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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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strich sich mit einer ärgerlichen Bewegung das Haar aus dem Gesicht.
    Der Fischer Ambrosius sah sie lange an, bevor er antwortete.
    »Da sind wir uns leider nicht so sicher«, sagte er leise.
    »Aber selbst wenn ein Großteil der Bevölkerung es billigt, könnte ich ihnen doch erzählen, dass Odin ein ganz normaler Mann von einer ganz normalen Insel ist, dessen Pferd sich ein Bein gebrochen hat, und dass er jetzt nach einem Tierarzt und einer Möglichkeit sucht heimzureisen.«
    »Und wie willst du ihnen erklären, dass bis vor ein paar Monaten niemand von der Existenz dieser ganz gewöhnlichen Insel gewusst hat? Und wie willst du ihnen erklären, dass niemand dorthin reisen kann? Dass ein Flugzeug nach dem anderen über der Insel verschwindet?« Der Fischer schüttelte den Kopf. »Wenn wir nicht erklären können, was auf der Insel vor sich geht, wird alles, was wir sonst sagen können, nur Öl ins Feuer gießen.«
    »Wir könnten es wenigstens versuchen!«
    Der Fischer Ambrosius sah Sigbrit Holland verwundert an.
    »Holde Frau, du hast dich sehr verändert, seit wir dich zum ersten Mal getroffen haben.«
    Sigbrit Holland lachte.
    »Nein, das habe ich nicht«, sagte sie und trat mit dem Fuß leicht gegen das Tischbein. »Ich habe nur angefangen zu zeigen, wer ich bin!«

    Der Fischer stand auf und ging zu ihr hinüber.
    »Es gibt vieles, was wir gerne sagen würden, aber der Zeitpunkt ist der falsche.« Er schielte kurz zu Brynhild Sigurdskaer hinüber.
    Sigbrit Holland errötete und sah weg.
    »Der Zeitpunkt ist nie richtig, nicht wahr?«, murmelte sie.
    »Er kommt.« Der Fischer setzte sich wieder hin und fuhr dann fort, als sei er nie unterbrochen worden: »Beenden wir das, was wir begonnen haben. Wir brauchen dich hier. Ungeachtet dessen, was du eventuell zu Hause in Südnorden ausrichten könntest, ist es nichts im Gegensatz zu dem, was du hier ausrichten kannst. Und ungeachtet dessen, was du zu Hause ausrichten könntest, könnte es auch ein anderer an deiner Stelle tun. Wir müssen einen Weg zurück zu der Insel finden, und wir müssen ihn bald finden!«
    Sigbrit Holland betrachtete den Fischer eine Weile, dann sah sie zu Odin hinüber.
    »Gut«, sagte sie schließlich und setzte sich. »Dann sollten wir uns wohl besser beeilen. Die Zeit läuft ab.«
    »Die Zeit läuft so schnell wie jeder Einzelne«, warf Brynhild Sigurdskaer ein. »Hundert Jahre sind hundert Jahre sind hundert Jahre. Aber hundert Jahre sind zehn Jahre, sind ein Jahr für den, der es zu eilig hat.«
    »Das ist mir gleichgültig«, sagte Sigbrit Holland gereizt. »Sie können in Ihrem Tempo arbeiten. Ich arbeite in meinem. Denn wenn wir nicht bald etwas herausfinden, brauchen wir überhaupt nichts mehr herauszufinden.«
    »Heißt das, dass Veterinär Martinussen nicht mit den Vorschriften fertig wird?«, fragte Odin und zog bekümmert an seinem Bart.
    »Nicht ganz«, lachte der Fischer. »Sie sollten sich nur besser darauf einstellen, dass wir einen anderen Veterinär als Veterinär Martinussen finden müssen.«
    »Ich wäre wahrlich sehr dankbar, wenn wir einen mit weniger Vorschriften finden könnten«, murmelte Odin. »Dieser Martinussen hat für meinen Geschmack etwas zu viele.«
    »Jetzt hab ich es!«, fuhr Brynhild Sigurdskaer erregt dazwischen.
    »Was?«
    »Erwähne die Insel und die Hölle bricht los« , sagte sie und wiederholte die Worte langsam, während sie jede einzelne Silbe aussprach. »Erwähne die Insel und die Hölle bricht los.«
    »Das ist allmählich ziemlich offensichtlich, nicht wahr?«, sagte Sigbrit Holland.
    Brynhild Sigurdskaer stand auf und kletterte ohne zu antworten die Leiter hinunter ins Innere der Rikke-Marie.
    »Erwähne die Insel und die Hölle bricht los« , murmelte der Fischer Ambrosius und sah zu Sigbrit Holland hinüber. »Ja, das ist wohl offensichtlich. Trotzdem weiß man nie, wozu es führen kann.«
    Und als hätte sie seine Worte gehört, kam Brynhild Sigurdskaer genau in diesem Moment mit einem Buch in der Hand die Leiter hinauf. Sie öffnete es da, wo ein Zeichen steckte.
    »Nur ein Inselschmied schlägt Eisen los.«
    »Siehst du?« Der Fischer Ambrosius wandte sich Sigbrit Holland zu.
    »Und was bedeutet das?«, fragte sie interessierter, als sie beabsichtigt hatte.
    »Da bin ich mir noch nicht sicher«, sagte Brynhild Sigurdskaer leise. »Aber es hat einen Bezug zu dem Spruch mit der Hölle .«
    »Und die Worte?«, fragte der Fischer. »Bist du dir da sicher?«
    »Nur ein Inselschmied schlägt

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