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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Lauter identische. Die CD hatten sie also auch mitgenommen.
    Mit zitternden Händen fummelte ich mein Handy aus der Tasche und wählte Arianas Nummer. Voicemail und Voicemail. Ich ging wieder nach unten und stieß im Vorbeigehen die Seitentür zur Garage auf – ihr weißer Pick-up stand nicht da. Das war gut. Vielleicht war sie noch gar nicht nach Hause gekommen. Vielleicht war sie einfach in ihrer Besprechung hängengeblieben und …
    Doch dann stieg die Panik in mir auf und verdrängte diese Fantasie. Sie hätte schon seit einer halben Stunde zu Hause sein sollen. Ich blätterte hektisch in Arianas Adressbuch und rief ihre Assistentin an.
    »Patrick, was ist los? Soweit ich weiß, ist ihre Besprechung schon seit einer ganzen Weile vorbei …«
    Ich legte einfach auf und lief auf die Straße, wo ein paar Fotografen wieder Stellung bezogen hatten. Sie kamen, gleichermaßen verblüfft wie amüsiert, halb aus ihren Autos und Vans.
    »Hallo! Hören Sie, haben Sie … haben Sie irgendjemanden in mein Haus einbrechen sehen? Oder hat jemand das Haus verlassen? Haben Sie meine Frau gesehen?«
    Doch die Fotografen knipsten nur.
    »Seit wann kampiert ihr denn schon hier draußen? Seit wann?« Nichts. Langsam stieg die Wut in mir hoch wie eine Riesenwelle. »Verdammte Scheiße, habt ihr denn gar nichts gesehen?«
    Ich wirbelte herum. Die Nachbarn in den Wohnungen auf der anderen Straßenseite standen an den Türen. In jedem Stockwerk ein oder zwei Gesichter. Nebenan bibberte Martinique auf der Türschwelle, während Don ihr den Arm um die Schulter legte. »Wart ihr die ganze Zeit zu Hause?«, rief ich ihnen zu. »Wart ihr zu Hause? Habt ihr Ari gesehen? Ist sie …«
    Don drehte sich um und schob seine Frau ins Haus.
    Ich fuhr wieder herum. Nichts als Gesichter hinter klickenden Kameras.
    »Ich weiß nicht, wo sie ist, verdammt! Ich hab keine Ahnung, wo sie ist!«, rief ich ihnen flehend entgegen. Zwei fingen an zu kichern, während der Dritte entschuldigend nickte und vor mir zurückwich.
    Durch die offene Haustür hörte ich das Telefon klingeln.
    Gott sei Dank.
    Ich rannte nach drinnen und riss den Hörer von der Gabel. »Ari?«
    »Ich hatte gehofft, unser letztes Telefongespräch würde wirklich das letzte bleiben.«
    Als ich die elektronisch verzerrte Stimme hörte, stellten sich mir die Härchen im Nacken auf.
    »Aber Sie sind hartnäckiger, als wir gedacht haben.«
    Ich konnte nicht atmen.
    »Wir können Sie nicht töten, das wäre zu offensichtlich.«
Eine wohlbemessene Kunstpause.
»Aber Ihre Frau …«
    »Nein«, brachte ich heraus. »Hören Sie …«
    »Die
CD

    »Nein, ich …
nein.
Ich habe sie nicht. Ich habe keine CD .«
    »
Bringen Sie uns die
CD
. Oder wir schicken Ihnen das Herz Ihrer Frau in einem FedEx-Paket, das wahrscheinlich so ähnlich aussehen wird wie das, das Sie uns gestohlen haben.
«
    Ich legte eine Hand auf die Küchenarbeitsplatte, um nicht zusammenzubrechen. »Bei Gott, ich schwöre Ihnen, jemand hat sie mir gestohlen.«
    »Fahren Sie zu Keith Conners Haus. Nehmen Sie den Personaleingang. Der Code lautet
1509
. Parken Sie einen knappen Meter vor dem Topf mit dem Kaktus neben dem Gästehaus. Bleiben Sie dort sitzen. Lassen Sie die Fenster nicht herunter. Verändern Sie Ihre Position nicht, wenn wir zu Ihnen kommen. Wenn Sie mit den Bullen reden, stirbt sie. Wenn Sie die
CD
nicht mitbringen, stirbt sie. Und wenn Sie nicht Punkt fünf Uhr hier sind, stirbt sie.«
    »Nein!
Warten Sie!
Hören Sie, ich kann nicht …«
    Er hatte aufgelegt.
    Meine Gedanken überschlugen sich. Wenn mich gerade jemand von Ridgeline angerufen hatte, dann musste wohl jemand anders hier eingebrochen sein und die CD gestohlen haben. Aber wer? Die Polizei, um sich zusätzliche Beweise zu beschaffen? Korrupte Polizisten, um mich zu erpressen? Die Nationale Sicherheitsbehörde, das Verteidigungsministerium oder die Handlanger eines Senators? Was hatte ich überhaupt für eine Funktion in dieser Geschichte? Offensichtlich war die CD doch nicht so leer, wie ich gedacht hatte. Aber was zum Teufel war darauf versteckt?
    Fünf Uhr – das war in siebenunddreißig Minuten. Gerade genug Zeit, um dorthin zu fahren, ganz sicher nicht genug zum Überlegen.
    Wie konnte ich die CD wieder auftreiben, wenn ich keinen Schimmer hatte, wer sie gerade hatte?
    Sechsunddreißig Minuten.
    Ich griff zum Telefonhörer, um mich bei Detective Gable zu vergewissern, dass er sie nicht genommen hatte. Aber die Zeit lief mir davon. Selbst

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