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Odice

Odice

Titel: Odice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anais Goutier
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Arm trug sie einen kleinen weißen Wäschekorb aus geflochtener Weide.
    »Die Herren erwarten in einer Stunde ihre Gäste. Monsieur Eric wünscht, dass Sie heute Abend das hier tragen.«
    Damit verteilte die Japanerin den Inhalt des Korbes auf Odice’ Bettbank. Es handelte sich um schwarze Dessous, darunter eine Korsage, sowie einige Accessoires, die für Odice’ Geschmack viel zu sehr an Karnevalskostümierungen erinnerten. Dann fiel ihr Blick auf die beiden kunstvollen venezianischen Masken. Die eine war eher schlicht gehalten, die andere mit einem opulenten, hoch aufragenden Federputz versehen, der das ovale, elfenbeinfarbene Gesicht mit dem sinnlichen goldenen Mund umrahmte wie die Mähne eines Löwen. Die leicht katzenäugige Augenpartie beider Masken war aufwendig mit prunkvollem goldenem Dekor aus Bändern, Steinen, Pailletten und orientalisch anmutenden Ornamenten versehen. Wie in Eyes Wide Shut , schoss es Odice durch den Kopf.
    »Ich nehme an, Sie sind frisch geduscht, Mademoiselle?«
    Odice nickte.
    »Gut. Dann werden wir Sie jetzt ankleiden.«
    Sada reichte ihr den schwarzen, üppigst mit Spitze verzierten Ouvert-String und anschließend das prächtige Unterbrustkorsett. Das Teil war viel schwerer, als Odice es erwartet hatte.
    »Es ist auf traditionelle Weise handgefertigt aus einem Atelier in Paris mit echten Fischbeinstäben«, erklärte Sada so stolz, als hätte sie es selbst angefertigt.
    Sie half Odice beim Hineinschlüpfen und bat sie dann, sich an ihrem Schminktisch festzuhalten. Odice ahnte nichts Gutes. Unter Sadas kleinen kalten Händen wurde aus dem modischen Kleidungsstück ein ernst zu nehmendes Folterinstrument. Mit der gewissenhaften Disziplin einer Zofe des 17. Jahrhunderts nahm die kleine Japanerin die Schnürung in Odice’ Rücken vor. Sie zog und zerrte so fest an den Schnüren, dass Odice sich tatsächlich gut festhalten musste, um nicht rückwärts umzukippen und Sada unter sich zu begraben. Sie bekam kaum noch Luft und ächzte unter der strengen Schnürung, doch Sada ließ sich nicht beirren und setzte ihre rabiate Arbeit fort, bis sie in der Höhe von Odice’ Steißbein eine kunstvolle Schleife band. Odice konnte sich kaum noch rühren und stand, als hätte sie einen Stock verschluckt.
    »Schauen Sie nur in den Spiegel, Mademoiselle. Das nenne ich eine Taille. Und dann erst Ihr Busen – Sie sehen hinreißend aus!«
    War Sada lesbisch? Zumindest konnte sie sich wirklich für ihre Arbeit begeistern.
    Tatsächlich war Odice’ ohnehin schlanke Taille schmal wie noch nie und ihr Busen quoll so üppig über den spitzenbesetzen Rand des Korsetts, dass man hätte meinen können, sie hätte operativ nachgeholfen. Dennoch machte ihr die enge Schnürung mächtig zu schaffen. Sie konnte nur ganz flach atmen und fürchtete, jeden Moment ohnmächtig zu werden.
    »Es sieht wirklich schön aus. Aber ich glaube, ich halte das nicht aus, Sada«, erklärte sie.
    »Es ist nur im ersten Moment so unangenehm, Mademoiselle. Bis Sie gelernt haben, richtig zu atmen. Sie dürfen nicht zu schnell und nicht zu tief atmen, immer langsam, regelmäßig und ein bisschen flacher als gewöhnlich.«
    Die Japanerin lächelte ihr aufmunternd zu, machte aber keinerlei Anstalten, die Schnürung zu lockern. Anschließend befestigte sie Odice’ Strümpfe an den Strumpfhaltern, die an dem Korsett angebracht waren. Odice selber wäre dazu auch gar nicht in der Lage gewesen, so steif fühlte sie sich in dem Korsett.
    »Ich werde jetzt Ihre Augenpartie schwarz schminken, damit sie hinter der Maske anonym bleibt«, erklärte Sada, nachdem sie Odice’ Schminkzeug aus dem Bad geholt hatte.
    Dann folgten die albernen Accessoires, darunter eine viel zu kurze weiße Kellnerinnenschürze aus spitzenverziertem Satin, deren breites Bindeband Sada gekonnt zu einer voluminösen Schleife arrangierte, die Odice’ Po dekorierte wie ein Weihnachtspäckchen. Dazu kamen weiße Manschetten mit schwarzen Manschettenknöpfen und ein ebensolcher gestärkter Hemdkragen mit einer Fliege. Odice fand das geschmacklos und trivial, aber sie fügte sich Erics Wünschen.
    »Sie werden zusammen mit mir den Aperitif, das Amuse-gueule und die erste Vorspeise servieren. Anschließend werden Sie vor Kopf der Tafel Platz nehmen und den Herren Gesellschaft leisten«, instruierte Sada sie.
    Dann warteten sie gemeinsam auf das Eintreffen der Gäste.
    Als schließlich das Klingelsignal ertönte, das darauf hinwies, dass jemand am Haupttor des

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