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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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mit Stiefmütterchen zu sehen. Der Regen hatte aufgehört. Michael zog einen Stuhl aus der Ecke des Zimmers heran und ließ sich in der Nähe des Bettes darauf nieder. Eli Bachar stand zögernd an der offenen Tür. Aus einem anderen Zimmer waren gedämpfte Stimmen zu hören. Jemand öffnete anscheinend die Tür, die Stimmen wurden lauter und deutlicher. Es verstrich eine ganze Weile, bis Michael begriff, dass sie von einem Fernseher oder Radiogerät stammten. Geistesabwesend hörte er den Anfang der Nachrichten und die Meldung: »Der Sprecher des Krankenhauses teilte mit, dass der Zustand der Ministerin für Arbeit und Wirtschaft stabil sei und dass sie innerhalb der nächsten Tage entlassen würde.«
    Michael stellte sich Benni Mejuchas vor, und dieser blinzelte, starrte ihn an und verzog die ausgedörrten, rissigen Lippen. »Arie hat es mir gesagt«, murmelte er schließlich leise, »Sie wollen das Begräbnis verschieben und bitten um Erlaubnis, sie zu … ich bin nicht … die Erlaubnis kommt überhaupt nicht von mir … wir waren nicht offiziell verheiratet, Arie muss das genehmigen. Offiziell ist er noch ihr Mann.«
    »Dazu kommen wir noch«, sagte Michael und warf Eli Bachar einen fragenden Blick zu. Der zuckte mit den Schultern, als sagte er, keine Ahnung, von wem man die Genehmigung nun zu bekommen hat. »Aber Sie haben prinzipiell nichts gegen eine solche Klärung? Gegen eine derartige Untersuchung?«, fragte Michael daraufhin.
    Benni Mejuchas verzog wieder seinen Mund. »Was ändert das schon«, erwiderte er zuletzt, »Tirza ist nicht mehr bei uns. Sie hat uns verlassen.«
    »Man muss feststellen, wessen Unterschrift nötig ist«, sagte Michael leise zu Eli Bachar, worauf jener nickte. »Ich kläre das gleich«, versprach er und wandte sich zum Gehen. »Wollen Sie mit mir mitkommen? Sollen wir sie allein lassen?«, fragte er Rubin.
    Rubin straffte sich. »Weshalb sollte ich?«, fragte er befremdet. »Ich bleibe hier bei Benni.«
    Benni Mejuchas schlug mit der Faust gegen die Wand. Seine Fingerknöchel waren rötlich und abgeschürft. »Er muss nirgendwohin gehen«, stieß er heiser hervor, »ich habe keine Geheimnisse vor ihm.«
    Eli Bachar verließ das Zimmer und entfernte sich mit raschen Schritten in Richtung Eingang. Nur der schwere, pfeifende Atem von Benni Mejuchas war nun im Raum zu hören, als wäre er am Ersticken.
    »Ich wollte Sie auch fragen«, sagte Michael, »ob Sie wussten, dass Tirza da war, mitten in der Nacht. Wir versuchen nachzuvollziehen, was sie dort so spät gemacht hat. Wussten Sie, dass sie sich dort befand?«
    Benni Mejuchas schüttelte verneinend den Kopf und fuhr sich mit den Händen von den Wangen in sein schütteres Haar. »Ich habe es nicht gewusst«, antwortete er schließlich.
    »Wie kommt das?«, wunderte sich Michael. »Sie haben doch auf dem Dach desselben Gebäudes gefilmt.«
    »Sie hat es mir nicht gesagt«, stieß Benni Mejuchas hervor und drehte sein Gesicht zum Fenster.
    Michael fragte, ob er eine Ahnung habe, weshalb sie zu einer solchen Zeit in der Nacht dort gewesen sei.
    Er wusste es sich nicht zu erklären. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie bei der Arbeit sein würde, und seines Wissens war nichts an der Kulisse unfertig geblieben, das sie gezwungen hätte, dort zu sein.
    Michael fragte, ob es möglich sei, dass sie ein Treffen mit jemandem in ihrem Büro vereinbart habe.
    »Alles ist möglich, wie kann ich das wissen?«
    »Nein, ich meine damit, ob das etwas ganz Normales war, ob das schon vorgekommen ist«, erklärte Michael.
    Benni Mejuchas verzog den Mund. Nein, sie habe sich zwar ständig mit Leuten getroffen, im Büro, in der Cafeteria, aber nicht mitten in der Nacht.
    »Ich versuche zu verstehen«, sagte Michael langsam, jedes Wort betonend, »was Sie meinten, als Sie ›wegen mir, wegen mir‹ schrien, was haben Sie damit gemeint, als Sie Tirza sahen … als sie nicht mehr am Leben war?«
    Benni Mejuchas blickte ihn erstaunt an.
    »Erinnern Sie sich, dass Sie diese Worte sagten?«, vergewisserte sich Michael.
    »Ich erinnere mich …«, Bennis Gesicht nahm einen verwirrten Ausdruck an, und dann presste er abwehrend die Lippen zusammen. »Aber warum erklären?«
    »Vielleicht haben Sie gemeint, dass sie wegen Ihnen zu einer solchen Zeit bei der Arbeit war?«
    »Nein, das nicht.«
    »Was also dann? Haben Sie etwas getan, das ihren Tod verursachte?«
    Benni Mejuchas blickte ihn zornig an. »Der Marmor«, erwiderte er zuletzt und barg sein Gesicht in den

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