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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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die Verantwortung für diese gottlose Tat den Wiederauferstandenen Christen zuzuschieben, um deren guten Namen und Ruf zu zerstören. Seine Anhänger waren mit ihm einig, und das war auch mancher weniger gläubige Südnordländer. Diesmal waren die Nordnordländer eindeutig zu weit gegangen!
    Simon Peter II. verlegte die Belagerung vom südnordischen Reichstag zur nordnordischen Botschaft in Fredenshvile, und die Anzahl der Wiederauferstandenen Christen erhöhte sich umgehend auf das Doppelte. Gleichzeitig erhöhten sich Anzahl und Brutalität der gewalttätigen Übergriffe auf Nordnordländer, die zufällig in Südnorden waren, beträchtlich. Es (alias Esra) hatte gleich mehrmals ins Schwarze getroffen.
    Aber Es (alias Esra) hatte öfter ins Schwarze getroffen, als ihm selbst klar war: Die Wiedergeborenen Juden zweifelten nämlich nicht daran, dass die Telefonbombe für sie bestimmt gewesen war, da Hesekiel, der Rechtschaffene, der Vater und die fünf restlichen Onkel kurz vor der Explosion der Bombe am Gerichtsgebäude vorbeigegangen waren. Und nicht nur das; offensichtlich war es äußerst gerissen von den Wiederauferstandenen Christen, eine Bombe hochgehen zu lassen, die zum einen den prophetischen Sohn aus dem Weg räumen und – mit der Forderung nach der Freigabe des Großen Mannes – gleichzeitig jeglichen Verdacht zerstreuen sollte, dass sie selbst ihn gefangen hielten.
    »Wir müssen unsere Antrendunden, den Großen Mann zu finen und zu befeien, verdoppeln«, lispelte Hesekiel, der Rechtschaffene. »Wir müssen den Feind andeifen, bis er so verundet ist, dass er audibt.« Der prophetische Sohn senkte den Kopf, es bestand kein Grund mehr zu sagen.
    Und diesmal musste Es (alias Esra) nicht die Lunte anzünden.
     
    »Am gestrigen Morgen explodierte um 9.20 Uhr eine Bombe vor der nordnordischen Botschaft in Fredenshvile. Es gab einen Toten und dreiunddreißig Verletzte, darunter dreizehn Schwerverletzte.
Die Bombe war unter einem Baum in der Einfahrt der Botschaft platziert worden. Abgesehen von einem eher leicht verletzten nordnordischen Boten gehören der Tote und alle Verletzten der Weltuntergangsprophetengruppe der Wiederauferstandenen Christen an, die vor der Botschaft demonstrierten. Es ist noch ungewiss, ob die Bombe gegen die Botschaft oder gegen die Demonstranten gerichtet war. Der Anführer der Wiederauferstandenen Christen, Simon Peter II, behauptet jedoch, dass es sich bei der Bombe um einen weiteren feigen und ungöttlichen Versuch der nordnordischen Wahren Christen handelt, die Wiederauferstandenen Christen im Kern zu treffen.
    Die Polizei hat bisher nur wenige Spuren, die sie verfolgt, gibt jedoch bekannt, dass die einleitenden Untersuchungen darauf hinweisen, dass die Bombe keine Ähnlichkeit mit jener aufweist, die letzte Woche vor dem Gerichtsgebäude explodierte. Die Polizei schließt dennoch nicht aus, dass zwischen beiden eine Verbindung besteht.
    Am späteren Vormittag wurden zwei nordnordische Touristen, die nichts ahnend auf dem Weg zum nordnordischen Konsulat waren, angegriffen und brutal von der Menge zusammengeschlagen. Die beiden Nordnordländer befinden sich noch immer im Krankenhaus, ihr Zustand wird als kritisch bezeichnet.
    Der südnordische Staatsminister hat die südnordische Bevölkerung aufgefordert, von jeglicher Form von Gewalt Abstand zu nehmen, sowohl gegenüber Angehörigen anderer Glaubensrichtungen als auch gegenüber dem nordnordischen Brudervolk. Gleichzeitig hat der nordnordische Außenminister alle Nordnordländer, die keine unaufschiebbaren Dinge zu erledigen haben, aufgefordert, Südnorden zu verlassen und sich vor allem von Fredenshvile fern zu halten, bis die Situation wieder unter Kontrolle ist.« Sigbrit Holland ließ die Zeitung sinken und im Steuerhaus wurde es still. Es war Brynhild Sigurdskaer, die das Schweigen brach.
    »Krieg«, sagte sie. »Krieg singen die Wellenkämme, und Krieg wird es geben!«
    »Wissen Sie das, oder glauben Sie das zu wissen?«, fragte Sigbrit Holland mit schlecht versteckter Ironie in der Stimme.
    »Das kommt wohl auf das Gleiche heraus«, warf der Fischer
Ambrosius ruhig ein.
    »Es kann doch nicht auf Grund einer kleinen Insel, die bis vor wenigen Monaten noch niemand kannte, zu einem Krieg zwischen Südnorden und Nordnorden kommen. Das ist doch vollkommener Wahnsinn!«
    »Alle Kriege sind Wahnsinn.« Die durchsichtige Frau starrte Sigbrit Holland herausfordernd an, sprach jedoch mit ihrer üblichen sanften Stimme. »Wahnsinn

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