Benni Mejuchas schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts gewusst.«
    »Ich verstehe, dass Sie … eine Art Zerwürfnis hatten? Eine Krise? Einen Streit?«, pokerte Michael.
    Benni sah ihn mit unverhülltem Entsetzen an. »Wir … woher wissen Sie das?« Plötzlich keimte Misstrauen in seiner Stimme auf. »Niemand hat …« Er wischte sich mit den Händen über sein Gesicht. In der Stille, die im Raum herrschte, waren nur

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