Oder sie stirbt
und wich auf die Gegenfahrbahn aus, um einen Van der Straßenmeisterei zu überholen. »Wer vom Tod seines nächsten
Filmes
profitieren würde.«
»Ich bin grade im Gespräch mit einem Studenten … könntest du vielleicht …«
»Weiterreden. Klar.«
Natürlich konnte sie ihre Neugier doch nicht zügeln. »Und, hatte die kleine Naive Antworten auf diese Frage?«
»Trista? Nein. Aber die Antworten liegen auf der Hand. Es kommt jeder in Frage, der für diese Sonarsysteme plädiert. Senatoren. Das Verteidigungsministerium. Die Nationale Sicherheitsbehörde. Die Hersteller dieser Sonargeräte.«
»Tja, damit ist die Auswahl ja schon wesentlich eingeschränkt. Aber kann sie durch ihre Position …«
»Sie hält mich für absolut verrückt.«
»M-hm.«
»Genauer gesagt, sie hat mich rausgeschmissen.«
»Dann kannst du jetzt also nur noch …?«
»Kannst du dir nicht mal diese ganze Geschichte mit den Sonarsystemen und der Senatsabstimmung näher ansehen?«
»Ich dachte, dass du selbst …«
»Julianne, ich meine Details. Namen, Programme, wie sie finanziert werden. Wer auch immer dahintersteht, er hat offensichtlich ganz schön Macht. Stell dir mal vor, wenn es wirklich das Verteidigungsministerium oder die Nationale Sicherheitsbehörde wäre? Ich meine … auf was für Ressourcen die zurückgreifen können. Ihre Ausrüstung, ihre Reichweite. Kontakte überall. Auf jeden Fall haben sie einen im LAPD geschmiert. Wie soll man gegen so einen Monolithen ankommen?«
»Gar nicht«, sagte sie. »Und jetzt wollen wir mal nicht übermäßig dramatisch werden. Bei Angelegenheiten dieser Art, da ist nicht unbedingt gleich die ganze …«
»… Geheimpolizei?«
»Eben. Du musst rausfinden, wo genau die korrupte Stelle im ganzen System ist, die für deine … Situation jetzt wichtig ist.«
»Kannst du mir nicht helfen? Oder ist das zu weitab von deinem Fachgebiet?«
Ein Seufzer. »Okay. Bei der
Washington Post
vielleicht. Und
The Journal.
Da sind ehemalige Kommilitonen von mir. Investigative Journalisten. Außerdem … bin ich auch kein Versager.«
Ich war mir nicht sicher, ob ihre abgehackten Sätze und der sperrige Satzbau weniger verräterisch klangen, als wenn sie ganz normal mit mir geredet hätte, aber ich war ihr zu dankbar, um eine Diskussion darüber anzufangen. Ich gab ihr die Adresse von Ridgeline Inc. in Studio City und bat sie, so viel wie möglich über diese Firma herauszufinden und inwiefern sie mit der ganzen Sache zu tun haben könnte. Julianne machte noch ein paar Mal »m-hm«, und zum Schluss legte sie auf, ohne meinen Namen zu nennen. Triumphierend schlug ich aufs Lenkrad. Endlich hatten wir etwas in der Hand.
Ich überlegte, ob ich es noch einmal bei Ariana probieren sollte. Bevor ich Julianne angerufen hatte, hatte ich noch einmal ihre sämtlichen Nummern angewählt, aber nun war ich sowieso schon fast zu Hause. In unserer Straße warteten schon wieder die Vans der Nachrichtensender, also bog ich vorher rechts ab und parkte hinter dem Haus. Sowie ich über den Zaun kletterte, wusste ich, dass etwas faul war. Als ich einen Fuß aufs Dach des Gewächshauses setzte, blickte ich durch die Scheibe nach unten und sah, dass die Regale von den Wänden gerissen worden waren. Die Blumentöpfe waren zerschmettert, die Pflanzen lagen in der verstreuten Erde herum. Mein Fuß rutschte unter mir weg, ich stürzte und landete auf dem Rücken im Dreck.
Aus dieser Perspektive sah das Gewächshaus noch schlimmer aus. Es war nicht nur alles zerbrochen, es war auch alles durchwühlt worden.
Durchsucht.
Es war schon nach vier Uhr. Gut möglich, dass Ariana schon hier gewesen war, als sie kamen. Ich drehte meinen schmerzenden Kopf und sah zum Haus hinüber.
Die Hintertür stand einen Spaltbreit offen.
Im nächsten Moment war ich auch schon auf den Füßen und rannte los. Das Haus sah genauso auf den Kopf gestellt aus wie zuvor. – Wir hatten immer noch nicht wieder aufgeräumt, seit die Polizei hier gewesen war. Im Wohnzimmer war niemand. Unser gerahmtes Hochzeitsfoto starrte mich an, und ich sah den Sprung im Glas, der im Zickzack über unsere strahlenden Gesichter verlief. Als ich nach oben rannte, rief ich Aris Namen. Im Schlafzimmer war sie auch nicht. Ich lief ins Büro und riss die Schreibtischschubladen auf.
Der FedEx-Umschlag, den ich Ridgeline entwendet hatte, war verschwunden.
Der Stapel mit den Rohlingen stand noch auf dem Regal. Ich nahm die Abdeckung ab und warf die CDs auf den Boden.
Weitere Kostenlose Bücher