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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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Lennart Torstensson brauchte ein Heer, dieses Heer sollte ihm das Glück bescheren. Einherjer kämpften, Mann gegen Mann, Tod jeden Abend, neu am Morgen. Was für eine fabelhafte Idee!
    Der Grund, warum der geheilte legendäre Lennart Torstensson ein Heer brauchte, war der, dass er – in einem plötzlichen Anfall fiebriger Einsicht – begriffen hatte, dass sein einziger wirklicher Feind kein Geringerer war als die südnordische Regierung.
Es leuchtete ihm mit einem Mal völlig ein, dass die Entführung von Herrn Brams Bramsentorpf von der südnordischen Regierung selbst inszeniert worden war, um den Eindruck zu erwecken, dass sie Herrn Odin Odin nicht versteckt hielt. Deshalb hatte man auch nicht auf seine Drohbriefe reagiert. Die südnordische Regierung wusste nur allzu gut, dass Herrn Bramsentorpf nichts zustoßen würde. Aber dass die südnordische Regierung bereit war, solch schändliche Mittel einzusetzen, konnte nur eins bedeuten: Die südnordische Regierung beabsichtigte in keinster Weise Herrn Odin Odin freizugeben, was wiederum nur eins bedeuten konnte: Die südnordische Regierung würde in keinster Weise ihren Anspruch auf die Insel aufgeben.
    Da Bomben, Droh- und Erpresserbriefe sich als unwirksam erwiesen hatten, blieb dem geheilten legendären Lennart Torstensson keine andere Wahl, als sich ein Heer zu beschaffen, das stark genug war, die südnordische Regierung zum Nachgeben zu zwingen. Noch bevor das Fieber ganz gefallen war, wusste der geheilte legendäre Lennart Torstensson genau, woher er sein Heer nehmen sollte. In Südnorden gab es nur einen Menschen, der eine Einheit anführte, vor der die südnordische Regierung Angst hatte: Simon Peter den Zweiten.
     
    »Wir werden im Delfinkostüm reisen, das Meer in seiner Macht zum Narren halten«, Odin zwirbelte seinen Bart und sah begeistert auf seinen in Gummi gehüllten Körper hinunter.
    Es war der letzte Novembertag, und die Tauchausrüstung war gerade eingetroffen. Der Fischer hatte den Erhalt quittiert, und jetzt probierten sie sie an. Sie wollten am nächsten Morgen in aller Frühe aufbrechen, wenn es noch dunkel war. Je nach Windrichtung wollten sie sich an die westliche oder östliche Seite der Insel halten. Sigbrit Holland sollte das grüne Fischerboot, das früher einmal grün-orange gewesen war, so nahe wie möglich an die Klippen heransegeln, der Rest lag an den drei Männern und dem Zufall. Sie sollte nicht auf sie warten, da das Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte. Wenn auf dem Grund der Meerenge irgendetwas schief gehen sollte, konnte sie sowieso nichts tun. Ein weiterer Versuch kam nicht in Frage.

    Der Fremdling saß stumm in seiner Ecke und sah gleichgültig dem Auspacken der Tauchausrüstung zu. Aber Gunnar der Kopf war voller Ehrfurcht.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, wiederholte er immer wieder, während er sich am rechten Ellenbogen kratzte. Er zeigte auf Odins Kostüm. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Odin öffnete die Tür des Steuerhauses und ging an Deck, um zu prüfen, wie man in dem Taucheranzug gehen konnte. Gunnar der Kopf folgte ihm langsam. Der Mann mit dem riesigen Kopf sah sehr nachdenklich aus und kratzte sich am Ellenbogen. Dann hatte er eine Idee.
    »Vielleicht wäre es gut, die Sachen auszuprobieren, nur um sicher zu sein, dass alles funktioniert«, sagte er zu seinem Kameraden. »Vielleicht hier und jetzt.«
    Odin zog an seinem Bart und nickte und ging direkt zu der Leiter hinüber, machte einen Schritt in die Luft, fiel senkrecht auf die Wasseroberfläche und verschwand aus Gunnars Gesichtsfeld. Er sah hinunter, aber in dem dunklen Wasser war nichts zu erkennen. Enttäuscht drehte er sich um und ging unter Deck, wo er sich an den abgenutzten Mahagonitisch setzte und niedergeschlagen an seinem rechten Ellenbogen kratzte. »Das taugt nicht viel, das Unterwassergehen«, sagte er mit betrübter Stimme. »Man kann überhaupt nichts sehen.«
    »Odin!« Der Fischer Ambrosius sprang auf und lief nach draußen. Er zog sich den Pullover über den Kopf, schüttelte die Schuhe ab und sprang kopfüber ins Wasser. Es dauerte nicht lange, bis der Fischer an der Wasseroberfläche auftauchte, um Atem zu holen. Er schüttelte den Kopf, dass das Wasser aus seinem Haar spritzte, und tauchte wieder hinunter. Erst als der Fischer zum vierten Mal keuchend nach oben kam, hielt er den kleinen alten Mann im Arm. Odin hustete und prustete und sah irgendwie unpässlich aus, aber es gelang ihm, die Hand auszustrecken und

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